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ERSTAUFLAGE/743: Inhaltliche Zusammenfassung von Nr. 2747 (SB)


Wim Vandemaan

Neu-Atlantis

Perry-Rhodan-Heft Nr. 2747



Januar bis Juli 1516 NGZ; Terrania - Immer mehr Schiffe kommen von Thantur-Lok ins Solsystem, um Arkoniden nach Terra zu bringen, die von der überwältigenden Mehrheit der Terraner mit Solidarität empfangen werden. Die Terraner wissen, daß mit den Arkoniden Wissen und Tatkraft und nicht zuletzt ökonomisches Vermögen ins Solsystem kommt. Es scheint, als würde sich die wissenschaftliche, künstlerische und ökonomische Elite Arkons im Solsystem versammeln. Dieser Zustrom wird noch drei Jahre lang anhalten, denn 1519 NGZ soll Arkon an den Richter Chuv übergeben werden.

Der steinreiche Arkonide Chorest da Ragnaari hat sich mit der erfolgreichen terranischen Architektin Nior Carok zusammengetan, um mit seinem und dem Vermögen anderer wohlhabender Arkoniden bei den Azoren ein Neu-Atlantis zum Kerngebiet einer neuen Kultur zu machen. Es soll mehr sein als eine kleine Arkoniden-Kolonie, die eng begrenzt ist und von niemandem beachtet wird. Das neue Atlantis soll das Potential bekommen, der Geschichte des Solsystems, die seit jeher mit der Arkons verknüpft war, eine Wendung zu geben.

Rund um die Azoreninseln werden Plattformen gebaut, die zum Teil genauso groß sind wie die Inseln selbst. Auf den Plattformen des neu errichteten Raumhafens werden ganze Khasurne zwischengelagert, bis der Grund und Boden fertiggestellt ist, auf dem sie stehen sollen. 700 Meter große Trichterbauten, in deren Innenbereich sogar Drachenflieger ihrem Sport nachgehen können, sind aus dem Arkonsystem nach Terra transportiert worden. Unter Wasser sollen Kuppelstädte entstehen und die Städte über Wasser mit gigantischen Brücken verbunden werden. Dabei soll der gesamte Inselkomplex später nicht wie eine zusammengewürfelte Stadtlandschaft aussehen, sondern so, als wären die Azoren die Bruchstücke eines verloren gegangenen größeren Ganzen gewesen, das nun wieder heil wird. Bei den Azoren befindet sich auch Atlans ehemaliges fast 15.000 Jahre altes Notquartier, eine 120 Meter durchmessende Unterwasserkuppel aus Arkonstahl. Sie soll auch Teil von Neu-Atlantis werden, das nicht als exterritoriales Gebiet betrachtet wird, sondern der solaren Regierung untersteht. Es gehört zum Gemeinwesen und steht loyal zur Liga Freier Terraner.

Das Projekt Neu-Atlantis wird nicht nur von Arkoniden unterstützt, sondern auch von verschiedenen Kulturstiftungen, Hilfsorganisationen und einem terranisch-aarusischen Firmenkonsortium, das sich Gen-Vision nennt und genetische Modifikationen entwickelt. Diese Firma hat sogar ihren Firmensitz von Terrania nach Neu-Atlantis verlegt. Die Aarus, Angehörige eines amphibisch lebenden Volkes aus der Galaxis Tradom, haben schon immer genetische Versuche an ihrem Erbgut unternommen und sind daher auf diesem Gebiet sehr bewandert.

Für Gen-Vision arbeitet auch Virgil Fludd, Wortführer der IntOp-Bewegung, der Intelligenzoptimierungs-Bewegung, die sich in wissenschaftlichen Kreisen zu einer breiten Strömung entwickelt hat. Virgil Fludd und seine Anhänger streben an, die Evolutionsmöglichkeiten der terranischen Arten auszuschöpfen, ihre Entwicklung zu steuern und zu forcieren. In Zoos leben bereits intelligenzoptimierte Primaten und Papageien. Gen-Vision will aber auch vollkommen neue Arten kreieren, sogenannte Technozyten, bei denen nicht nur das zentrale Nervensystem umstrukturiert wird, sondern deren neu aufgebaute Hirne auch neue Sinne brauchen, neu orientierte Hormone, für die es neuer Drüsen bedarf und neuer Verdauungstrakte sowie neuer Mägen und neuer Münder.

Virgil Fludd vertritt die Ansichten des Techno-Mahdi, der seine Parolen in der Vergangenheit über gesteuerte Ameisen an so viele Häuserwände geschrieben hat, daß man sie von allen Ecken Terranias aus sehen konnte. Der Techno-Mahdi ist der Ansicht, daß, je höherentwickelt eine Technologie sei, desto weiter die Erkenntnis reiche, deren letztendliches Ziel die vollkommene Selbsterkenntnis des Universums sei. Alle Unbekannten in der Rechnung des Universums würden dann verschwinden und die Gleichung aufgehen.

Auf den Azoren will Fludd eine neue marine Lebensform schaffen, die intelligent ist. Mit den Technozyten sollen den Menschen Erkenntnispartner an die Seite gestellt werden, die ihnen eine erweiterte Art, die Welt zu verstehen, nahe bringen sollen. Fledermäuse, Papageien, Delphine und Kalmare erkennen die Welt anders als Menschen. Diese anderen Aspekte der Welt sollen nicht in der Sprachlosigkeit der Kreatur verloren gehen, sondern Dank der Technozyten zur Sprache gebracht werden. Damit würde dem Menschen seine einzigartige Stellung genommen werden, die er in der Natur ausfüllt.

Scharfe Widersacher der IntOp-Bewegung sind die Gen-Puristen, die die Entstehung neuer Arten nötigenfalls auch mit Gewalt verhindern wollen. Da die Gen-Puristen drohen, sämtliche Technozyten zu vernichten, läßt der Aarus Laffandra Lugal Banda und Nin Sun, zwei intelligenzoptimierte Riesenkalmare, die bei den Azoren im Meer leben, von Roboterfischen bewachen.

Juni 1516 NGZ, Terrania - Farye Sepheroa wohnt im Haus ihres Großvaters Perry Rhodan. Sie hat das Gefühl, nicht allein zu sein. Eine Nische, auf deren Boden sich ein Zeichen befindet, taucht immer wieder an verschiedenen Stellen auf. Dieses Zeichen läßt sich trotz intensiver Recherche keiner bekannten Sprache zuordnen. Die Hauspositronik weiß lediglich, daß die Vorbesitzer des Hauses Galkiden waren, ein Volk, das Außenstehenden jeglichen Einblick in ihre Geschichte und ihr Erbgut verweigert. Alle 256 Jahre löschen die Galkiden sämtliche historischen Archive und amtlichen und privaten Aufzeichnungen, ändern ihre Namen und wechseln ihre Wohnorte.

Als Gucky zu Besuch kommt, um Farye Sepheroa dazu einzuladen, mit dem ZfV-Schiff RAS TSCHUBAI in die Larengalaxis Larhatoon zu fliegen, um dort nach Perry Rhodan zu suchen, bittet sie ihn, eine Nacht in dem Haus zu verbringen und in einem der vielen Zimmer zu schlafen. Dort hat Gucky einen merkwürdigen Traum, in dem er durch ein milchiges Fenster schaut, in dem etwas versucht an die Oberfläche zu kommen, es aber nicht schafft. Dann verschwindet das Fenster plötzlich und eine Tür erscheint, durch die er geht und in einen sich nach links und rechts windenden Gang kommt, der wieder zu einem milchigen Fenster führt, das sich zu einer Tür wandelt, die einen sich nach links und rechts windenden Gang öffnet usw. Er geht dem so lange nach, bis er überhaupt nicht mehr weiß, wie er wieder zurückfinden kann und das Gefühl bekommt, selbst derjenige zu sein, der in dem milchigen Fenster feststeckt und nicht an die Oberfläche gelangen kann. Daß er dennoch zurückgefunden hat, läge daran - wie er Farye später erzählt -, daß ihn jemand geleitet habe. Farye meint, daß dies nichts Böses sei. Als sie Gucky gestattet, in ihren Geist zu schauen, um herauszufinden, ob sie das nur sagt, weil das Haus das so will oder ob es ihre wahre Meinung ist, kann er nichts finden, das darauf hindeuten würde, daß sie manipuliert wird. Nur vage Eindrücke von dem Haus kann er in ihrem Geist finden, verbunden mit dem Gefühl einer Erwartung, als ob es auf jemanden warten würde. Gucky überlegt sogar, ob das Haus vielleicht gar kein Haus ist, sondern eine Art Fernglas, durch das man erst lernen muß zu schauen.

Bennyd Paullu, ein Wissenschaftler, der für die Waringer-Akademie arbeitet, hat einen Sohn names Andris, der nach einem Transmitterdurchgang im Koma liegt, aus dem ihn auch der Ara Zesculor nicht herausholen kann. Die Ärzte nennen es Hyperkontinuierlich induziertes singuläres Syndrom, kurz HISS. Bennyd Paullu liest Andris immer wieder das Märchen "Geh, ich weiß nicht wohin, hol, ich weiß nicht was" vor, das er immer so geliebt hat. Er hofft, ihn auf diese Weise irgendwie zu erreichen, obwohl Zesculor ihm wenig Hoffnung macht. Bennyd Paullu arbeitet in einem Institut, dessen Aufgabe es ist, über die irdische Biosphäre zu wachen und alarmierende Vorkommnisse zu unterbinden. Trotz strikter Raumhafenkontrollen gelangen immer wieder extraterrestrische Tiere, Pflanzen und andere Lebensformen nach Terra, die sich unter günstigen Lebensbedingungen explosionsartig ausbreiten können und die heimischen Lebensformen zurückdrängen. Bennyd Paullu hat den Verdacht, daß Gen-Vision an nicht-zertifizierten Gen-Modifikationen arbeitet, also an behördlich nicht genehmigten neuen Arten. Er und sein Kollege Ellion Mancari werden nach Neu-Atlantis geschickt, um die Machenschaften von Gen-Vision zu überprüfen. Terranische Behörden erlauben keinen Eingriff in das planetare Erbgut der Erde, das sich in der Obhut der Solaren Regierung als Sachverwalterin der Biosphäre befindet. Die Manipulation daran ist eine Straftat. Ein Eingriff, der die erdgeschichtliche Kontinuität und Homogenität wissentlich und willentlich gefährdet, ist sogar ein Kapitalverbrechen.

Als Bennyd Paullu behördliche Inspektionen bei den Azoren durchführt, muß er feststellen, daß Zesculor ebenfalls für Gen-Vision arbeitet. Der Ara, der seinen Sohn betreut, forscht am schlafenden Bewußtsein und stellt sich Fragen wie: Wo ist der Geist, wenn der Mensch schläft? Sind wir im traumlosen Schlaf noch wir, oder sind wir nur wir, wenn wir wach sind? Zesculor findet, daß jeder Funken Geist ebenso viel wert ist wie ein ganzer Stern, wobei es unerheblich ist, ob dieser Geist einem natürlich gezeugtem Kohlenstoffkomplex innewohnt oder einem konstruierten.

Bennyd Paullu und Ellion Mancari fahren mit einer Deep-Down-Sphäre zu der Stelle, wo die Positronik des Unterseebootes zwei Riesenkalmare lokalisiert hat, die sich merkwürdig verhalten. Lugal Banda und Nin Sun entkommen dem Angriff eines Pottwals, weil sie sich klüger verhalten, als ihre normalen Artgenossen - ein Beweis dafür, daß es Technozyten sind. Sie sind auch größer als andere Riesenkalmare und haben ein größeres Gehirn, da ihre zentralen neuronalen Strukturen komplexer sind.

Ellion Mancari führt ein Gerät mit sich, das wie eine Kamera aussieht und zum Teil auch so funktioniert. Doch ehe sich Bennyd Paullu versieht, hat Mancari die angebliche Kamera zu einem Desintegrator umgebaut, den er so an der Glasitkuppel der Deep-Down-Sphäre befestigt, daß er nach draußen auf die Riesenkalmare schießen kann. Lugal Banda versucht seine trächtige Gefährtin in Sicherheit zu schubsen und wird getroffen. Bennyd Paullu stellt entsetzt fest, daß sein Kollege ein Gen-Purist ist, der nicht im Sinne des Instituts handelt, sondern dieses und ihn nur dazu benutzt hat, seine Interessen zu verwirklichen. Obwohl er sofort eingreift, kann er nicht verhindern, daß Mancari Lugal Banda tötet. Ein weiterer Schuß hätte auch Nin Sun erwischt, wenn nicht einer der Robotfische dazwischen gegangen wäre. Innerhalb der Kuppel entbrennt zwischen Paullu und Mancari ein Kampf auf Leben und Tod. Paullu versucht, den Desintegrator von der Glasitscheibe zu reißen, was nach langem Ringen, bei dem Mancari ihn fast erwürgt hätte, auch gelingt. Doch das Glasit kann die Lücke, die dabei entsteht nicht schnell genug schließen. Mit ungeheurem Druck schießt ein Wasserstrahl durch das verbliebene winzige Loch, trifft Mancari am Kopf und verletzt ihn tödlich.

Bennyd Paullu überlebt die Havarie der Deep-Down-Sphäre schwer verletzt. Nahe des Todes hat er zum ersten Mal das Gefühl, seinem Sohn wirklich nahe zu sein und ihm wird bewußt, daß jedes Leben in der uferlosen Raumzeit niemals mehr sein kann, als ein kurzes Aufblitzen von Freiheit und Sehnsucht nach denjenigen, die man liebt. Doch in der Gesamtheit erleuchten diese sanften Blitze das Universum. Bennyd gibt dem kurzen Wunsch, sich dem Tod zu ergeben nicht nach und kehrt zurück ins Leben. Als er später erneut seinem Sohn das Märchen "Geh, ich weiß nicht wohin, hol, ich weiß nicht was" vorliest und seine Gedanken zu der weiblichen Riesenkalmar abschweifen, die ihn mit großen Augen angesehen hatte, bevor sie in die Weite des Ozeans entschwebt war, schlägt Andris die Augen auf und verlangt, daß er die Geschichte weitererzählt.

14. April 2014