Schattenblick →WERBUNG UND KONSUM →PRODUKTINFORMATION → RUND UMS AUTO

ENTWICKLUNG/001: Daimler derzeit Vorreiter der Automobile der Zukunft (Irene und Gerhard Feldbauer)


Pioniere der Brennstoffzellentechnologie

Daimler derzeit Vorreiter der Automobile der Zukunft

Drei Mitarbeiter des Stuttgarter Unternehmens mit dem "f-cell award Gold" ausgezeichnet

Von Irene und Gerhard Feldbauer, 27. September 2011


Im Rahmen ihrer Forschungen auf dem Gebiet des Antriebs von Elektrofahrzeugen hat der deutsche Auto-Konzern Daimler AG auf der 64. IAA in Frankfurt/Main das unter Serienbedingungen produzierte Brennstoffzellenfahrzeug - die Mercedes-Benz B-Klasse F-CELL - vorgestellt. Für den Stuttgarter Autobauer gab es jetzt einen erfreulichen Epilog. Drei Mitarbeiter des Unternehmens, die einen entscheidenden Beitrag zu dieser Entwicklung geleistet haben, wurden am 26. September in Stuttgart mit dem "f-cell award Gold" geehrt. Den Preis nahmen entgegen:
Dr. Thomas Poschmann (E-Motor Integration), Dr. Steffen Doenitz (Programm Management Brennstoffzellen-System) und Adrian Wieser (Projektmanagement A-/B-Klasse). Der F-CELL setzte sich unter neun Projekten durch. Der Erste Preis ist mit 12.500 Euro dotiert.

Mit dem vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft des Landes Baden-Württemberg zusammen mit der Stuttgart GmbH für Wirtschaftsförderung der Region gestifteten Preis werden anwendungsnahe Ergebnisse im Sektor Brennstoffzelle prämiert, um entscheidende Entwicklungen auf diesem Technologiefeld und überhaupt weitere Innovationen zu stimulieren. Seit 2010 hat Daimler bereits rund 200 unter Serienbedingungen gefertigte Fahrzeuge an ausgewählte Kunden ausgeliefert.


Brennstoffzelle effiziente und schadstoffarme Technologie

Die Preisverleihung erfolgte zur Eröffnung des internationalen Brennstoffzellen-Forums "f-cell 2011" in Stuttgart durch den Minister für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft, Franz Untersteller, der auf die großen Chancen für die Brennstoffzelle hinwies, sich als effiziente und schadstoffarme Technologie zu etablieren. Er erwähnte die größere Reichweite von mit Wasserstoff betriebenen Fahrzeugen im Unterschied zu batterieelektrischen Fahrzeugen. Da die Technik von Brennstoffzellenfahrzeugen und ihre Potenziale in der Öffentlichkeit jedoch weniger bekannt seien, würden sie oftmals als eher ferne Zukunftstechnologie betrachtet. "Die Zukunft hat jedoch bereits begonnen", betonte der Minister und bezog sich auf die von verschiedenen Herstellern angekündigte Markteinführung erster Serienfahrzeuge mit Brennstoffzelle für die Jahre 2014 und 2015. Entscheidend für die Klima- und Umweltbilanz sei hierbei allerdings, dass die Fahrzeuge aus mit regenerativ erzeugtem Strom gewonnenen, "grünen" Wasserstoff betankt würden. Das Land Baden-Württemberg fördere in diesem Jahr den Aufbau einer initialen Wasserstoffinfrastruktur mit vier Millionen Euro. Damit werde beispielsweise die Errichtung von Wasserstofftankstellen für Busse und Pkw mit finanziert.


2014 zur Serienreife

"Wir freuen uns sehr, dass die Juroren mit ihrer Entscheidung unser großes Engagement auf dem Weg dorthin honorieren", sagte Dr. Christian Mohrdieck, Leiter des Bereichs Brennstoffzellen- und Batterie-Antriebsentwicklung bei der Daimler AG. Der bereits zum elften Mal verliehene f-cell award ging zum zweitenmal an Daimler. 2009 wurde der Stadtbus Mercedes-Benz Citaro Fuel CELL-Hybrid mit dem Preis ausgezeichnet. Ziel sei, so Dr. Mohrdieck weiter, "Elektroautos mit Brennstoffzelle bereits 2014 zur Serienreife zu bringen." Spätestens 2015 will der Stuttgarter dann Marktreife erreichen. Mehrere 100.000 Fahrzeuge in unterschiedlichen Baureihen sollen dann auf die Straßen rollen. Zum Spektrum der Fahrzeuge soll eine Limousine mit Brennstoffzellenantrieb gehören. Die B-Klasse F-CELL ist mit einer Reichweite von rund 400 Kilometern langstreckentauglich und kann in kurzer Zeit betankt werden. Der Hersteller hebt hervor, dass vom F-CELL World Drive drei Fahrzeuge eine Streckenleistung von jeweils mehr als 30.000 Kilometer aufweisen können. Mit einem 100 kW/136 PS starken Elektromotor, der ein Drehmoment von 290 Nm erreicht, erzielt die B-Klasse F-CELL einen NEFZ-Verbrauch (Neuer Europäischer Fahrzyklus) von umgerechnet nur 3,3 Litern Kraftstoff (Diesel-Äquivalent) je 100 Kilometer. Nun wird vieles davon abhängen, wie zur Gewährleistung des Alltagsbetriebs eine Infrastruktur bereitgestellt wird.


Kooperationspartner mit Bosch mit Silber

Zum Bestandteil der Unternehmensstrategie gehört, dass Daimler und der weltgrößte Zulieferer Bosch demnächst in einem gemeinsamen Tochterunternehmen "EM-Motive" mit der Produktion von Elektromotoren beginnen wollen. Ein entsprechender Antrag auf Zulassung liegt der Kartellbehörde vor. Hauptsitz des Unternehmens und die Produktion sollen nach Hildesheim/Niedersachen gehen.

Erfreulich für die Kooperationspartner war, dass der mit 7.500 Euro bedachte zweite Platz an die Robert Bosch GmbH ging. Prämiert wurde ein Wasserstoff-Dosierventil für ein Brennstoffzellensystem, das alle Anforderungen an Funktion, Zuverlässigkeit und Sicherheit unter automobilen Einsatzbedingungen erfülle. Das Ventil wurde eigens für die Anwendung in Serienfahrzeugen entwickelt und ermöglicht eine mit herkömmlichen Einspritzventilen vergleichbar kostengünstige Fertigung. Bronze teilen sich zwei Wettbewerber: die SFC Energy AG aus Brunnthal, welche die neueste Generation einer portablen Brennstoffzelle, die speziell für die Stromversorgung in Wohnmobilen, Segelbooten und Berghütten produziert wird, entwickelte. Die zweite ging an die N2telligence GmbH aus Wismar für die Entwicklung ihrer Quattro Generation für die Erzeugung von Energie und gleichzeitig für den Brandschutz in der Industrie. Die Mehrfachnutzung macht den Einsatz der Brennstoffzellentechnologie wirtschaftlicher. Auch dieses Produkt ist bereits auf dem Markt. Das Preisgeld für Bronze beträgt für jeden der Preisträger 2500 Euro.


Die zweite Erfindung des Automobils

2011 ist das 125. Jubiläumsjahr der Erfindung des Automobils. Der Konstrukteur des ersten entwicklungsfähigen Kraftfahrzeuges und Pionier der Branche war Carl Benz und zusammen mit Gottlieb Daimler der Begründer des heutigen Unternehmens. Auf diese Tradition geht es zurück, wenn mit der jetzt entwickelten neuen Antriebstechnologie von "der zweiten Erfindung des Automobils" gesprochen wird. Dass das nicht unberechtigt ist, ergibt sich auch aus der Begründung der Jury bei der Preisverleihung, in der es heißt: "Alle Komponenten der Mercedes-Benz B-Klasse F-CELL erfüllen die Standards für Sicherheit, Qualität, Zuverlässigkeit und Lebensdauer, wie sie im Automobilbereich für eine Serienfertigung eingesetzt werden".

Im Jubiläumsjahr 2011 ist die Daimler AG eines der erfolgreichsten Automobilunternehmen der Welt. Mit den Geschäftsfeldern Mercedes-Benz Cars, Daimler Trucks, Mercedes-Benz Vans, Daimler Busse und Daimler Financial Services gehört der Fahrzeughersteller zu den größten Anbietern von Premium-Pkw und ist der größte weltweit aufgestellte Nutzfahrzeug-Hersteller. Wenn Daimler auf innovative und sogenannte grüne Technologien setzt, dient das der Gestaltung der Zukunft der Mobilität. Als einziger Autobauer investiert Daimler bei alternativen Antrieben sowohl in den Hybrid-, als auch in den Elektromotor und in die Brennstoffzelle, um alle Optionen auszuloten.


Joint Venture in China

Daimler ist mit dem Vertrieb seiner Fahrzeuge und Dienstleistungen in zahlreichen Ländern der Welt vertreten und unterhält in allen fünf Erdteilen Produktionsstätten. Die derzeitige Angebotspalette umfasst Mercedes-Benz, die im Ruf steht, die weltweit anspruchsvollste Automobilmarke zu sein, Maybach, Freightliner, Western Star, BharatBenz, Fuso, Setra, Orion, Thomas Built Buses und smart. Im Jahr 2010 setzte der Konzern mit mehr als 260.000 Mitarbeitern 1,9 Mio. Fahrzeuge ab. Der Umsatz lag bei 97,8 Mrd. EUR, das EBIT betrug 7,3 Mrd. EUR.

Zu den jüngsten Erfolgsnachrichten gehört, dass das chinesische Handelsministerium (MOFCOM) gerade grünes Licht für das Joint Venture der Beijing Foton Daimler Automotive Co., Ltd. (BFDA) gegeben hat. Damit baut der Stuttgarter seine ohnehin bereits starke Position auf dem heiß umkämpften aufnahmefähigen Markt in dem mit 1,3 Milliarden Einwohnern bevölkerungsreichsten Land der Erde aus. Dr. Dieter Zetsche, Vorstandsvorsitzender der Daimler AG und Leiter von Mercedes-Benz Cars, sagte, das sei "ein wichtiger Schritt für die globale Wachstumsstrategie von Daimler und die Erweiterung unseres Portfolios in China". Daimler ist jetzt mit 50 Prozent an Beijing Foton Daimler Automotive beteiligt.


*


Quelle:
© 2011 by Irene und Gerhard Feldbauer
Mit freundlicher Genehmigung der Autoren


veröffentlicht im Schattenblick zum 28. September 2011