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STANDPUNKT/588: Gefährliche Eskalation - International Peace Bureau warnt nach israelischem Schlag gegen Iran (Pressenza)


Internationale Presseagentur Pressenza - Büro Berlin

Gefährliche Eskalation: IPB warnt nach israelischem Schlag gegen Iran

vom International Peace Bureau, 14. Juni 2025


Das International Peace Bureau (IPB) verurteilt auf das Schärfste den gestrigen groß angelegten israelischen Militärangriff auf iranisches Staatsgebiet. Diese Operation, die Berichten zufolge nukleare Anreicherungsanlagen - darunter die Anlage Natanz - sowie ballistische Raketenstellungen und Kommandostrukturen des Militärs getroffen hat, stellt eine gefährliche Eskalation in einer ohnehin schon angespannten Region dar.

Auch zivile Infrastrukturen wurden in Mitleidenschaft gezogen, mit Todesopfern in Wohngebieten. Der Iran reagierte mit einer Welle von Drohnenangriffen und zog sich aus den geplanten diplomatischen Gesprächen über sein Atomprogramm zurück. Diese Entwicklungen bedeuten eine ernsthafte Verschlechterung der regionalen Stabilität und erhöhen das Risiko eines großflächigen Krieges erheblich.

Der Angriff erfolgte zu einem Zeitpunkt, an dem internationale Aufsichtsbehörden - darunter die IAEO - den Iran nicht als ein Land einschätzen, das aktuell Atomwaffen anstrebt, auch wenn jüngste Berichte eine Zunahme des Bestands an angereichertem Uran feststellen. Dennoch stärken solche Aktionen gefährlich jene Stimmen, die nukleare Abschreckung als notwendig für das nationale Überleben ansehen. In dieser Hinsicht könnte der Angriff paradoxerweise die Verbreitung von Atomwaffen eher fördern als verhindern.

Israel gilt weithin als einziger Atomwaffenstaat in der Region und verfügt Schätzungen zufolge über rund 90 nukleare Sprengköpfe. Das Land weigert sich weiterhin, sein Atomarsenal offiziell anzuerkennen oder sich an Abrüstungsbemühungen zu beteiligen - ein klarer Widerspruch zu den globalen Zielen der Nichtverbreitung.

Das IPB warnt: Der Angriff auf nukleare Anlagen - unabhängig von der Absicht - birgt katastrophale Risiken. Solche Angriffe untergraben internationale Normen und gefährden die Schutzmechanismen, die genau zur Verhinderung nuklearer Katastrophen geschaffen wurden. Dieser Moment darf nicht zum Kipppunkt werden.


Das IPB fordert:
  • Einen sofortigen Stopp aller offensiven militärischen Operationen.
  • Die Wiederaufnahme diplomatischer Gespräche über das iranische Atomprogramm.
  • Eine erneuerte internationale Verpflichtung für eine massenvernichtungswaffenfreie Zone im Nahen Osten.
  • Die dringende Notwendigkeit, dass alle Staaten - einschließlich Israel und Iran - dem Vertrag über das Verbot von Atomwaffen (TPNW) beitreten und ihn umsetzen.

Wir appellieren an die internationale Gemeinschaft, eine weitere Militarisierung abzulehnen, das Völkerrecht zu wahren und den Weg der Diplomatie zu stärken - für Abrüstung, menschliche Sicherheit und nachhaltigen Frieden.


Erklärung des International Peace Bureau (IPB):
https://ipb.org/statement/

Die Übersetzung aus dem Englischen wurde von Reto Thumiger vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt.

Der Text steht unter der Lizenz Creative Commons 4.0
https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de

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Quelle:
Internationale Presseagentur Pressenza - Büro Berlin
Reto Thumiger
E-Mail: redaktion.berlin@pressenza.com
Internet: www.pressenza.com/de

veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 20. Juni 2025

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