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TIPS/059: Rote Grütze - eisgekühlt und heißgeliebt! (SB)


Rote Grütze - eisgekühlt und heißgeliebt!



Ob "Röd Gröt", "Rode Grütt" oder "Rote Grütze" - die verschiedenen Namen für diesen Nachtisch zeigen schon, wo er beheimatet ist: im hohen Norden Deutschlands und noch weit darüber hinaus in ganz Skandinavien. Die Zutaten passen zum Landschaftsbild des Nordens und bestanden früher schlicht aus allem, was das ländliche Lebensumfeld an Köstlichem bot: aus dem Garten, den Wäldern oder am Wegesrand geerntete Beeren, Zucker und Stärke, und die traditionelle Beigabe dazu ist ein Krug frischer Milch. Je nachdem, wie groß der Wohlstand im Hause war, wurde die Milch auch schon mal durch leicht angeschlagenen Rahm ersetzt oder etwas zerbröckelter Zwieback dazu gereicht.

Demgemäß war diese fruchtige Angelegenheit einst ein reines Sommerdessert. Heute kann dieser Nachtisch aber aufgrund jederzeit erhältlicher Tiefkühlprodukte beliebig zu jeder Jahreszeit genossen werden, und statt Milch serviert man dazu auch schon gern einmal Vanillesoße oder -eis. Zudem ist die Auswahl an Früchten vielfältiger geworden. Einst galt: Ob rote und schwarze Johannisbeeren, Blau-, Him- Erd- oder Brombeeren, es ist egal, welche Beeren da hineinkommen, nur rot müssen sie sein. In der heutigen Zeit, wo die Zubereitung der Nahrung nicht mehr orts- und saisongebunden ist, sind der Kombinationslust keine Grenzen mehr gesetzt. Die Grütze kann aus jeder Art von Frucht bestehen und muß noch nicht einmal mehr rot sein.

Mit Hilfe von im Handel erhältlichem farbenfrohen Sirup oder einigen Spritzern Lebensmittelfarbe, dazu Aromastoffen und Multivitaminsäften kann diese fruchtige Süßspeise immer noch als "Grütze" durchgehen, hat aber mit ihrem Ursprung kaum noch etwas gemein. Danach nämlich müßte sie Getreide enthalten, denn das Wort "Grütze" bedeutet eigentlich "Getreideschrot" (wie es etwa als Hafer- oder Gerstengrütze bekannt ist). Dieser wurde in Form von Grieß, Graupen, Flocken oder eben Grütze aus enthülsten, entspelzten Getreidekörnern gewonnen. Von der Größe her liegt Grütze zwischen Grieß und Graupen. Daß diese Süßspeise einst den Namen erhielt, mag daher rühren, daß sie früher oft mit Graupen, manchmal aber auch mit Sago (in Kugelform gebrachte Stärke, die aus dem Mark der Sagopalme oder aus Kartoffeln gewonnen wird) zubereitet wurde.

Zuguter Letzt hier noch ein Rezept, das in puncto Zutaten und Zubereitung eine Brücke zwischen Tradition und Moderne schlägt, denn weder besteht es aus den mittlerweile fast vergessenen Graupen, noch beinhaltet es die inzwischen oft verwendeten künstlichen Ergänzungsstoffe. Das folgende Rezept basiert auf Cranberries. Wer allerdings glaubt, dies sei ein auf dem deutschen Markt neues Produkt, irrt. Denn die hauptsächlich aus den USA und Kanada stammenden Cranberries wachsen auch hierzulande unter den weit weniger bekannten Namen "Kranichbeeren" oder "Moosbeeren".

Für dieses Rezept (ca. 4-5 Portionen) nehme man 1 kg frische Kranichbeeren. Sie werden roh im Püriergerät mit ca. 200 ml Fruchtsaft zu feinem Mus verarbeitet. Das ganze wird in einem Topf mit Zucker unter ständigem Rühren zum Kochen gebracht. Anschließend bindet man es mit in Fruchtsaft (ca. 100 ml) ausgerührter Speisestärke (ca. 50 g), füllt es noch heiß in Portionsschälchen und läßt es dort abkühlen. Dazu gibt es frische Milch. Übriggebliebene rote Grütze hält sich übrigens im Kühlschrank fünf bis sechs Tage.

Rote Grütze aus Kranichbeeren mit Milch - Foto: © 2014 by Schattenblick

Foto: © 2013 by Schattenblick

25. Januar 2014