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ERSTAUFLAGE/1112: Inhaltliche Zusammenfassung von Nr. 3244 (SB)


Leo Lukas

Der Frakturdenker

Perry-Rhodan-Heft Nr. 3244


Kondor-Galaxis, an Bord der KASHZOR, 29./30. Mai 2097 NGZ

Shema Ghessow ist mit Antanas Lato und Perry Rhodan per Hypersenke in die KASHZOR eingedrungen, das Schiff des Kopfgeldjägers Hishza, das sofort gestartet ist, um den Khassu Than, seinen Auftraggebern, zu entkommen. Hishza will seine Beute - den Dimensiologen Poquandar - selbst verhören, um herauszufinden, was es mit ihm und den Tellusiern, auf die es die Khassu Than abgesehen haben, auf sich hat. Seit ihrer Flucht aus dem Apcheversystem fliegt die KASHZOR einen erratischen Kurs, um die Khassu Than zu irritieren.

Für Perry und seine Begleiter ist die Gefahr, in dem Schiff entdeckt zu werden, besonders groß, da es überall Spürsonden gibt, denn die Tashzuren belauern sich ständig gegenseitig. Sie sind permanent in Statuskämpfe verwickelt und bespitzeln sich andauernd. Perry Rhodan will zum Hyperflusshafen Egannol gelangen, wo die RA auf ihn und seine Mitstreiter wartet. Allerdings muss Poquandar zunächst befreit werden. Wenn es gelingt, an einem Hyperflusshafen unbemerkt auszusteigen, wäre man auch die Khassu Than los. Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg, denn das Technologieniveau der KASHZOR ist nicht zu verachten. Immerhin hat ein Spezialpfeil aus Hishzas Armbrust Latos SERUN durchschlagen und ihn betäubt.

Auf der Suche nach Poquandar durchstreifen die Galaktiker das Schiff - Shema Ghessow immer voran, weil sie sich bei Gefahr in eine Hypersenke flüchten kann. Sie findet heraus, dass es zwei Arten von Bereichen in dem Raumer gibt: Die normalen Maschinenhallen und Lagerräume, aber auch Naturlandschaften, die sich über alle Decks ziehen und nicht wie die Erholungsbereiche auf normalen Raumschiffen auf einem Deck konzentriert liegen. Die Naturgebiete durchqueren sogar die technologischen Bereiche. Es sind sozusagen die Quartiere der Tashzuren, in denen sie leben und schlafen, Beutetiere jagen und sie vor Ort verschlingen.

Das Trio beobachtet den Tashzuren Khoju, den Zwillingsbruder von Khujo, die von Hishza in einem unfairen Duell getötet worden ist. In einem theatralischen Ausbruch schwört Khoju Rache. Shema Ghessow gelingt es, aus dem Privatrevier des aufgebrachten Tashzuren etwas zu entwenden. Aus Khojus DNS kann der Cybermed des SERUNS einen Duftstoff synthetisieren, mit dem andere Tashzuren abgelenkt werden können, wenn sie den Eindringlingen zu nahe kommen. Ausserdem hat Shema Spionsonden und nicht personalisierte Zugangscodes für Bereiche des Schiffsnetzes gefunden, für die die niedrigste Sicherheitsstufe gilt. Seitdem können sich die Eindringlinge auf der KASHZOR gut orientieren.

Schließlich finden die Drei Poquandar. Er hängt zwischen einem zweieinhalb Meter hohen Metallbogen in einem Fesselfeld und erzählt Hishza seine ganze Lebensgeschichte. Perry Rhodan vermutet, der Onquore will den Tashzuren so lange hinhalten, bis er von seinen neuen Freunden befreit wird.

Poquandar entstammt einer streng egalitär ausgerichteten Gesellschaft. Die Onquoren legen größten Wert auf die Vermeidung von Ungleichgewichten. Sie haben Angst, dass ein gesellschaftliches Ungleichgewicht zu absolutistischen Machtstrukturen führen kann, die letztlich zum Untergang des Volkes und der Zerstörung des Planeten führen würde. Die Historiker, Psychologen und Politologen der Onquoren haben festgestellt, dass die Gefahr einer gesellschaftlichen Fehlentwicklung, die zu Diktaturen führen könnte, häufig von einzelnen Soziopathen ausgeht, deren hervorstechende Merkmale Egozentrik und Rücksichtslosigkeit sind. Solche Leute werden Frakturdenker genannt, da sie die Gesellschaft spalten können.

Um das zu vermeiden, werden Onquoren bereits im Embryonalzustand einer Diagnose unterzogen. Ein Kind, dessen Gehirn nicht der Norm entspricht, wird normalerweise abgetrieben. Darüber muss im Familienbund allerdings Einigkeit bestehen. Die onquorische Familie besteht oft aus drei Eltern - der Vater spendet den Samen, die Mutter die Eizelle und das sogenannte Dezisiv nimmt das befruchtete Ei in einer Zeremonie in sich auf und trägt das Kind schließlich aus. In Poquandars Fall war das Troquas, das als einziges dafür war, dass er überhaupt geboren wurde, obwohl sich sein Gehirn und andere neuronale Zentren signifikant von im selben Entwicklungsstadium befindlichen Onquoren unterschied.

Vater und Mutter trennten sich sofort von Troquas und Poquandar, dessen Name Hoffnung bedeutet. Sie distanzierten sich öffentlich von ihnen, so dass die beiden zu Verfemten wurden. Der soziale Druck wurde so groß, dass Poquandar isoliert in einer abgelegenen Industriezone aufwuchs. Bis zu seinem zehnten Lebensjahr verschwieg Troquas dem Jungen, weshalb er anders war als andere. Diese Zeit nutzte es, um Vorkehrungen zu treffen und zahlreiche Kontakte zu einflussreichen Persönlichkeiten zu knüpfen, denen es Gefälligkeiten erwies. Am zehnten Schlüpftag muss jeder Onquore sich einer medizinischen Untersuchung unterziehen. Diese hätte Poquandars Besonderheit wieder zu Tage befördert, wovor Troquas Angst hatte. Sie hätte dazu führen können, dass er in eine Anstalt eingewiesen worden wäre. Um das zu verhindern, aktivierte Troquas all seine Verbindungen, um sich an Poquandars zehntem Schlüpftag auf dem Fernraumschiff GLEICHHEIT UND GESCHWISTERLICHKEIT zu befinden, das auf dem Weg ins weit von Onquor entfernte Roromsystem war. Auf dem Planeten Burmac wollten die beiden eine neue Heimat finden.

Poquandars Dezenniumsuntersuchung wurde an Bord durchgeführt. Der verantwortliche Mediker hätte Poquandar am liebsten sofort des Schiffes verwiesen, was im All jedoch nicht möglich war. Er hatte die Befürchtung, mit Poquandar könne während der Transitionen etwas geschehen, was zur Gefahr für die gesamte Besatzung werden könnte. Deshalb wollte er von ihm wissen, ob er schon einmal paranormale Fähigkeiten verspürt hätte. Aber außer einem besonderen Interesse für Mathematik und Dimensionen hatte der Junge nichts dergleichen an sich beobachtet. Allerdings hatte er einen wiederkehrenden Traum, der sich immer entweder qualvoll oder beglückend entwickelte. Dieser Traum fing mit der Betrachtung eines Gegenstands an und ging so weiter, dass er sozusagen in ihn hineingesogen wurde. Dabei erfuhr der Junge ihn von innen heraus und erkannte sein echtes Wesen. Seine Reise endete entweder so, dass sich alles zu einer harmonischen, makellosen Gestalt wieder zusammenfügte, die alle Formen in sich barg oder die Unendlichkeit krümmte sich in sich selbst und zermalmte dabei alles - auch ihn selbst. Diesen Traum beurteilte der Chefmediker nur als pubertären Auswuchs, der sich geben würde. Während der Transitionen hatte Poquandar Impressionen, als würde er Momentaufnahmen des Hyperraums empfangen. Auch diese Erlebnisse waren für den Mediker nichts weiter als kindliche Phantasie.

Auf Burmac siedelten die beiden sich in Neu-Albicvom an, einem in einem abgeschiedenen Canyon liegenden Museumsdorf, in dem nur Onquoren lebten, die soziale Kontakte mieden. Troquas engagierte Lehrer, für die Poquandar viel zu wissbegierig war. Eines Tages kam allerdings der 250 Jahre alte Kalaquam, ein greiser Universalgelehrter, der sein geistiges Potenzial erkannte und ihn als Schüler annahm. Neben zu verrichtender Putz- und Aufräumarbeit profitierte Poquandar auch ab und zu von dessen Wissen. Eines Tages flogen sie zu einem Vertreter eines anderen Volkes, das auf Burmac lebte. Die drei Meter grossen, an Nagetiere erinnernden Sasavi waren der Ansicht, aus einem anderen Universum zu stammen und auf Burmac gestrandet zu sein, wo sie degeneriert seien. Nach einem kurzen Austausch von kleinen Containern trennten sich die beiden zu Poquandars Überraschung wieder. Ihre Unterhaltung würden sie nur schriftlich in einer matheologischen Mischsprache führen, die sie selbst entwickelt hätten, erklärte Kalaquam. Die Sasavi seien der Ansicht, bereits im Jenseits zu leben und kurz davor zu stehen, wieder ins Diesseits zurückzukehren, deshalb verabschiedeten sie sich mit dem Wunsch "Möge dein Tod nicht von Dauer sein."

Nach Kalaquams Tod im Jahre 24.761 nach Inbetriebnahme des Hyperflusses übernahm Poquandar dessen Hinterlassenschaften - eine umfangreiche Sammlung von Mess- und Beobachtungsgeräten verschiedener Technologien. Poquandar mutmaßte, dass ihn Kalaquam vermutlich von Anfang an dazu bestimmt hatte, sein Nachfolger zu werden, denn seine Fähigkeit, komplexe Muster zu erkennen und Ordnung in das vermeintliche Durcheinander zu bringen, machte ihn zum idealen Nachlassverwalter. Weil Poquandar nun all seine Zeit in die Entschlüsselung von Kalaquams Nachlass steckte, der sich mit der Erforschung der fünften, sechsten und siebten Dimension befasste, war er kaum noch zu Hause und entzweite sich mit Troquas.

In einem Hologramm erklärte ihm sein verstorbener Lehrer, dass in Spaphu Raumzeitareale existieren würden, in denen es mehrere Realitäten gäbe. Die Galaxis sei in winzigen Bereichen porös und damit durchlässig in andere Universen.

Troquas kam - gerade als er sich mit seinem Sohn wieder versöhnen wollte - bei einem Unfall ums Leben. Poquandar zog sich vor Trauer noch mehr in die Abgeschiedenheit zurück, bis eines Tages eine Abgesandte des Hochrats von Onquor auftauchte und ihn als Berater gewinnen wollte. Auf dem fernen Planeten Raunannt im Tallumaddsystem würden höherdimensionale Phänomene auftreten, was zur Auflösung turmartiger Gebäude führe, bei denen es sich um Relikte einer untergegangenen Kultur handelte. Da Kalaquam das Tallumaddsystem im Zusammenhang mit den porösen Raumzeitarealen in Spaphu erwähnt hatte, war Poquandar bereit, dorthin zu fliegen. Doch das Angebot des Hochrats stellte eine Falle für ihn dar. Man hatte ihn und Troquas niemals aus den Augen verloren und stufte ihn immer noch als Gefahr ein. Der Beraterposten diente nur dazu, ihn auf einen unbewohnten Planeten zu locken und ihn dort paralysiert und mit dem Lebensnotwendigsten versorgt zurückzulassen.

Nach jahrelanger Einsamkeit landete ein Raumschiff auf Raunannt. Es war die TEZEMDIA. Zwei bizarre Gestalten verließen das Schiff. Von ihnen ging ein Hauch von etwas unvorstellbar Fremdem aus - von etwas aus einem anderen Universum. Sie erklärten Poquandar, die TEZEMDIA sei eine Fernstsonde der Louwhanen, die im Auftrag eines mächtigen Wesens namens Kmossen einen Mentalsubstanzenhort bergen solle. An Bord befände sich ein Forschungskongress, der auf die Arbeiten von Kalaquam aufmerksam geworden sei. Poquandar erfuhr, dass die TEZEMDIA ein transuniversales Raumschiff sei, das über sogenannte Strangeness-Kompensatoren verfüge, durch die es von einem in ein anderes Universum wechseln könne.

Die Louwhanen boten Poquandar, den sie als fähigen Fraktur- und Dimensionsdenker bezeichneten, an, einen Konnekt herzustellen und aufrechtzuerhalten. Damit würden sie ihm einen Ausweg aus seiner Verbannung anbieten. Poquandar war aus leidvoller Erfahrung misstrauisch. Doch dann übergaben die Louwhanen ihm einen ihn um einen halben Meter überragenden Stock - den Truimou. Dies sei ein unbezahlbar wertvolles Geschenk, für das er gar keine Gegenleistung erbringen könne, bekommt er auf seine Frage, was von ihm dafür erwartet wird, zu hören. Schon bei dessen Berührung entsteht ein starkes Verbundenheitsgefühl bei Poquandar. Und ehe er sich's versah, befand er sich auf einem anderen Planeten.

Perry Rhodan lockt den Transitionssequenzer Bheozzin mit dem Einsatz einer von Khoju erbeuteten Sonde aus seinem Bereich heraus. Da es als unschicklich gilt, eine Revierverletzung auf sich sitzen zu lassen, will er den Affront sofort mit einem Gegenangriff beantworten. Also ist Bheozzin erst einmal mit Khoju beschäftigt und Perry Rhodan setzt einen Plan um, bei dem alle drei Galaktiker gleichzeitig agieren müssen. Perry Rhodan organisiert eine Rettungskapsel, Antanas Lato dringt in Bheozzins Bereich ein, um der KASHZOR einen anderen Kurs einzuprogrammieren, und Shema Ghessow befreit Poquandar, der immer noch seine Geschichte erzählt, um seinen Freunden Zeit zu verschaffen. Hishza wird allerdings allmählich ungeduldig und will endlich wissen, wann Poquandar mit den Tellusiern zusammentraf.

Bheozzin kehrt allerdings schneller in sein Revier zurück als erwartet, weil die Stellvertreterin Hishzas ein Duell mit Khoju verbietet. Lato hat noch nicht einmal die Autorisierungscodes überwunden, um dem Schiff den nächsten Hyperflusshafen Samsant einzugeben, als Bheozzin sich auf ihn stürzt. Der Dimensiologe hätte diese Aktion mit dem Leben bezahlt, wenn die Kastellan-Insignie nicht eingegriffen hätte. Lato kann plötzlich unglaublich schnell denken und handeln. Er kann sich durch die neuronale Struktur des Gehirns seines Gegners bewegen und ihm seinen Willen aufzwingen. Danach fliegt die KASHZOR nach Samsant und Bheozzin kann sich an nichts mehr erinnern.

Shema Ghessow paralysiert Hishza und befreit Poquandar, doch ohne den Truimou ist der Onquore nicht bereit zu fliehen. Also ist Shema gezwungen, Hishza in eine Hypersenke zu zerren. Sie droht ihm, ihn dort verschwinden zu lassen, wenn er nicht den Code des Schutzschirms preisgibt, hinter dem der Truimou verwahrt ist. Sie packt den Kopfgeldjäger bei seiner Ehre, indem sie ihm klarmacht, seine Artgenossen könnten davon ausgehen, er wäre zu den Khassu Than übergelaufen, wenn er nicht mehr auftauchte. Notgedrungen gibt Hishza nach und wird paralysiert zurückgelassen.

Die Flucht mit der Rettungskapsel gelingt. Die von Rhodan erbeuteten Minisonden verursachen gleichzeitig soviel Ablenkung, dass der Verlust der Kapsel sicher erst dann entdeckt wird, wenn das Quartett den Hyperflusshafen Samsant schon erreicht hat.

27. Oktober 2023


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