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TOURTIP/995: Nationalpark Harz (Unser Wald)


Unser Wald - 2. Ausgabe, März/April 2012
Zeitschrift der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald

Nationalpark Harz

von Friedhart Knolle



Der Nationalpark Harz ist seit dem 1.1.2006 der erste länderübergreifend fusionierte Nationalpark in Deutschland. Mitten darin liegt der sagenumwobene Brocken - mit 1.141 m die höchste Erhebung im Park. Der Park bewahrt und entwickelt eine einzigartige Mittelgebirgslandschaft mit Wäldern, Mooren und Fließgewässern. Zahlreiche Tier- und Pflanzenarten, die anderswo selten geworden sind, kommen hier vor.

Der Nationalpark Harz besticht besonders durch die Vielfalt seiner Naturräume. An seinem Nord- und Südrand finden wir ausgedehnte Buchenwälder, die vor allem im Frühjahr und Herbst zu einer Wanderung einladen. In den Hochlagen des Harzes prägen Moore, Fichtenwälder und Felsen das Bild. Die Oberharzer Moore zählen zu den besterhaltenen Deutschlands. Einen Einblick in den Extremlebensraum Hochmoor mit seinen hochspezialisierten Pflanzen bieten Bohlenstege für unsere Besucher.

Die Waldböden sind oft von einem dicken Teppich üppigen Grüns bedeckt. Bedingt durch die hohe Luftfeuchtigkeit wachsen hier dicke Moospolster und bizarre Flechtenkrusten überziehen die Bäume am Wegesrand. Die eingestreuten Felsformationen und Blockhalden - Meere aus Stein - beeindrucken dagegen durch ihre Kargheit. Überall im Nationalpark Harz spielte und spielt Wasser eine entscheidende Rolle. In früheren Zeiten wurde es in großem Umfang für den Bergbau genutzt. Heute kommt es wieder verstärkt der Natur zu Gute, sprudelt in naturnahen Harzer Bächen zu Tal und bietet vielen Tieren wie Schwarzstorch oder Wasseramsel Lebensraum.

Größe und Ausdehnung

Der Nationalpark Harz erstreckt sich in Nord-Süd-Richtung vom Nordharzrand bei Bad Harzburg und Ilsenburg über die Hochlagen bis zum Oderstausee am Südharzrand bei Bad Lauterberg und von der Hochlage in südwestlicher Richtung über den Acker-Bruchberg-Zug bis hinab in die Harzrandlagen um Herzberg. Damit sind praktisch alle unterschiedlichen Klimazonen, Luv- und Leeseiten, geologischen Formationen und die wesentlichen Lebensraumtypen des Harzes repräsentativ erfasst. Die menschlich unbeeinflusste Naturdynamik bietet jetzt schon reizvolle, vielfältige und reich strukturierte Waldbilder in dem fast komplett bewaldeten Nationalpark.

Schutzwürdigkeit

Der Nationalpark Harz weist durch Lage, Geologie und Klima eine Vielzahl von Besonderheiten auf, die ihn für den Naturschutz außerordentlich wichtig machen. In seinen Hochlagen herrschen klimatische Bedingungen, die ihn deutlich von anderen deutschen Mittelgebirgen unterscheiden. Diese Klimabedingungen ähneln den subalpinen Klimazonen der Hochgebirge bzw. den borealen Klimabedingungen Nordeuropas. Als Folge hat sich hier eine Tier- und Pflanzenwelt entfaltet, die speziell an diese Lebensverhältnisse angepasst ist und außerhalb der Harzhochlagen bundesweit nur sehr selten anzutreffen ist.

Bedingt durch die klimatischen und geographischen Unterschiede und die sich dadurch ändernden ökologischen Bedingungen gibt es im Harz natürlicherweise mehrere Waldtypen. Im Gebiet des Nationalparks findet man in den unteren und mittleren Hanglagen Buchenwälder, in den oberen Hanglagen Buchen-Fichten-Mischwälder und in den Hochlagen Bergfichtenwälder. Die Abfolge der Waldgesellschaften Mitteleuropas von den wärmeliebenden Eichen-Buchen-Mischwäldern bis in die Moorlandschaften kann man hier in einer Halbtageswanderung im Zeitraffer durchstreifen - hautnah können die Wanderer diese biologische Vielfalt auf kleinem Raum erleben.

Waldentwicklung

Oberstes Ziel im Nationalpark ist es, den Wald der natürlichen Dynamik zu überlassen. Da es in Mitteleuropa praktisch keinen Urwald mehr gibt und der Harz im Verlauf der Jahrtausende alten Bergbaugeschichte in seiner Waldentwicklung stark verändert wurde, verfolgt unsere Waldentwicklung ausschließlich das Ziel, die Naturnähe des Waldes hinsichtlich Baumarten und Struktur zu erhöhen, um sie schließlich der natürlichen Entwicklung zu überlassen. Die Naturdynamikzone (Kernzone) umfasst derzeit 52% - hier finden keine waldbaulichen Maßnahmen mehr statt. Dennoch werden in einem Randbereich zu benachbarten Waldgebieten zum Schutz der hier befindlichen Wirtschaftswälder die Borkenkäfer bekämpft. Die Naturentwicklungszone, in der sich mittels schonender Waldentwicklungsmaßnahmen die Lebensräume sukzessive in Richtung Naturdynamik weiterentwickeln können, umfasst 47% - auch hier werden bei Bedarf noch aktive Borkenkäfer-Bekämpfungsmaßnahmen durchgeführt. Die Nutzungszone für spezielle Pflegemaßnahmen umfasst 1% Fläche. Ziel ist es, dass sich 2022 insgesamt 75% der Flächen in der Kernzone befinden.

Öffentlichkeitsarbeit

Neben dem vorrangigen Schutz der Natur und einer möglichst unbeeinflussten Entwicklung der Waldökosysteme gehört es zu den wichtigsten Aufgaben des Nationalparks Harz, den Menschen Begegnungen mit Natur und natürlichen Prozessen zu ermöglichen. Die Informations- und Bildungsarbeit des Nationalparks Harz erreicht mit dem Nationalpark-Bildungszentrum Sankt Andreasberg, den Nationalparkhäusern und Nationalpark-Informationsstellen sowie der Nationalparkwacht Harz eine breite Öffentlichkeit. Herauszuheben sind hier das Haus der Natur in Bad Harzburg und das Nationalpark-Jugendwaldheim Brunnenbachsmühle - beides Gemeinschaftsprojekte mit der SDW Niedersachsen e. V.

Die Nationalparkwacht Harz

Die Einhaltung der Regelungen der Nationalparkgesetze wird in der Fläche von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Nationalparkwacht Harz, im Volksmund nur "Ranger" genannt, überwacht. Sie sind zu Fuß, mit dem Mountainbike oder im Winter auch auf Skiern unterwegs. Die Nationalparkwacht Harz ist Teil der Nationalparkverwaltung Harz und besteht heute aus etwa 40 Männern und Frauen, die als ausgebildete Forstwirte alle eine besondere Fortbildung als "Geprüfter Natur- und Landschaftspfleger" absolviert haben. Sie organisieren geführte Wanderungen zu verschiedenen Themen wie Naturerlebnis- oder Fledermauswanderungen, informieren über den Nationalpark und sagen Ihnen gern, "wo es lang geht".

Anreise und Unterkunft

Mit der Bahn: Von Norden bis Bad Harzburg oder Wernigerode; von Süden nach Herzberg oder Bad Lauterberg. Weiterreise mit dem Bus (Infos unter: www.fahrtziel-natur.de) oder der Dampf betriebenen Schmalspurbahn zum Brocken (www.hsb-wr.de).
Mit dem Auto: Von Norden über die Bundesstraßen B 6 (Goslar - Bad Harzburg - Wernigerode) oder B 81 von Magdeburg. Von Süden auf der Bundesstraße B 243 über Herzberg.
Für Ihre Übernachtung empfehlen wir unsere Nationalparkpartner: www.nationalpark-harz-partner.de.

Weitere Infos unter www.nationalpark-harz.de

Autor
Dr. Friedhart Knolle
ist im Nationalpark Harz für Presse, Marketing & Regionalentwicklung zuständig
E-Mail: info[at]nationalpark-harz.de


Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:

• Blick von Rabenklippe im Eckertal zum Brocken, dem höchsten Berg Norddeutschlands.
• Romantischer Bachlauf im Ilsetal.

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Quelle:
Unser Wald - Zeitschrift der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald
2.‍ ‍Ausgabe, März/April 2012, Seite 10-11, aktualisiert für Schattenblick
Herausgeber:
Bundesverband der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald e.V., Bonn
Redaktion: Meckenheimer Allee 79, 53115 Bonn
Telefon: 0228 / 945 98 30, Fax: 0228 / 945 98 33
E-Mail: unser-wald@sdw.de
Internet: http://www.sdw.de
 
Erscheinungsweise: zweimonatlich
Bezugspreis: Jahresabonnement 17,50 Euro
einschl. Versandkosten und 7% MwSt.
Einzelheft: Preis 3,- Euro


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Mai 2012