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GLOSSE/009: Angela Merkel - Demokratie ist Neuland (Werner Geismar)


Angela Merkel: Demokratie ist Neuland

von Werner Geismar, Juli 2013



In einem Interview mit Bild am Sonntag erklärte Bundeskanzlerin Merkel den Deutschen ihre Sicht der Dinge. "Man weiß in einer Demokratie nie genau, was auf einen zukommt. Das ist wie beim Wurstmachen, denn dort ist es letztendlich auch wurscht, was du hineinsteckst. Wichtig für eine Demokratie ist, genau wie bei der Wurst, was hinten rauskommt. Und das bin immer ich!" Angela Merkel zeigte sich hoch erfreut über die vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten, die ihr die Politik ermögliche. "In meiner herausgehobenen Position bietet sich mir die Möglichkeit, jeden Tag neue Feinde zu entdecken und mir ihre Namen ins Notizbuch zu schreiben", verriet sie Bild am Sonntag. "Bei manchen, wie zum Beispiel der Bärbel Wöhler, lasse ich mir jahrelang Zeit, bis ich ihnen eins verplätte. Bei eiligen Fällen schicke ich den Pofalla vor. Ich mag den Pofalla wegen seiner demokratischen Gesprächskultur."

Auf die Frage nach ihrer größten Stärke antwortete sie: "Mein unerschütterlicher Glaube an das Sowohl-als-auch. Es zeigt mir die Grenzen des Machbaren auf. Im Sinn dieses täglichen "Sowohl-als-auch" igle ich mich total ein bei gleichzeitiger totaler Transparenz. Ich verrate nichts und lasse mich gleichzeitig sehr gerne abhören. In einer Demokratie passt das hervorragend zusammen. Ich kann Ihnen das als gute schwäbische Hausfrau aus Mecklenburg-Vorpommern auch für den privaten Hausgebrauch nur empfehlen. Ich meine, wenn Sie viel Bargeld im Haus haben, genügt ja auch nicht ein einfacher Rauchmelder vom Baumarkt."

Auf die Frage, was ihr Sicherheit bedeute, sagte die Bundeskanzlerin: "Man muss mit der Sicherheit seinen persönlichen Frieden machen. Das habe ich in meiner Zeit als DDR-Bürgerin schon so gehalten. Das bisschen Freiheit kann man auch bei einem Waldspaziergang genießen. Wenn Sie sich mal richtig frei fühlen möchten, entdecken Sie doch einfach eine bisher unbekannte Tropfsteinhöhle, wo es garantiert noch keine Videoüberwachung gibt. Was ich damit sagen will: Die Freiheit in der Demokratie liegt beim Einzelnen. Wobei ich nichts gegen das Ehegattensplitting gesagt haben will."

Zu dem Fragenkomplex, welche Entwicklungsperspektiven die Demokratie in Deutschland habe, erwiderte die Bundeskanzlerin: "In meinem Verhältnis zu mir selbst empfinde ich mich völlig alternativlos. Auf unsere Demokratie übertragen, heißt das: ein Glück, dass Deutschland mich hat!"


Die Meinungsfreiheit schließt das unbequeme Recht auf Kritik, Witz, Satire, das Spiel mit Symbolen und Respektlosigkeit gegenüber Autoritäten ein.

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Quelle:
© 2013 by Werner Geismar, Remagen
mit freundlicher Genehmigung des Autors


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Juli 2013