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MARKT/002: Daimler expandiert in den USA (Gerhard Feldbauer)


Daimler expandiert in den USA

Risiko-Bericht zu möglichen Auswirkungen der US-Finanzkrise

von Gerhard Feldbauer, 20. Oktober 2011


Beobachter meinten, sich fast in die schon vor langer Zeit ausgestrahlte Dallas-Serie versetzt und einen Coup von J.R. Ewing zu erleben. Was ereignete sich tatsächlich? In Dallas im US-Bundesstaat Texas fand dieses Jahr vom 15. bis 18. Oktober die Konferenz der American Trucking Associations, des größten US-Fachverbandes für die Nutzfahrzeug-Branche, statt. Am Ende der Tagung teilte die Daimler Trucks North America (DTNA) zur allgemeinen Überraschung die Einführung der neuen Marke "Detroit" mit. Wie die Daimler Press News am 19. Oktober informierten, wird "Detroit" auf der bekannten Marke "Detroit Diesel" aufbauen und künftig alle Lkw-Antriebsstrangkomponenten unter einem Dach vereinen. Dazu gehören vor allem die hochmodernen Diesel-Motoren vom Typ DD13, DD15 und DD16, welche die aktuellen EPA-2010 Abgasgrenzwerte in den USA erfüllen.

Die neue Marke "Detroit" werde "alle Komponenten des Lkw-Antriebsstrangs bündeln", erklärte Andreas Renschler, im Vorstand der Daimler AG verantwortlich für Daimler Trucks und Daimler Buses, in Dallas. Mit einem breiten Angebot von eigenen perfekt aufeinander abgestimmten Antriebsstrangkomponenten werde DTNA in Zukunft noch besser auf Kundenwünsche reagieren können. "Detroit Diesel ist seit jeher ein Synonym für Leistung, Qualität, Zuverlässigkeit und Kraftstoffeffizienz. Auf diese Tradition bauen wir mit der Marke Detroit auf," so Renschler weiter.

Die Antriebsstrangkomponenten von "Detroit" sollen künftig im gesamten Produktportfolio von DTNA angeboten werden. Dazu gehören unter anderem die Lkw der Marken Freightliner und Western Star sowie Freightliner Custom Chassis und die Busse des in den USA führenden Schulbusherstellers Thomas Built Buses. Auch andere Nutzfahrzeug-Hersteller wie Pierce und Van Hool setzen in der Antriebstechnik auf Detroit-Produkte. Für nächstes Jahr kündigte DTNA an, eine ganze Reihe neuer Fertigungen aus der Detroit-Produktfamilie vorzustellen.

Die neue Marke "Detroit" bedeutet, dass Daimler Trucks einen gewichtigen Schritt vorwärts in der Umsetzung seiner Global Excellence-Strategie geht. Mit der Bündelung von Komponenten bei Lkw-Aggregaten soll die Wettbewerbsfähigkeit von DTNA gestärkt und ein noch besserer Anteil am Wachstum in der amerikanischen Lkw-Industrie gesichert werden.


"Unsicherheitsfaktoren" und "Unwägbarkeiten"

Die Daimler Press News warnen allerdings vor Euphorie bei der eben in Angriff genommenen Ausdehnung des Marktes, wenn sie auf einen "Risikobericht" des Unternehmens verweisen, der mögliche "Unsicherheitsfaktoren" und "Unwägbarkeiten" nennt. Der Report verdeutlicht ganz offensichtlich, dass Auswirkungen der gegenwärtigen schweren US-Finanzkrise auf die Geschäftsentwicklung in Rechnung gestellt werden, wenn von Verschlechterungen der "Refinanzierungsmöglichkeiten an den Kredit- und Finanzmärkten", Veränderungen "der Wechselkurse" oder "Preiserhöhungen bei Kraftstoffen und Rohstoffen" die Rede ist. Eine "ungünstige Entwicklung der weltwirtschaftlichen Situation" könnte insbesondere zu einem "Rückgang der Nachfrage in den wichtigsten Absatzmärkten", zu einer "Veränderung des Konsumverhaltens in Richtung kleinerer und weniger gewinnbringender Fahrzeuge", zu einem "möglichen Akzeptanzverlust der Produkte und Dienstleistungen, mit Folgen für die Auslastung von Produktionskapazitäten" führen. "Wir haben weder die Absicht noch übernehmen wir eine Verpflichtung, vorausschauende Aussagen laufend zu aktualisieren, da diese ausschließlich auf den Umständen am Tag der Veröffentlichung basieren", heißt es am Ende einer langen Liste derartiger "Risiko"-Faktoren.

Ein Bericht der Daimler News vom 21. Oktober schien die aufgezeigten Risiken zu relativieren. Daraus war zu entnehmen, dass die DTNA ihre Produktionskapazität im Lkw-Werk Portland/Oregon erhöhe und für die Produktion der schweren Lkw der Marke Western Star eine zweite Schicht geplant werde. Die amerikanische Tochter von Daimler habe im August 2011 in den USA und Kanada mit einem gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 50 Prozent gestiegenen Absatz ihr bestes Verkaufsergebnis seit März 2007 erreicht. Die Auftragseingänge werden "äußerst positiv" genannt. "Wir versprechen uns für das kommende Jahr weiteres Wachstum", erklärte Vorstandsmitglied Andreas Renschler. Western Star, dessen Lkws vor allem für spezielle Anwendungen, unter anderem im Holztransport, im Bergbau und der Erdölförderung zum Einsatz kommen, produziert derzeit hauptsächlich für die Märkte im amerikanischen Raum sowie für Australien, Südafrika und Indonesien.


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Quelle:
© 2011 by Gerhard Feldbauer
Mit freundlicher Genehmigung des Autors


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Oktober 2011