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SCHLUCKAUF/0100: Laborleckereien - Nachtisch & Satire (SB)


Laborleckereien


Was für die Bekleidung recht ist, ist für die Ernährung billig! Nach diesem Grundsatz verfährt die neue Laborfleischindustrie, die leckeres Rinder- und Schweinemuskelfleisch vollkommen tierleidlos aus Stammzellen züchten will. Denn ebenso, wie der westliche Verbraucher moderne Polyacrylbekleidung aus Gewissensgründen den traditionellen Fell- und Lederjacken vorzieht, wird er auch bald Laborfleisch dem Metzgerfleisch vorziehen.

Zugunsten seines reinen Gewissens ist ihm dabei die Tatsache viel zu weit weg, daß Polyacrylfasern aus organischen Monomeren aus der Erdölindustrie gewonnen werden, die weltweit als eine der schlimmsten Umweltzerstörerinnen und Wildtierlebensraumvernichterinnen gilt. Folglich dürfte dem Verbraucher auch die Tatsache zu weit weg sein, daß Nährlösungen für das Retortenfleisch bisher nicht ohne Blutbestandteile auskommen. Hauptsache, das reine Gewissen ist durch ein Zertifikat "Garantiert tierblutfrei" sichergestellt.

Nur daß im Falle der Laborfleischindustrie nicht die Erdöl- sondern die Pharmakonzerne für die Grundsubstanz des lukrativen Geschäfts mit dem guten Gewissen sorgen. Buchstäblich für einen "Appel und ein Ei" kaufen letztere in Schwellenländern über ein weitverzweigtes Netz sogenannter Blutzapfstellen das Blut von den Ärmsten der Armen auf, das dann zur Herstellung der Nährlösung an die Laborfleischindustrie verkauft wird.

Eine direktere Transfermöglichkeit menschlicher Lebenskraft von Süd nach Nord, von Arm nach Reich, hat es bisher noch nie gegeben. Daher gilt die Retortenfleischherstellung schon jetzt als DIE Innovation des jungen Jahrtausends. Guten Appetit!

21. Februar 2012