Robert Corvus
Griff nach den Sternen
Perry-Rhodan-Heft Nr. 3217
Gruelfin/Vaarnvellt, Ende Juli 2096 NGZ und 200.000 bis 250.000 Jahre zuvor
Bei einem weiteren Tauchgang in die Erinnerungen der ES-Perlen, die als Kissen auf dem Ruhelager der Ewigen Ganja liegen, erleben Viyesch und Atlan die Geschichte Alschorans, dem Atlan bisher mit tiefem Misstrauen begegnet ist. Der Ase, dem als Galaktischer Kastellan durch das Physiotron seiner inzwischen zerstörten Kapsel relative Unsterblichkeit verliehen worden ist, ist der letzte Vertreter seines Volkes. Vor einer viertel Million Jahren gehörte er zu den Cappins, die nach Jahrtausenden ihrer Wanderung die Galaxis Gruelfin in Besitz nahmen. Während der große Hauptverband des Cappinschen Gesamts, wie sich der Zusammenschluss aller Cappin-Teilvölker nannte, im Leerraum abwartete, hatte Alschoran sein bisheriges Leben wie fast alle Asen bei der Vorhut verbracht - auf der Suche nach einer besiedlungsfähigen Galaxis.
Bei einem Erkundungsflug entdeckt Alschoran, Zweiter Offizier der WAYKUSCH, ein System, das von anderen Völkern gemieden wird. Auf dem nun Otnosch 1 genannten Planeten soll ein besonderes Bauwerk errichtet werden, dessen Zweck nur den Vhanen bekannt ist, einem Geheimbund, der im Hintergrund agierend die Asen anführt. Seine Mitglieder lassen sich in einem Ritual beide Hände abtrennen und durch Prothesen ersetzen. Ginworasch, der Kommandant der WAYKUSCH, gehört dazu.
Anders als der Erste Offizier Eschir, der ein wesentlich stärkerer Pedotransferer als er selbst ist, verbringt Alschoran seine freie Zeit damit, die Umgebung des Bauplatzes auf Otnosch 1 zu erkunden. Er entdeckt eine primitive Zivilisation von Schlangenwesen, die sich auf bioelektrischer Basis verständigen und bereits Werkzeuge entwickelt haben. Es gelingt ihm nach einer Weile, sich mit diesen Wesen rudimentär zu verständigen. Als ihre Kolonie einem Kraftwerk weichen soll, setzt Alschoran sich dafür ein, sie in eine benachbarte Bucht umzusiedeln.
Haidschoran und Kaloumeille, die Anführer des Cappinschen Gesamts, besuchen Otnosch 1. Alschoran ist sofort fasziniert von der wunderschönen Kaloumeille. Sein Einsatz für die Schlangenwesen weckt ihre Aufmerksamkeit. Da Ginworasch Alschorans Forscherdrang ablehnt, hofft er, dass seine Begeisterung für die von ihm Strömer genannten Wesen auf Kaloumeille überspringt. Doch sie eröffnet ihm, dass sie eine künstliche Intelligenz-Assistentin ist, der persönliche ethische Überzeugungen fremd sind. Als Emissärin der Superintelligenz ES hat sie die Aufgabe, die Cappins bei der Besiedlung Gruelfins zu unterstützen. Sie animiert Alschoran, seine Pedokräfte zu trainieren und sie auch bei den Strömern anzuwenden. Da ES besonders an der Pedotransfer-Gabe der Asen interessiert ist, hat Kaloumeille die Pläne für die auf Otnosch 1 entstehende Maschine entwickelt. Sie soll die Pedotransferkräfte bündeln und ausrichten. In einer Positronik mit besonders hohem Bioanteil wird das Sammlerbewusstsein erwachen, das von etlichen Pedotransferern gespeist wird.
Der sogenannte Pedokollektor, eine 700 Meter hohe Gitterpyramide mit einem einen Kilometer in die Tiefe reichenden Unterbau, bündelt und überträgt die Pedokräfte der in Wannen liegenden Asen, deren Körper beim Transfer zu Organklumpen (Tzlaaf) werden. Wie der Transfer über weite Distanzen funktioniert, ist eine Geheimnis der Vhanen. Die daran teilnehmenden Pedotransferer vertrauen ihnen vorbehaltlos. Kaloumeille setzt die Pedokollektoren ein, um die Völker Gruelfins im Kampf gegen die Krequiyet zu vereinen, die die Welten Gruelfins zerstören, um Rohstoffe für ihren stetig wachsenden Bedarf an Generationenschiffen zu gewinnen. Eine rohstoffreiche Kilonova - Kollision zweier Neutronensterne - wird zur Falle für die Insektoiden, die dabei vollständig vernichtet werden, was Alschoran als Genozid bezeichnet.
Das Konvergat der großen Sechs und kleinen Zwölf entsteht. Die Pedotransferer beeinflussen die Regierungen dieser Völker, indem sie bestimmte Personen als Pedopole installieren, deren Körper sie jederzeit übernehmen können. Alschoran erkennt aber auch, dass die Asen von den Vhanen genauso manipuliert werden, wie die Völker des Konvergats von den Pedotransferern.
Das überraschend massestarke Schwarze Loch Gruelfins führt dazu, dass die Spiralarme der Galaxis eng gewunden sind. In den Außenbereichen gibt es 2000 Kugelsternhaufen, die als isolierbare Einheiten angesehen werden können. Der dunkle Staubring, der Gruelfin umgibt, ist für die Vhanen besonders interessant, wie drei Gesandte des Cappinschen Gesamts in Alschorans Anwesenheit kundtun.
Alschoran wird Erster Offizier und agiert oft als Kommandant der WAYKUSCH, weil sich der zum Admiral beförderte Ginworasch wichtigeren Dingen zuwendet. Als das Schiff jedoch den Planeten Erbeilee verlässt, um ein neues System anzusteuern, dringt Ginworasch darauf abzuwarten, wofür es keinen Grund gibt. Kurz darauf erfolgt ein Angriff der vogelartigen Bnü'tacht, die die Übergabe des Pedokollektors von Erbeilee fordern. Es kommt zum Kampf, bei dem 40 Schiffe der Bnü'tacht vernichtet werden. Alschoran findet heraus, dass etliche Führungsposten auf den Bnü'tacht-Schiffen mit Pedopolen besetzt waren.
Um den Angriff der Vogelwesen zu provozieren, hat Ginworasch dafür gesorgt, dass die Bnü'tacht Informationen über den Pedokollektor erhalten, die mit der Vernichtung der Schiffe wieder verloren gegangen sind. Alschoran distanziert sich immer mehr von Ginworasch, dessen Entscheidungen er nicht nachvollziehen kann. Was er nicht weiß, ist, dass sein Kommandant den zurückgeschlagenen Angriff dazu nutzt, die Vhanen davon zu überzeugen, dass die Gruelfin-Völker aus der Galaxis vertrieben werden müssen. Nachdem mit dem Untergang der Krequiyet der gemeinsame Feind verloren gegangen sei, der die kulturell vollkommen verschiedenen Völker zusammengeschweißt habe, sei zu vermuten, dass das Konvergat sich gegen die Asen zusammenschließen wird. Eine harmonische Koexistenz mit diesen Völkern sei illusorisch.
Als Folge tritt die Pressur in Aktion, die allen Völkern mit Ausnahme der Cappins unerträgliche Kopfschmerzen bereitet. Die Asen behaupten den Vertretern der Konvergats-Völker gegenüber, ebenfalls davon befallen zu sein. Alschoran weiß natürlich, dass dies eine Lüge ist, aber er durchschaut den Plan dahinter nicht. Die Vhanen verbreiten die Behauptung, die Quelle der Pressur sei das Schwarze Loch, dessen Frequenz sich geändert habe. Allen Wissenschaftlern der Konvergats-Völker wird ermöglicht, sie zu untersuchen.
Alschoran mutmaßt allerdings, dass nicht das Schwarze Loch die Pressur verursacht. Er übernimmt per Pedotransfer einen alten Wissenschaftler, der den Vhanen angehört, um dessen Unterlagen zu durchforsten. Dabei entdeckt er, dass die Strahlungsquelle, die absichtlich verborgen gehalten wird, nicht im Schwarzen Loch liegt, sondern in unmittelbarer Nähe. Die den Konvergats-Wissenschaftlern zur Verfügung gestellten Untersuchungsbojen verfremden die Sensordaten derart, dass man nicht auf den wahren Ursprungsort der Pressur stoßen kann. In der geheimen Korrespondenz der Vhanen wird diese Quelle als Maschine bezeichnet, deren Aufgabe als Bereinigung umschrieben wird.
Alschoran fällt die Aufgabe zu, den Völkern des Konvergats nahezulegen, sich im 67.000 Lichtjahre von der Peripherie der Galaxis entfernten Kugelsternhaufen Tumuasch niederzulassen. Die Asen stellen Evakuierungsschiffe. Etliche Völker wollen ihre Heimat aber nicht verlassen und gehen zugrunde. Die von Alschoran einst auf Otnosch 1 entdeckten Strömer entwickeln sich zu seinem Bedauern zurück. Sie konzentrieren sich nur noch auf Selbst- und Arterhaltung und geben ihre bereits erreichte Zivilisation auf. Offenbar macht eine niedere Intelligenzstufe sie unempfindlich gegen die Pressur.
Alschoran kommt zu dem Schluss, dass er selbst Vhane werden muss, wenn er herausfinden will, was wirklich hinter der Pressur steckt. Er lässt über Jahre hinweg heimlich Robotschiffe bauen, die sich im Leerraum vor Gruelfin sammeln. Da er immer wieder an Kaloumeille denken muss, die einst zu ihm sagte, er eröffne ihr eine frische Perspektive, freut er sich sehr, als sie plötzlich bei ihm auftaucht. Auf die Frage, warum er Robotschiffe baue, sagt er ihr rundheraus, dass er den Asen nicht mehr traue. Sie kommen einander näher und verbringen eine Liebesnacht. Da sie jedoch nicht gegen ihre Bestimmung als Emissärin von ES handeln kann, bleibt ihr Verhältnis zwar ein Geheimnis, doch sie sehen sich regelmäßig. Sie verhilft ihm auch dazu, die Aufmerksamkeit der Vhanen zu wecken, indem sie sich bei einem fingierten Angriff seiner Robotschiffe auf ihr Raumboot von ihm auf die WAYKUSCH retten lässt. Allerdings stellt sich dabei heraus, dass Alschoran seine Robotschiffe nicht vollständig unter Kontrolle hat. Als er ihnen den Selbstzerstörungsbefehl sendet, verstärkt sich der Beschuss auf die WAYKUSCH, was zu erheblichen Schäden, 17 Toten und 30 Schwerverletzten führt.
Eines Tages wird Alschoran von Haidschoran nach Otnosch 1 gebeten, wo ihm in einem Ritual mit einem Vibroschwert beide Hände abgetrennt und durch Prothesen ersetzt werden. Die von ES stammenden Prothesen vermögen viel mehr, als man ihnen ansieht, denn es sind Regenerationsprothesen. Sie erneuern die biologische Substanz ihres Trägers, der deswegen 350 Jahre länger lebt als andere Cappins. Da das Leben damit jedoch sehr anstrengend ist, wird das Gehirn manchmal überlastet, weshalb immer wieder neuronale Segmente aus ihm entnommen und durch neues Material ersetzt werden. Die in diesen Segmenten abgelegten Erinnerungen werden in besondere biophysikalische Speicher übertragen, die sich in den Prothesen befinden.
Alschorans Prothesen sind ein besonderes Geschenk von Kaloumeille. Er kann, wenn er mit ihnen eine Person zuvor berührt hat, als einziger Pedotransferer sein Bewusstsein verschieben, ohne zu einem Tzlaaf zu werden.
Kaloumeille, die keine Algorithmen für Moral hat, hatte Kenntnis von der Beeinflussung der Bnü'tacht bei deren Angriff auf Erbeilee, was Alschoran sehr verletzt. Inzwischen leidet sie jedoch darunter, für das Elend und die Vertreibung von Abermilliarden Individuen durch den Bau der Pedokollektoren verantwortlich zu sein. Deshalb unterstützt sie Alschoran in seinem Entschluss, diese Bauwerke zu zerstören. Sie wollen die Maschine am Schwarzen Loch dazu verwenden, Selbstzerstörungsimpulse an die Sammlerbewusstseine aller aktiven Pedokollektoren in Gruelfin zu senden. Das wird den Großteil der ganzen Pressur-Anlage zerstören. Ein Wideraufbau würde wesentlich länger dauern, als die Maschine am Schwarzen Loch neu aufzubauen.
Als sie ins Innere der 400 Meter durchmessenden Kugel eindringen, stoßen sie jedoch auf Haidschoran, der sie aufhalten will. Kaloumeille bricht ihm kurzerhand das Genick, wobei sie jedoch ihrer Programmierung zuwiderhandelt und dadurch handlungsunfähig wird. Alschoran muss alleine versuchen, die Maschine zu sabotieren, kann aber deren Steuerung nicht verstehen, wozu nur Kaloumeille in der Lage wäre. Im Zentrum der Kugel stößt er auf ein gigantisches Gehirn, das er mit einem Thermostrahler zerstören könnte. Dies wäre aber nur ein Teilerfolg. Außerdem vermittelt ihm Kaloumeille, die damit beschäftigt ist, ihre Module zu überbrücken, dass Ginworasch bald mit der WAYKUSCH eintreffen wird. Alschoran entscheidet sich dafür, das Gehirn per Pedotransfer zu übernehmen. Als er es mit seinen Prothesen berührt, vereinigt er sich mental mit dem Gehirn und kann die Schaltungen intuitiv begreifen und umsetzen. Da sein Körper jedoch ungeschützt auf dem Riesenhirn liegt, trifft ihn ein Überschlagsblitz, als er den Pedokollektoren den Befehl erteilt, sich selbst zu zerstören. Er verliert das Bewusstsein.
Als er wieder zu sich kommt, befindet er sich zusammen mit Kaloumeille in einem Kleinstraumschiff auf der Flucht. Sein Gehirn ist wegen eines Schädelbruchs verletzt worden, so dass er zum Schutz von einem Fesselfeld umgeben ist. Kaloumeilles Ende steht unmittelbar bevor, denn sie befindet sich in einem todbringenden algorithmischen Konflikt. Weil Ginworasch nach Haidschorans Tod Alschoran mit allem, was er aufbieten kann, jagen wird, hat Kaloumeille ES verständigt, der ihnen ein Robotschiff entgegenschickt. Es wird aber nicht mehr rechtzeitig eintreffen, um sie selbst zu retten.
Mit ihren letzten Worten erklärt sie Alschoran, dass ES tiefe Scham über das Leid, das er unwillentlich über Gruelfin gebracht hat, empfindet und schwört, dies eines Tages wiedergutzumachen, indem er Gruelfin vollkommen macht.
ES wird Alschoran heilen und zum Kern einer Einsatzgruppe machen - der Galaktischen Kastellane. Damit einher geht eine Löschung seiner Erinnerungen an Gruelfin und Kaloumeille, was seinem eigenen Schutz und dem von ES dient.
Als Atlan aus seiner Traumreise erwacht, ist er tief bewegt. Er hat nun Verständnis für Alschoran und weiß selbst, was es bedeutet, eines Teils seines Gedächtnisses beraubt worden zu sein, was ihm nach seiner Reise hinter die Materiequellen widerfuhr.
Viyesch ist ebenfalls erschüttert, muss sie doch erkennen, dass nicht Erhöhung sondern Reue hinter dem Vollkommenheitsstreben der Panjasen steckt. Und obwohl Atlan zugibt, das ES-Fragment mitnehmen zu wollen, bricht sie mit ihm nach Aschvalum auf.
21. April 2023
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