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SCHLUCKAUF/0022: Fernheizung TV - Nachtisch & Satire (SB)


Fernheizung TV


Daß weit über die Hälfte der Hartz-IV-Empfänger zu arm sind, um sich Kinobesuche leisten zu können, geschweige denn Opern- oder Theateraufführungen, ist für die Behörden, die über diese stetig wachsende Bevölkerungsguppe wachen, kein Grund zur Sorge. Der Ausschluß der Ärmeren vom kulturellen Leben, inklusive dem ebenfalls zu kostspieligen Internet-Verkehr, birgt kein ordnungsgefährdendes Potential in sich - solange es das Fernsehen gibt. Diesbezüglich entsteht allerdings zunehmender Handlungsdruck, denn angesichts des wirtschaftlichen Abwärtstrends werden viele auf Hartz-IV angewiesene Familien spätestens in ein paar Jahren gezwungen sein, aus nackter Not die in ihrem Haushalt noch vorhandenen Fernsehgeräte zu veräußern (die dann ohne Stromversorgung ohnehin nutzlos geworden sind), und sei es zum Schrottpreis.

Der drohende Verlust dieses hocheffizienten Manipulationsinstruments und bewährten Weltfluchtvehikels für gerade jene Teile der Bevölkerung, die am dringendsten der administrativen Lenkung und Ablenkung bedürfen, hat auf Regierungsbene bereits zur Vorbereitung eines Gesetzes bezüglich der Deckung eines neu festgeschriebenen Informations-Grundbedarfs geführt. Noch vor der Versorgung mit Wärme- und Strom soll die Ausstattung jedes Haushalts mit einem Monitor, der über einen Sonderzugang kostenfrei mit Strom und Daten versorgt wird, für jeden Haushalt obligatorisch werden.

Seit Bekanntgabe des Gesetzesentwurfs kämpfen Bürgerinitiativen nun um die Verwendung der als veraltet geltenden Bildröhrentechnologie für die staatlichen Monitore, da die Wärmeabstrahlung solcher Geräte sehr viel höher ist als die moderner Flachbildschirme und das staatlich finanzierte TV-Gerät voraussichtlich bald die einzige Wärme- und Lichtquelle vieler Haushalte sein dürfte.

7. Oktober 2008