Marc A. Herren
Die Einsamen
Perry-Rhodan-Heft Nr. 3220
Milchstraße, M 55, 23. Juni - 24. Juli 2096 NGZ
Bei der Auseinandersetzung mit dem Chaoporter FENERIK kollidierte die LEUCHTKRAFT vor 24 Jahren mit der Chaos-Bake LUCTU und wurde dabei schwer beschädigt. Noch bevor ihr eigentlicher Kommandant Alaska Saedelaere an Bord kommen konnte, verschwand sie mit unbekanntem Ziel. An Bord befanden sich damals Soynte Abil und Vetris-Molaud, der Alaska seinen Zellaktivator übergeben hatte, damit dieser außerhalb der Kosmokratenwalze, die ihm die relative Unsterblichkeit verlieh, den Kampf gegen FENERIK aufnehmen konnte. Nach einiger Zeit kehrte Soynte Abil mit dem Beiboot MONITOR-C, das ihr vom Bordrechner DAN für ihre Verdienste zugestanden wurde, zurück und teilte mit, das Vetris-Molaud nun das Kommando über die LEUCHTKRAFT übernommen hätte, allerdings sei sein Zustand ungeklärt, er sei nicht zugänglich.
Alaska Saedelaere ist sehr daran gelegen, die LEUCHTKRAFT wiederzufinden. Am 2. Januar 2079 tauchte plötzlich ein weiteres Beiboot der Kosmokratenwalze auf. An Bord der ZYLINDER-X befand sich der Commo-Dyr Gamo Stormlicht. Der Zwergandroide stellte das Schiff Alaska zur Verfügung, war aber nicht mit weiteren Besatzungsmitgliedern, die Alaska für sich gewinnen konnte, einverstanden. Erst als Saedelaere Anstalten machte, ein Schiff bauen zu lassen, das die ZYLINDER-X in sich integriert hätte, lenkte der ewig griesgrämige Zwergandroide ein. Er stellte der Crew einen kleinen Teil des Kosmokratenschiffes, das innen weitaus größer ist als von außen sichtbar, zur Verfügung. In die Zentrale dürfen ihre Mitglieder aber nicht. Alaska konnte nur durchsetzen, dass ihn wenigstens Gry O'Shannon dorthin begleiten darf, die es nach einer sechsjährigen Ehe mit einem anderen Mann mittlerweile wieder in die Nähe von Alaska gezogen hat. In zwei einzelnen Häusern derselben Straße leben sie sozusagen mit Abstand zusammen, wie zwei Inseln im Ozean.
Alaska und Gry sind auf der Suche nach Hinterlassenschaften von Superintelligenzen. Bei einer dieser Erkundungen hat Gry die Vision eines weit entfernten Ereignisses, das sie sehr mitnimmt. Um herauszufinden, welche kosmischen Besonderheiten zeitlich mit dieser Vision zusammenfallen, kontaktieren die beiden den leitenden Admiral der LFG-Explorerflotte Toman Monbiot. Der lässt die Daten von Tausenden Sonden nach exotischen Vorkommnissen überprüfen. Eine Strahlungsanomalie in M 55 fällt zeitlich exakt mit Grys Vision zusammen. Sie spürt sofort, dass dies die richtige Spur ist.
M 55 ist ein ungewöhnlicher Sternhaufen. Seine Sonnen sind uralt und bestehen hauptsächlich aus Wasserstoff und Helium. Es gibt so gut wie keine Planeten, schon gar keine bewohnbaren. Die ZYLINDER-X fliegt die Koordinaten an und stößt auf eine erdähnliche Welt, die es dort nicht geben dürfte. Es muss sich um einen Irrläufer handeln, der entweder versehentlich dorthingeraten ist oder von jemandem gezielt platziert wurde. Man einigt sich auf den Planetennamen 'Mystery Guest'. Es gibt eine Stelle, die sich den Messungen, die Gamo Stormlicht vornimmt, entzieht. Die Oberfläche verbirgt sich dort unter einer dichten Wolkendecke, die nirgendwo durchlässig ist. Ein hochwertiger Deflektorschirm überspannt diesen Bereich.
Als das Kosmokratenschiff die dicke Wolkenbarriere durchstößt, entdeckt man eine erdähnliche Welt mit zwei Haupt- und einigen kleinen Inseln, auf denen Terraner leben, die aus dem 16. Jahrhundert alter Zeitrechnung stammen. Ein sehr ramponiertes Piratenschiff wird gerade von einem riesigen Oktopus zur Grenze des überschirmten Gebietes gezogen. Die Besatzung der ZYLINDER-X greift ein. Eine unsichtbare ZALTERTEPE-Jet zieht das Schiff von der Grenze fort. Alaska und die Kosmopsychologin Odyssa Peck tauchen an Bord des Piratenschiffes auf und werden zunächst für rettende Engel gehalten. Es stellt sich rasch heraus, dass der Steuermann ein Roboter ist, den Alaska mit Homunk vergleicht, dem Gesandten von ES. Der Roboter mit Namen Blechmann will sich dazu aber nicht äußern. Alaska vermutet, dass der ganze Planet etwas mit ES zu tun hat.
Einige Bewohner der beiden Inseln haben Paragaben, auch zwei der Piraten. Der Logbuchführer der WEHREN HECHT, wie das Piratenschiff heißt, berichtet, die Menschen seien zu verschiedenen Zeitpunkten während des Mittelalters von der Erde entführt worden. Sie kennen keinen natürlichen Tod. Nur wer sich der Grenze des Meeres nähert, altert rasant und stirbt. Die Piraten fürchten den fernen Klabauter. Dabei handelt es sich um eine riesige, schwarze, wolkenartige Kreatur, die unvermittelt auftaucht und die Menschen angreift. Ihr ist selbst mit Kanonenkugeln nicht beizukommen. In letzter Zeit tauchte der ferne Klabauter immer häufiger auf, vor allem in Arendal.
Auch die ZYLINDER-X wird angegriffen, obwohl sie sich im Diffusormodus befindet, also unsichtbar ist. Der Commo-Dyr spricht von einem parapsychischen Phänomen. Alaska will die blinde Kathrein, die ebenfalls parabegabte Schwester der Piratin Sime Swerting aufsuchen, um möglicherweise Informationen von ihr zu bekommen, da sie hellsichtig sein soll. Doch sie ist entführt worden, wie ihre Zugehfrau berichtet, schon vier Tage bevor die WEHREN HECHT ausgelaufen ist. Sie hatte die Piraten davor gewarnt, das Meer zu befahren, was ihnen tatsächlich zum Verhängnis geworden wäre, wenn Alaska und seine Crew sie nicht gerettet hätten. Auf dem Küchentisch hat die Zugehfrau einen Zettel mit lateinischen Worten gefunden. In girum imus nocte ecce et consumimur igni. Es handelt sich um ein im Kreis geschriebenes Palindrom, das von vorn wie von hinten gleich lautet. Übersetzt heißt es: "Wir gehen hier des Nachts im Kreise und werden vom Feuer verzehrt." Niemand kann sich einen Reim darauf machen, aber angeblich soll die Blinde Kathrein auch gesagt haben, sie fühle sich beobachtet und jemand würde in ihr Leben treten.
Die Menschen leben hauptsächlich in zwei Städten - Arendal und Visby. In der Stadt Visby auf Noornland steht ein riesiger Turm. Alaska beauftragt seinen Xenotechnikspezialisten, diesen Turm zu untersuchen. Er meldet schließlich, dass es sich dabei um eine Antenne handelt, die zwei Kilometer tief ins Meer und drei Kilometer darüber hinaus ragt. Von ihr geht eine Vitalstrahlung aus, die die Menschen am Leben hält. An der Grenze der maximalen Reichweite dieser Strahlung befindet sich der Bereich, an dem die Menschen zu sterben beginnen, wenn sie ihn erreichen.
Möglicherweise ist die Vitalstrahlung auch dafür verantwortlich, dass auf den Inseln parabegabte Menschen geboren werden. Ist diese Welt also ein Projekt von ES, um Mutanten zu erzeugen?
Alaska hat eine Ahnung, wer hinter dem fernen Klabauter stecken könnte. Mit dem Handelsschiff LÜBECK wird Arendal angefahren, wo der Hafenmeister sie gleich wieder wegschicken will, weil der Teufel in Arendal umginge. Kurz darauf wird das Segelschiff, in dem sich Alaska, Gry und Odyssa Peck verstecken, auch schon von der schwarzen Wolkenkreatur angegriffen und zerstört. Die Drei wollen es mit dem unheimlichen Phänomen aufnehmen, werden aber zurückgeschlagen.
Obwohl Gry soeben von dem Koloss gegen eine Uferböschung geschleudert worden ist, dringt er darauf, dass sie mit ihrer Fernblick-Gabe die Quelle der Gestalt erfasst. Sie befindet sich in der Kirche von Arendal. Als Alaska dort hineilt, stößt er auf den uralten Trim Marath, dem seine Paragabe entgleitet. Er war vor Jahrhunderten auf der Suche nach seinem Sohn mit seiner Raumjacht auf Mystery Guest gestoßen und dort abgestürzt, nachdem er versehentlich die psionischen Verteidigungsanlagen, die ihn zur Umkehr zwingen wollten, vernichtet hatte. Er ist seines ereignislosen Lebens längst überdrüssig, hält es aber für notwendig, der Wächter dieser Welt zu sein und Raumschiffe fernzuhalten. Seine Paragabe, die er nie wirklich kontrollieren konnte, machte dies selbstständig, doch nun entgleitet sie immer mehr und greift auch die Menschen dieser Welt an.
9. Mai 2023
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