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GLOSSE/007: Griechisches Parlament beschließt Einführung der Sklaverei (Werner Geismar)


Troika und Weltbank setzen sich durch
Griechisches Parlament beschließt Einführung der Sklaverei

von Werner Geismar, Juli 2013



Das griechische Parlament beschloss heute mit einer Dreiviertelmehrheit die Einführung der Sklaverei, wie es die Troika und die Weltbank schon seit langem gefordert hatten. "Wir sehen Griechenland auf einem guten Weg, das Vertrauen der Märkte zurückzugewinnen", kommentierte IVV-Chefin Christine Lagarde den Parlamentsbeschluss. "Ausschlaggebend für diesen Entschluss war unter anderem die enorme Entlastung der Rentenkassen", sagte der griechische Arbeitsminister auf einer Pressekonferenz anlässlich des Besuches einer hochrangig besetzten Delegation des chinesischen Arbeitsministeriums. Auch Bundesarbeitsministerin von der Leyen frohlockte: "Als positiven Nebeneffekt haben die Griechen eine völlige Gleichstellung von Mann und Frau in der Arbeitswelt erzielt." Bundesfinanzminister Schäuble ließ durch seinen Pressesprecher erklären: "Der griechische Weg hat durchaus Modellcharakter für Länder wie Portugal, Spanien und Italien, Nationen, die sich auf ihre Jahrtausende alte Tradition der Sklaverei zurückbesinnen sollten." Skeptisch äußerte sich Per Steinbrück. "Der griechische Rotwein taugt nichts! Ich glaube kaum, dass die Einführung der Sklaverei daran etwas Grundsätzliches ändern kann." Das Bundeswirtschaftsministerium ließ verlauten, dass Bundeswirtschaftsminister Rösler mit einer Delegation von Vertretern wichtiger Deutscher Konzerne schon morgen nach Athen fliegen wird. "Griechenland wird in naher Zukunft einen immensen Bedarf an Peitschen und Fußfesseln haben", erklärte der Bundeswirtschaftsminister. "Da gilt es, die Interessen der deutschen Wirtschaft zu wahren." In einem Interview mit der "Tagesschau" sagte der griechische Schlagerinterpret Costa Cordalis: "Ich habe mich als Sklave der deutschen Musikindustrie immer sauwohl gefühlt und kann meinen Landsleuten als Vorbild dienen ..."


Die Meinungsfreiheit schließt das unbequeme Recht auf Kritik, Witz, Satire, das Spiel mit Symbolen und Respektlosigkeit gegenüber Autoritäten ein.

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Quelle:
© 2013 by Werner Geismar, Remagen
mit freundlicher Genehmigung des Autors


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Juli 2013