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TOURTIP/971: Vogelparadies Eschefelder Teiche in Sachsen (Der Falke)


Der Falke - Journal für Vogelbeobachter 2/2011

Eschefelder Teiche in Sachsen - ein Vogelparadies am Rande der Leipziger Tieflandsbucht

Von Christian Wagner, Christopher König, Christoph Moning und Felix Weiß


Auf halber Strecke zwischen Leipzig und Chemnitz, am Übergang der Leipziger Tieflandsbucht zum Sächsischen Burgen- und Heideland, liegen die Eschefelder Teiche. Die Teichgruppe erstreckt sich von Frohburg in westlicher Richtung bis zum namensgebenden Frohburger Ortsteil Eschefeld. Das gesamte Gebiet umfasst eine Fläche von 270 ha und ist als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Bekanntheit haben die Teiche durch das Vorkommen von Schwarzhalstauchern, Schwarzkopfmöwen und die herbstlichen Gänseansammlungen erlangt.


Landschaftsgeschichte und Lebensräume

Die Eschefelder Teiche entstanden zur fischereiwirtschaftlichen Versorgung des Ritterguts Frohburg. Dieses wurde als romanischer Gebäudekomplex schon zwischen 1220 und 1250 gegründet. Um 1509 wurde die Erweiterung zu einer Vierflügelanlage abgeschlossen. 1544 erwarb Nickel von Techwitz den Gebäudekomplex und baute ihn endgültig zu einem Schloss aus. In den folgenden Jahrhunderten war sowohl die Geschichte der Besitzer als auch die Baugeschichte des Schlosses sehr wechselvoll. Es bildete bis 1945 das Zentrum eines der größten Rittergüter in Sachsen. 1945 wurde mit der Bodenreform die Familie Krug von Nidda und von Falkenstein enteignet. Die 977 ha Grundbesitz wurden an Landarbeiter und bodenarme Bauern aufgeteilt. Die Stadt Frohburg wurde Eigentümerin des Schlosses. Seit 2005 erfolgten dann Sanierungen der Außenfassaden, welche die Untersuchung vieler baugeschichtlicher Aspekte des Schlosskomplexes ermöglichten. Im Schloss ist ein Museum untergebracht, das besichtigt werden kann (siehe Adressen).

Die Eschefelder Teiche wurden im 15. und 16. Jahrhundert in einer flachen Mulde angelegt. Sie werden aus Niederschlagswasser gespeist. Das Pumpenhaus, das früher bei Bedarf Wasser aus der Wyhra in die Teiche gepumpt hat, wurde abgerissen. Die Teiche sind nährstoffreich und weisen eine gut ausgeprägte Unterwasser-, Schwimmblatt- und Röhrichtvegetation auf. Schlammbänke mit stickstoffliebenden Krautfluren runden das Lebensraumspektrum ab. Insgesamt sind acht Teiche erhalten geblieben. Der größte Teich ist der Großteich bei Eschefeld, an dem eine Möwenkolonie siedelt. Das Umland wird ackerbaulich genutzt, direkt in Teichnähe liegen auch Wiesen und Weiden. Gehölzreihen und -gruppen, darunter auch alte Obstbäume, lockern das Landschaftsbild auf.

Zentral befindet sich das Teichhaus, eine kleine Siedlung, die aus dem schon 1780 für die wirtschaftliche Nutzung errichteten Vierseithof entstanden ist. Ein Teilbereich wurde in den Neunzigerjahren saniert. Von 1992 bis April 1996 war das sanierte Gebäude ökologische Station und Teil der Volkshochschule des Landratsamts Leipziger Land. Im August 1996 übernahm dann der NABU Landesverband Sachsen e. V. das Gebäude. Mitarbeiter der Station bieten ein Umweltbildungsprogramm und ornithologische Exkursionen an. Der Station ist eine Gaststätte angeschlossen.


Besondere Vogelarten und Reisezeit

Ein Besuch des Gebiets lohnt zu allen Jahreszeiten. Nur wenn im Winter die Teiche zufrieren, wird es ruhig an den Eschefelder Teichen.

Eine individuenreiche Lachmöwenkolonie bietet Schutz für eine große Population von Schwarzhalstauchern. Auch einzelne Schwarzkopfmöwenpaare wird man mit etwas Geduld in dem lebhaften Treiben entdecken können. Weiterhin sind die Teiche Brutgebiet von Rohr- und Zwergdommeln sowie Rohrweihen und Schilfrohrsängern. Beutelmeisen, Bartmeisen und Blaukehlchen brüten in einzelnen Paaren. Die Brutvögel sind am besten zwischen April und Anfang Juni zu beobachten.

Zu den Zugzeiten kann man Fischadler, Sumpfseeschwalben, Sturm- und Zwergmöwen beobachten. Seeadler kommen häufig als Nahrungsgäste. Artenreich vertreten sind rastende Limikolen, die auf den teilweise abgelassenen Teichen ideale Rastbedingungen vorfinden. Typischerweise wird man Kiebitze, Flussregenpfeifer, Große Brachvögel, Bekassinen, Grünschenkel, Waldwasserläufer und Kampfläufer beobachten können. Regelmäßig rasten über 10000 Wasservögel auf den Teichen. Zwischen den Bläss- und Saatgänsen im Oktober und November finden sich immer wieder auch seltenere Gäste wie Rothals-, Kurzschnabel- und Zwerggänse ein.


Beobachtungsmöglichkeiten

Frohburg liegt circa 35 km südlich von Leipzig und 10 km südlich von Borna. Von Leipzig sind die Teiche mit dem Auto in 45 Minuten zu erreichen. Dazu fährt man die B2 und die B95 über Borna nach Frohburg bis zur Abzweigung Richtung "Pahna". An drei Stellen kann man an die Teiche heranfahren. Erstens folgt man von der B95 noch einmal 600 m nach Süden und parkt an einer Tankstelle am rechts abzweigenden Weg "Am Kalkbruch". Diesen Weg kann man nach Westen entlang der Teichgruppe gehen. Zweitens fährt man die "Altenburger Straße" Richtung "Pahna" nach Westen. Nach 1,6 km zweigt die Stichstraße zur Naturschutzstation "Teichhaus Eschefeld" ab. Die Naturschutzstation liegt reizvoll am Rande des Naturschutzgebiets. Etwas südlich der Station wurde eine Beobachtungshütte eingerichtet. Von hier hat man am Morgen gutes Licht. Eine dritte Möglichkeit, an die Teiche zu gelangen, besteht von dem namensgebenden Ort Eschefeld aus. 1,5 km westlich von der Naturschutzstation folgt man der nach links abbiegenden Hauptstraße nach "Altenburg" und biegt nach 200 m, am Beginn des Orts, nach links in einen Feldweg ein. Dieser führt zu den Teichen. Von hier blickt man nach Osten auf die Lachmöwenkolonie mit den Schwarzhalstauchern und Schwarzkopfmöwen. Ein Fußweg führt am Nordrand des großen Teichs, allerdings ohne gute Sicht auf den See zur Naturschutzstation. Die im Herbst rastenden Gänse gehen gern im landwirtschaftlich genutzten Umfeld der Teiche vor allem südlich des Gebiets der Naturschutzstation auf Nahrungssuche und schlafen auf den Teichen.


Weitere Freizeitmöglichkeiten

Die Eschefelder Teiche sind zwar ein feines, aber auch kleines Beobachtungsgebiet. So wird man bei einem Tagesausflug noch weitere Exkursionspunkte anfahren können. Die Nächstgelegenen sind die Talsperre Windischleuba, die Haselbacher Teiche, der ehemalige Tagebau Haselbach, das Speicherbecken Borna und die Talsperre Schömbach.

Die Talsperre Windischleuba befindet sich nur wenige Kilometer westlich der Eschefelder Teiche und 4 km nordöstlich von Altenburg in Thüringen. Sie ist unter anderem Brutgebiet von Fischadlern und Kleinen Sumpfhühnern und sollte unbedingt auch besucht werden. Den besten Blick hat man vom Sperrwerk südlich von Fockendorf aus. Mittags herrscht hier Gegenlicht. Die Talsperre gehört zusammen mit dem Umfeld, in dem sich weitere Teiche befinden, zu den drei besten Feuchtgebieten in Thüringen. Die Haselbacher Teiche sind ein sehr gutes Schilfgebiet mit Zwerg- und Rohrdommelvorkommen, mit Bart- und Beutelmeisen, sowie mit Rohrschwirlen und Blaukehlchen. Die Haselbacher Teiche liegen direkt östlich von Haselbach. Zwischen Wildenhain und Regis-Breitingen liegt mit dem Haselbacher See ein tiefes Gewässer, das vor allem im Winterhalbjahr lohnt. Dann besuchen Seetaucher, Meeresenten, Lappentaucher und Möwen das Gewässer. Die Talsperre Schömbach liegt 7,5 km südlich von Frohburg. Einen ersten Eindruck bekommt man von einem Beobachtungspunkt in Altmörbitz von der Landestalsperrenverwaltung aus (ausgeschildert von der Hauptstraße aus). Der südliche Teil der Talsperre ist durch einen Querdamm vom Hauptbecken abgetrennt. Diesen begehbaren Querdamm erreicht man von Neuenmörbitz aus. Verschiedene Rallenarten, wie Wasserrallen und Tüpfelsumpfhühner, aber auch Eisvögel, Beutelmeisen und Drosselrohrsänger brüten in den dammnahen Röhrichten. Der westlich anschließende Leinawald lohnt einen Besuch. Dort brüten Wespenbussarde, Habichte, Seeadler sowie Grau-, Schwarz- und Mittelspechte. Teile des Gebiets sind zur Brutzeit von Februar bis Juni für den Besucherverkehr gesperrt.

Wer mehrere Tage im Großraum Leipzig verbringen möchte, der sollte sein Quartier in Leipzig aufschlagen. Die Stadt entwickelte sich seit der Verleihung des Stadtrechts und der Marktprivilegien um das Jahr 1165 zu einem wichtigen Handelszentrum und einer bedeutenden Messestadt. Die Leipziger Messe ist auch heute ein international bekannter Messeplatz. Neben Frankfurt am Main ist die Stadt ein historisches Zentrum des Buchdrucks und -handels. Außerdem befinden sich in Leipzig eine der ältesten Universitäten sowie die ältesten Hochschulen für Handel und Musik Deutschlands. Leipzig besitzt noch einen beträchtlichen Teil der Vorkriegsbebauung, die aus der Gründerzeit stammt. Sie wurde nach der Wende aufwändig restauriert. Nicht zuletzt aufgrund der Tradition als alte Universitäts- und Messestadt mit einem wohlhabenden Bürgertum hat Leipzig eine große Anzahl bedeutender Sehenswürdigkeiten und Sammlungen.


Anfahrt

Mit Bahn und Bus:
Die Mitteldeutsche Regiobahn fährt von Leipzig aus Frohburg an. Vom Bahnhof erreicht man das Teichgebiet durch einen 2,5 km langen Fußmarsch. Eine Bushaltestelle findet man 500 m nördlich des Zugangs zum Teichgebiet.

Mit dem Auto:
Über die B2 und die B95 erreicht man Frohburg von Leipzig Mitte in weniger als 45 Minuten.

Adressen

Naturschutzstation "Teichhaus Eschefeld", Teichhaus 1
04654 Frohburg, Tel.: 034348/53895
E-Mail: NABU-Teichhaus@t-online.de
www.nabu-sachsen.de/index.php?option=com_content&view=article&id=1037&Itemid=830.

Gaststätte "Teichhaus", Teichhaus 1, 04654 Frohburg, Tel.: 034348/51317.

Schloss Frohburg, Florian-Geyer-Strasse 1, 04654 Frohburg, www.schloss-frohburg.de
Laut Eigenwerbung beherbergt das Museum Kunst und Kultur in historischem Ambiente sowie attraktive, kunst- und kulturgeschichtlich einzigartige Dauerausstellungen und Ausstellungsbereiche.
Öffnungszeiten Museum: Di-Fr: 9:30-12 und 13:30-16 Uhr,
Mai-Sept. auch So 11-17 Uhr, Montag und Samstag geschlossen.
Eintrittspreise: Erwachsene 2 Euro, ermäßigt und Kinder 1,50 Euro.


Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:

- Blick von Westen über die Lachmöwen- und Schwarzhalstaucherkolonie des Großteichs.

- Schwarzhalstaucher brüten in einer individuenstarken Kolonie und sind einfach zu beobachten.

- Blick durch das Spektiv auf das rege Leben in der Lachmöwen- und Schwarzhalstaucherkolonie.

- Aus den weiten Röhrichten an Streckteich und Vorwärmer erklingt im Frühjahr der dumpfe Gesang der Rohrdommel.

- Der Leinawald westlich der Talsperre Schömbach beherbergt Habichte, Mittelspechte und viele weitere seltene Waldvogelarten.


*


Quelle:
Der Falke - Journal für Vogelbeobachter 2/2011
58. Jahrgang, Februar 2011, S. 45-48
mit freundlicher Genehmigung des AULA-Verlags
AULA-Verlag GmbH, Industriepark 3, 56291 Wiebelsheim
Tel.: 06766/903 141; Fax: 06766/903 320
E-Mail: falke@aula-verlag.de
Internet: www.falke-journal.de

Erscheinungsweise: monatlich
Einzelhelftpreis: 4,80 Euro
Das Jahresabonnement für 12 Hefte ist im In-
und Ausland für 49,- Euro zzgl. Porto erhältlich.


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. März 2011