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GLOSSE/006: Verwanzte Flohhalsbänder (Werner Geismar)


Neues aus dem Schnüffel-Imperium

Verwanzte Flohhalsbänder

von Werner Geismar, Juli 2013



Die Aufdeckung der NSA-Aktion, bei der in Zusammenarbeit mit dem größten amerikanischen Tierspielzeughersteller manipulierte Wellensittich-Spiegel in Umlauf gebracht wurden, deren Spiegeloberfläche gestochen scharfe Bilder aus dem Wellensittichkäfig an die NSA übertragen, ist erst einige Tage alt, als eine noch umfassendere Tiermanipulation in den USA ruchbar wurde. So soll die NSA Millionen von Flohhalsbändern für Hunde verwanzt haben. Diese Aktion stieß auf ein geteiltes Echo in der Öffentlichkeit.

"Das stört mich nicht! Mein Hund hat nichts zu verbergen!", sagte zum Beispiel der texanische Hundebesitzer Ted Browser dem TV-Sender CBS. So wie er denken Millionen gesetzestreuer amerikanischer Hundebesitzer. Viele von ihnen befürworten diese NSA-Aktivität ausdrücklich. "Mein Hund schnüffelt viel herum! Vielleicht entdeckt er dabei auch was, das dem NSA weiter hilft. Das würde mich freuen", meinte Hundehalter Freddy Krueger aus Wyoming. Andere Hundebesitzer zeigten sich verunsichert. "Ich habe mit meinem Hund eine Hundeschule besucht. Habe ich mich dadurch verdächtig gemacht?", fragte eine besorgte Hundebesitzerin in einem Leserbrief an die New York Times. Die Redaktion konnte sie beruhigen: "Wenn die Hundeschule nicht in Afghanistan oder im pakistanischen Grenzgebiet liegt, haben Sie nichts zu befürchten." Aber auch einige kritische Stimmen sollen nicht verschwiegen werden. "Nur weil mein Hund Ali heißt, ist sein Flohhalsband von der NSA gleich mit drei elektronischen Kameras, einem Peilsender und einem Selbstzerstörungssprengsatz ohne meine Zustimmung manipuliert worden. Die Hündin meines Nachbarn heißt Daisy und ihr Flohhalsband hat nur eine Wanze. Das finde ich diskriminierend", beschwerte sich der indischstämmige Wäschereibesitzer Rikschah Singh bei seinem örtlichen Radio-Sender.


Die Meinungsfreiheit schließt das unbequeme Recht auf Kritik, Witz, Satire, das Spiel mit Symbolen und Respektlosigkeit gegenüber Autoritäten ein.

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Quelle:
© 2013 by Werner Geismar, Remagen
mit freundlicher Genehmigung des Autors


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Juli 2013