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SCHLUCKAUF/0072: Weg ist der Dreck - Nachtisch & Satire (SB)


Giftmüll


Als Entsorgungsunternehmen hochgiftige Substanzen "aus der Welt zu schaffen", z.B. das Dioxin TCDD, hat sich besonders in den westlichen Industrienationen zu einem lukrativen Wirtschaftszweig entwickelt. Zu diesem Zweck bedient sich die betreffende Branche im Wesentlichen zweier Verfahren. Das eine besteht darin, die zu entsorgenden Stoffe eingeschlossen in mehr oder weniger bruch- und korrosionssichere Behälter in bevölkerungsarmen Regionen kooperativer Abnehmerländer dem Vergessen anheimzustellen. Dabei besteht inzwischen allerdings für die Auftraggeber aufgrund der relativ leichten Rückverfolgbarkeit des Giftmülls zunehmend das Risiko, nicht nur für Umweltschäden haftbar gemacht zu werden, sondern auf wichtigen Absatzmärkten einen erheblichen Imageverlust zu erleiden.

Deshalb scheint sich das zweite Hauptentsorgungsverfahren als zweckdienlicher zu erweisen. Es besteht darin, die giftigen Substanzen auf ständig alternierenden, nicht ausreichend überwachten Verteilungswegen so weit zu verdünnen, daß zum Zeitpunkt der Registrierung des Giftstoffes durch die zuständigen Behörden dessen Konzentration bereits die gültigen Grenzwerte unterschreitet. Das gelingt zwar nicht immer, wie die Skandale um Gifte im Hunde-, Hühner- oder Schweinefutter beweisen. Aber es gelingt oft genug, um kreative Giftmüllentwerter unverschämt reich zu machen.

Einige gehen dabei sogar so weit, sich bereits bestehende Umweltschäden zunutze zu machen. So etwa das Sondermüll-Entsorgungsunternehmen "Hokuspokus AG" aus Giermort, das den durch exzessive Anwendung von Schädlingsbekämpfungsmitteln in der Landwirtschaft bereits hochresistenten Maiszünsler züchtet und die Raupen mit giftbelasteten Maispflanzen füttert, um sie danach in großen Mengen in der Nähe landwirtschaftlich genutzter Regionen zu verteilen. Die im Falle einer genaueren Untersuchung festgestellte hohe Giftbelastung der Insekten wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auf einen vorausgegangenen Einsatz von Pestiziden zurückgeführt. Davon abgesehen sorgt die spätere Mobilität der winzigen lebenden Sondermüllcontainer als Falter für eine derart feine Giftverteilung, wie sie sonst nur durch einen Einsatz von Sprühflugzeugen erreichbar wäre, der als unauffällige Entsorgungsmethode selbstverständlich nicht infrage kommt. Wie ein mitteilsamer Biotechniker der "Hokuspokus AG" berichtet, bereitet das Unternehmen neben dem Einsatz von Ratten und Kakerlaken als Sondermüll-Verteilungshelfer auch die Verarbeitung von Sondermüll in Kunststoffprodukten wie z.B. Flip-Flop-Sandalen vor, die dann als Bekleidungsspende an Entwicklungsländer abgegeben werden.

11. Januar 2011