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ERSTAUFLAGE/988: Inhaltliche Zusammenfassung von Nr. 2994 (SB)


Wim Vandemaan

Engel und Maschinen

Perry-Rhodan-Heft Nr. 2994


Sanhaba, Khaydsystem, Zwerggalaxis Ecloos, Mai 1552 NGZ

Adam von Aures und Lotho Keraete stammen aus der Stadt Aures, die zum Teil zwischen den Dimensionen liegt. Delorian Rhodan hatte diesen Ort einst entdeckt und mit der Stadt den Vertrag von Sanhaba geschlossen. Dieser beinhaltet, daß Delorian der Stadt Aures neue Bewohner zuführt und im Gegenzug von ihr Hochtechnologie zur Verfügung gestellt bekommt. Im Laufe der Jahrtausende hat er so immer wieder Menschen, wie zum Beispiel Toufec, vor dem Tod bewahrt und sie in der Stadt angesiedelt, wo sie den Bund der Sternwürdigen bildeten und im Langsamen Haus wohnten. Wo genau sich der Planet Sanhaba, auf dem diese Stadt steht, im Normalraum befindet, weiß man nicht.

Als Atlan aus den Jenzeitigen Landen in die Milchstraße zurückkehrte, nahm das Bewußtsein der Pedotransferin Tamareil in ihm Zuflucht. Sie begegneten dem Aggregat Etain aus Lotho Keraetes 'schöner Familie'. Tamareil unternahm einen kurzen Ausflug in dessen Geist und fand heraus, daß es aus der Stadt Aures stammt. Sie schnappte eine Ansicht des Khaydsystems und seiner Nachbarschaft auf und Atlans fotografisches Gedächtnis speicherte diese Information. Später übermittelte er sie per SEMT-Haube der Mondpositronik NATHAN, die zahllose Sternkarten auswertete und etliche Simulationen durchführte, bis sie schließlich relativ sicher war, daß sich das Khaydsystem in Ecloos zwischen Milchstraße und Andromeda befinden müßte.

Hekéner Sharoun sandte schließlich am 18. Mai 1552 NGZ einen kleinen Verband aus drei Schiffen auf den Weg nach Ecloos: Den Dolan JASON mit Opiter Quint, Ernst Ellert und Homunk an Bord, den ferronischen Frachter NEÈFOR, der im Dienst des TLD steht und JASON an Bord nehmen kann, sowie das 2500-Meter-Schiff LUGIA SCINAGRA. Über den Sonnentransmitter Ecloos-Trio überwanden sie die Entfernung von 250.000 Millionen Lichtjahren in Nullzeit und suchten dann sämtliche in Frage kommenden Sonnensysteme ab, bis sie das fanden, welches dem Bild aus Atlans Gedächtnis am nächsten kam.

Sanhaba ist eine Welt, die zu drei Vierteln aus Meer besteht. Shandra Sarmotte zufolge, die Toufec gefolgt war, gibt es nur eine Ansiedlung auf einem der sieben Kontinente - die Stadt Aures. Als JASON sich ihr nähert, scheint sie unbelebt zu sein - keine Gleiter, keine Fahrzeuge und keine Hyperenergieemissionen. Immerhin kann Funkkontakt zu einem gewissen Curd Lincoln hergestellt werden, der sich sehnlichst das ein oder andere Wässerchen oder ein scharfes Kraut wünscht, das die Lungenbläschen durchpustet. Als Ellert meint, er hätte Zigaretten, bekommen sie den besten Landeplatz zugewiesen. Zur Stadt müssen sie allerdings zu Fuß gehen, denn der übliche Linienbus hat gerade keinen Dienst. Homunk bleibt an Bord JASONS zurück. Er ermahnt Quint und Ellert, auf sich acht zu geben, denn dies sei keine gewöhnliche Stadt.

Curd Lincoln, der von Delorian 1904 sterbend aus einem verunglückten Zug gerettet wurde, führt Opiter Quint und Ernst Ellert zur Stadt Aures. Die beiden suchen nach einer Möglichkeit, die Milchstraße vor dem Weltenbrand zu retten und wollen deshalb alles über Adam von Aures erfahren. Lincoln kennt Adam nicht, aber es gäbe ein Archiv, wo man vielleicht etwas über ihn erfahren kann. Da Aures auch die Stadt der Zeitgefährten genannt wird, hoffen Quint und Ellert Kontakt zu ihnen aufnehmen zu können. Aber auch denen ist Lincoln nie begegnet.

Den beiden Besuchern wird klar, daß die ganze Stadt und auch der Ozean, der den größten Teil des Planeten bedeckt, aus Nanogenten besteht, die die Umgebung beliebig umgestalten können, wie ihnen demonstriert wird. Sie erfahren, daß das Khaydsystem sich zwar in der Mächtigkeitsballung der Superintelligenz ES befindet, aber ein exterritoriales Gebiet darstellt, das ES immer respektiert hat.

Auf dem Weg in die Stadt stoßen die drei auf eine Statue, die eine Tafel hält, auf der die Losungen des Techno-Mahdi stehen: "Wissen ist Heil." "Technik ist Erlösung. Außerhalb der Technik ist keine Erlösung." Eine ihnen bislang noch unbekannte Losung lautet: "Wenn Engel in die Geschichte eintreten, werden sie Maschinen sein." "Technik ist nicht Herr nicht Knecht. Technik ist Identität." Eine Altersanalyse der Statue und ihrer Tafel ergibt, daß sie mindestens 200.000 Jahre alt sind. Die Losungen des Techno-Mahdi sind also die Losungen der Stadt Aures.

Nachdem die beiden in einem Café deutsches Essen serviert bekommen, fühlt sich Ellert immer wohler. Quint bleibt mißtrauisch und sieht mit Sorge, wie Ellert sich von der Stadt, die ihr Erscheinungsbild beliebig verändern kann, in zunehmendem Maße vereinnahmen läßt und ihre Mission zu vergessen scheint.

Als Curt Lincoln sie wieder abholt, fragen sie ihn nach Toufec. Ja, den und Shanda Sarmotte kenne er. Auf die Frage, wo sie zu finden seien, führt er sie zu deren Gräbern, die von einem mürrischen Grabpfleger namens Usher Lightfoot betreut werden. Dieser kennt Adam. Sie hätten die selbe Mutter - Shanda Sarmotte, die bei Adams Geburt gestorben sei. Lightfoot verhält sich ausgesprochen feindselig den beiden Gästen gegenüber. Er vertritt die selben Ansichten wie Adam, daß die Milchstraße seit Ewigkeiten in Knechtschaft lebe und Superintelligenzen sie zu ihrem Protektorat erklärt haben. Er ist der Meinung, daß es längst Zeit sei, eine Kultur aufzubauen, die gegen die Manipulation außenstehender Mächte agiert. Lightfoot sieht in Quint und Ellert Handlanger dieser Mächte. Trotzdem ist er bereit, einiges über Adam, den er als seinen Halbbruder bezeichnet, preiszugeben. Adam ist aus dem Erbgut Shanda Sarmottes und aus einer künstlichen DNS, die von Pazuzu synthetisiert und mit DNS-Partikeln Toufecs versetzt worden ist, entstanden. Adam trägt Nanogenten in sich, die ihm helfen, sich auf verschiedene Art und Weise zu verkörpern.

Aures stellt Bedürftigen Phänogestalten als biomorphe Überlebensassistenten, auch Taylwit genannt, zur Verfügung. Die Stadt bietet so einen Zufluchtsort. Sie will eine Rettungsinsel im Kosmos sein. Alle Mitglieder des Bundes der Sternwürdigen, die vor dem Tod bewahrt worden sind, bestehen zum Teil aus Nanogenten, die Aures jedoch jederzeit zurückfordern kann.

Was Adam angeht, so hat er von seiner Mutter Paragaben geerbt. Er ist ein schwacher Permanentsuggestor und Permanenttelepath. Das bedeutet, daß er diese Parafähigkeiten nicht bewußt und fokussiert einsetzen muß, sie bilden einen unaufhörlichen Teil seines Bewußtseins. Dadurch glaubt er, im Einklang mit der Menschheit zu stehen, und bildet sich ein, von den Menschen bevollmächtigt zu sein, sie durch den Einsatz technischer Mittel auf sein eigenes Niveau zu heben. Bis dahin werde er vorangehen, als ein Primus inter pares, ein Erster unter Gleichen - ein Adam.

Das Archiv ist verschlossen, wie Lincoln konsterniert feststellt. Bisher war es immer offen. Die Versuche, die Tür mit Thermobeschuß zu überwinden, scheitern. Das Material hält jedem Angriff stand. Ein Schlüssel muß her, obwohl es in Aures keine Schlüssel gibt. Lincoln führt sie in den Wald der Werkzeugmacher, eine Liegenschaft der Stadt Aures. Zur Kommunikation stellen Leuchtkäfer eine Schrift dar. Gegen einen Tropfen von Ellerts Blut erhält dieser einen zapfenartigen Gegenstand, der problemlos in eine Aussparung der Archivtür gelegt werden kann, die vorher nicht zu sehen war. Die Tür öffnet sich. Im Innern erhalten Quint und Ellert endlich die Informationen über Adam von Aures, die sie brauchen. Mehrere Datendossiers öffnen sich und erzählen eine Geschichte, die vor 49.221 Jahren begann. Zu dieser Zeit landete Delorian mit seinem Raumschiff TOLBA auf der Erde - auf der Suche nach Kandidaten für seinen Bund der Sternwürdigen. Unbemerkt lösten sich einige Nanogenten aus der Hülle seines Schiffes und schwärmten aus. Sie stießen auf einen erschossenen Mann und sein ebenfalls totes Pferd und drangen in beide ein. Daraufhin erwachten sie wieder zum Leben. Der Name des Mannes lautete Usher Lightfoot. Dieser Mann wandert seit dieser Zeit durch die Geschichte der Erde und sammelt Informationen und Genmaterial. Er hat sogar in den 1970er Jahren in Bayern Ernst Ellert kennengelernt. Usher Lightfoot braucht zwar keinen Schlaf, aber die Anstrengung seiner Existenz im Kraftfeld seines eigenartigen Bewußtseins fordert seinen Tribut. Hin und wieder muß er sich auflösen. Dann lagern seine Elemente entweder in tiefen Gesteinsschichten der Erde oder im Eismantel der Antarktis, oder auch verstreut über die aride Hochebene des Altiplano.

Aures verbleibt dabei in ihm genauso, wie er immer in Aures ist, denn das Bewußtsein der Nanogentenkomposition ist vom Eigenbewußtsein der Stadt Aures nicht trennbar. Die Losungen der Stadt gelten allerorten. Da er sich jeden Stoff zu eigen machen und sich verwandeln kann, ist Lightfoot unzerstörbar. Verletzungen können sofort repariert werden. Sein Plan ist, der Befreier vom Tod zu werden, der Erlöser vom Leid. In diesem Sinne schloß er sich einer Gruppe von Professoren und Studenten an, die sich die Frage stellten, ob sich die Idee der alten lemurischen Wissenschaftselite, ein Regime der Technokraten zu errichten, mit den Mitteln der aktuellen, von der Hyperimpedanz eingeschränkten Technologie, noch verwirklichen läßt. Ein Historiker gab ihrem Projekt den Namen 'Mahdi'. Diese Gruppe war zu Beginn des sechzehnten Jahrhunderts NGZ noch unorganisiert, mehr eine Spielidee als eine Realität, die alte religiöse Erwartungen bediente, denn in der Endzeit sollte ein Rechtgeleiteter auftauchen, ein Mahdi, der alles Unrecht beseitigen würde. Nach der dys-chronen Scherung schloß sich Lightfoot dieser Gruppe an und baute sie zu einer schlagkräftigen Organisation aus.

Doch dann sandte Aures Adam aus, um Lightfoots Nanogenten zurückzuholen. Ein Nanogentenfaden gelangte über ein Handelsschiff der Vanen nach Terra, nahm Wasser und Moleküle auf und wurde zu einem Menschen, zu Adam. Dieser spürte Lightfoot auf und verschmolz mit ihm für eine Weile. Als sie sich wieder trennten, bildeten sie zwei Varianten derselben Person. Usher Lightfoot kehrte zu Aures zurück und Adam von Aures wurde der Techno-Mahdi.

Opiter Quint und Ernst Ellert verlassen das Archiv und suchen noch einmal Usher Lightfoot auf. Ellert will ihm die Informationen entlocken, wie man Adam schaden kann. Er droht Lightfoot mit Vernichtung. Dieser kann nicht sicher sein, ob die Waffen der NEÈFOR und der LUGIA SCINAGRA ihm wirklich nichts antun können, und gibt den Hinweis, daß sich ein Nanogentenkörper unter Einwirkung von Vitalenergiestrahlung auflöst. Ein Zellaktivator könnte also zu Adams Achillesferse werden.

Wie Quint und Ellert bei ihrer Rückkehr zum Dolan erfahren, hat Homunk das Schiff kurz nach ihnen verlassen, um mit Aures zu sprechen und sie zu bitten, seine von Adam geraubten Gliedmaßen zu ersetzen. Doch wie man den Aufzeichnungen, die man an Bord JASONS von dieser Begegnung angefertigt hat, entnehmen kann, wehrt die Stadt ihn ab. Wie Homunk später Quint berichtet, könnte er seine Gliedmaßen durchaus bekommen. Doch der Preis ist zu hoch. Die geforderte Gegenleistung könnte nur von einer ganz bestimmten Superintelligenz erbracht werden.

Im Gegensatz zu Ellert und Quint hat Homunk kein Bleiberecht auf Aures. Die beiden hätten bleiben können, wie die Stadt ihnen durch zwei Kinder mitteilen läßt, doch sie ziehen es vor, Aures mit JASON wieder zu verlassen, da sie nun wissen, wie man Adam von Aures beikommen kann.

15. Januar 2019


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