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ERSTAUFLAGE/1009: Inhaltliche Zusammenfassung von Nr. 3015 (SB)


Leo Lukas

Raptus Terrae

Perry-Rhodan-Heft Nr. 3015


Rudyn im Ephelegonsystem (18. und 19. Oktober 2045 NGZ) sowie Rückblick auf die Geschehnisse im Solsystem (14. Februar 1522 NGZ bis 1615 NGZ)

Perry Rhodan und seine Begleiter aus der Vergangenheit kommen mit Reginald Bulls Flaggschiff THORA auf Rudyn an, das nun die Rolle Terras übernommen hat. Der Planet im Ephelegonsystem ist bereits im 25. Jahrhundert alter Zeitrechnung von Auswanderern anderer terranischer Kolonien besiedelt worden. In der Solaren Residenz, derselben die einst über Terrania schwebte, berichten Reginald Bull und der Posbi Ganud, was sich nach dem Verschwinden der RAS TSCHUBAI ereignet hat.

1552 NGZ hatte Reginald Bull eine ganze Flotte zusammengestellt, um nach der RAS zu suchen. Das RAS TSCHUBAI-Suchkommando wurde von Anna Patoman geleitet, blieb aber erfolglos. Im Jahr 1554 NGZ fand man allerdings im Kuipergürtel eine automatische Sonde mit defekten Datenspeichern. Das kuriose an ihr war, daß ihr Herstellungsdatum zwei Jahre in der Zukunft lag, wofür selbst die Chronodynamikerin Aichatou Zakara keine Erklärung fand.

Diese fand man erst im Jahr 1556 NGZ, als im Solsystem, vor allem in der Nähe der Erde und des Mondes, Singularitätsstreifen auftauchten - zweidimensionale Abschnitte im Raum, die eine rechteckige oder trapezförmige Form hatten. Ihre nur mikroskopisch geringe Seitenlänge dehnte sich immer weiter aus, so daß diese Phänomene sich schließlich zu dreidimensionalen Würfeln von maximal 1275 Meter Seitenlänge aufwölbten. Obwohl sie keine erfaßbare Masse hatten, übten die Flächen dieser Singularitätsstreifen auf ihre Umgebung eine Gravitation aus, die von zunächst einem Gravo bis später 100 Gravos reichte. Der Raumschiffs- und der Transmitterverkehr wurde dadurch sehr beeinträchtigt.

Wissenschaftler führten das Phänomen auf ein Zusammenwirken der konvertierten Eiris mit der hyperphysikalischen Besonderheit Sols zurück - der Sphragis bzw. dem Sonnensiegel. Man stellte fest, daß in einigen Singularitätsstreifen die Zeit rückwärts lief. In den dreidimensionalen, als Hyperlokationswürfel bezeichneten Gebilden, verstrich die Zeit teilweise gegenläufig. Aichatou Zakara nannte dieses Phänomen retrochrones Raumzeitexzerpt. Sie und Opiter Quint flogen mit den Dolan JASON in einen dieser Hyperlokationswürfel. Dieser Durchflug versetzte sie 486 Jahre in die Zukunft. Deshalb lebt Opiter Quint, der nun Chef des Ligadienstes ist, heute noch.

Im Dezember 1556 NGZ schickte Vetris-Molaud seinen posbischen Berater Ganud nach Terra, damit er seine ehemalige Agentin Toio Zindher und deren Tochter Shinae beschützt. Eines Tages erzählte Shinae ihm von einem traurigen Freund, der sich nur ihr zeige. Sein Name sei Opeth Ezenzer. Ihre Eltern Reginald Bull und Toio hatten keine Ahnung, wer damit gemeint sein konnte. Als Bully Perry Rhodan berichtet, wie Shinae ihren traurigen Freund beschrieb, fühlt sich Perry an Zemina Paath erinnert. Ezenzer war also ein Thesan. Reginald Bull beauftragte den TLD, mehr über diesen merkwürdigen Freund herauszufinden, woraufhin deutlich wurde, daß derartige Wesen in der vergangenen Zeit häufiger gesehen worden waren.

Am 5. Januar 1557 NGZ kam es in Nuuk, einer Kleinstadt auf Grönland, zu einer drei Tage währenden Prozession seltsamer Tiere, die wie aus dem Nichts auftauchten und sich durch die Straßen bewegten. Obwohl sie keine meßbaren Geräusche von sich gaben, hatten die Bewohner das Gefühl, als wäre die Prozession durchdringend laut. Gleichzeitig war es unmöglich, sie zu berühren. Mutige Einwohner konnten die Prozession beliebig durchschreiten.

Als Bull sich mit Toio und Icho Tolot beriet, welche Maßnahmen in dem Fall eingeleitet werden sollten, tauchte Shinae auf und erzählte, Opeth Ezenzer habe sie vor den Andertieren gewarnt. Wenn es schlimmer würde, sollte sie mit ihrer Familie in die Stadt Allerorten heimkehren. Für den Fall stehe die Breviatur kurzzeitig offen.

Hulio Kørkgaard war ein junger Mann, der in der von Reginald Bull beschriebenen Zeit lebte. Er war persönlicher Assistent von Anna Patoman, bis er sich entschied, Romy Sastra, die er schon als Kind kannte, zu heiraten und mit ihr seßhaft zu werden. Als die beiden sich am 2. März 1557 NGZ nach längerer Zeit wiedertrafen, ertönte ein Schrei, der allen Anwesenden durch Mark und Bein ging. Es stellte sich heraus, daß dieses grauenvolle Geschrei, Gekreisch und Geheul überall auf Terra und Luna zu hören war und exakt zwei Minuten und neun Sekunden lang dauerte, eine Zeitspanne, die exakt so lang ist, wie für Gucky eine Schmerzensteleportation dauert.

Als Reginald Bull nach diesem Ereignis nach Hause kam, fand er Toio und Shinae nicht mehr vor. Sie waren durch die Breviatur zur Stadt Allerorten gegangen und baten ihn in einer Nachricht, ihnen zu folgen. Die Breviatur stehe für ihn offen, aber nicht mehr lange, weil sie den Kontakt zum Solsystem bald abbrechen müsse. Doch Bull konnte die Menschheit in dieser prekären Situation, die sich im Solsystem abzeichnete, nicht im Stich lassen. Auch wenn es ihm das Herz brach, folgte er seiner Familie nicht. Er hat sie nie wiedergesehen.

Im Jahr 1566 NGZ nahmen die hyperphysikalischen Irritationen im Solsystem weiter zu. Hekéner Sharoun ließ deshalb die Solare Residenz mitsamt den Ministern nach Rudyn verlegen. Am 16. November 1572 NGZ kam es zu einem Attentat auf den Residenten und auf Bull. Nur Bull überlebte und übernahm nach Sharouns Tod dessen Amt.

Die Ausbringung der Eiris, die die Auswirkungen des Weltenbrands merklich milderte, hatte eine verheerende Nebenwirkung. Es trat in der gesamten Milchstraße ein erhöhter hyperphysikalischer Verschleiß auf - die Hyperkorrosion setzte ein. Das heißt, die Lebensdauer aller auf hyperphysikalischer Basis arbeitenden Geräte nahm schlagartig ab. Hulio Kørkgaards Eltern kamen deshalb bei einem Gleiterabsturz ums Leben.

Dann kam es im Januar 1614 NGZ zum Raub Terras. Dieser vollzog sich in vier Tagen, weshalb dieses Ereignis 'die Quadratur der Tage' genannt wird. Mehrere ins Gigantische gewachsene Hyperlokationswürfel begannen am 2. Januar Terra und Luna einzuschließen. Die Menschen wandten sich sofort zur Flucht. Reginald Bull und Homer G. Adams leiteten sofort die Evakuierung ein. Doch es gelang nur, die Hälfte der Bewohner zu retten. Einige blieben freiwillig da - so auch Homer G. Adams. Er wollte die vielen anderen Menschen nicht im Stich lassen.

Am 5. Januar um 15.55 Uhr verschwanden Terra und Luna spurlos. Die von den Hyperlokationswürfeln umschlossene Raptus-Zone blieb unzugänglich. Sonden, die hineinflogen, tauchten nie wieder auf. Am 19. April erschienen dann ein fremder Planet und ein Mond an der Stelle Terras und Lunas, was zu einem derart gewaltigen gravitativen und raumzeitlichen Chaos führte, daß etliche LORETTA-Tender, die den TERRANOVA-Schirm um das Solsystem aufrecht erhielten, vernichtet wurden und der Schirm zusammenbrach. Daraufhin gab die Menschheit das Solsystem auf. Es wurde vollständig evakuiert. Anstelle des Terranova-Schirms entstand plötzlich eine fremde, unüberwindliche Barriere - das Clausum.

Wer hinter all dem steckt, bleibt bis heute unklar. Der Verdacht fällt auf die Cairaner. Doch die sind erst Ende des 17. Jahrhunderts in Erscheinung getreten - fast achtzig Jahre nach Raptus und Clausum.

Ein Jahr nach dem Raptus trat ein sehr eigenartiges mentales Phänomen in Erscheinung, das selbst an Reginald Bull, der mentalstabilisiert ist, nicht spurlos vorüberging. Die eigenen Erinnerungen kamen einem plötzlich fremd vor - wie ein umgekehrtes Déjà vu. Was Erinnerung war - besonders die an Terra - wandelte sich zu einem Gerücht. Das machte auch Reginald Bull auf die Dauer fast verrückt.

Seit 1615 NGZ verspürten nicht nur Terraner, sondern auch andere Lemuroide eine starke Abneigung gegen Terra und wollten nicht einmal an das Solsystem denken. Die auf Tahun tätige Sextadim-Psychomedikerin Laila Tennester hat dieses Phänomen untersucht. Ihr zufolge gibt es eine Art sechsdimensionale Prägung im Universum, die man nur schwer anmessen kann, weil sie überall gleich präsent ist. Diese Prägung betrifft alle Wesen, die eine ÜBSEF-Konstante aufweisen. Nach dem Raub Terras und Lunas entdeckte sie nun eine Veränderung dieser sechsdimensionalen Prägung und in den ÜBSEF-Konstanten derjenigen, die eine starke Abneigung gegen Terra empfanden, ein bestimmtes sensitiv-reaktives Frequenzmuster, das bald den Namen 'Terranisches Odium' oder 'T-Odium' erhielt. Da die Gedanken an Terra und Luna ein Unbehagen auslösen, kapselt das Odium dieses Unbehagen ein und läßt es als weniger akut und störend wahrnehmen. Man spricht von einer psychoplastischen Deformation. Laila Tennester hat herausgefunden, daß das T-Odium eine Reaktion auf die Veränderung der sechsdimensionalen Prägung des Universums ist. Und da der Ort, an dem Terra und Luna verschwanden, das normaluniversale Epizentrum dieser Sextadim-Resonanz zu sein scheint, glauben so viele auch nicht mehr daran, daß Terra je existiert hat.

Perry Rhodan ist erschüttert. Aber er ist sicher, daß es die Erde noch gibt. Und er wird nicht eher ruhen, bis er sie gefunden und zurückgeholt hat.

18. Juni 2019


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