Bergische Universität Wuppertal - 21.10.2025
Neues Werk online: Arthur Schnitzler digital veröffentlicht Flucht in die Finsternis
Arthur Schnitzlers Werke und die Geschichte ihrer Entstehung für Öffentlichkeit und Forschung digital zu erschließen, ist das Ziel, das Wissenschaftler*innen der Bergischen Universität Wuppertal mit dem Online-Portal "Arthur Schnitzler digital. Digitale historisch-kritische Edition (Werke 1905 bis 1931)" gemeinsam mit internationalen Partnern verfolgen. Pünktlich zum 94. Todestag des Autors (21. Oktober 1931) erscheint ein neues Werk im Portal.
Im Blickpunkt der unmittelbar vor dem Tod des Autors veröffentlichten Novelle Flucht in die Finsternis (1931) stehen das Psychogramm einer Figur, die den eigenen Weg in den Wahnsinn vergeblich zu verhindern versucht, und die am Beispiel der Geschichte ihres Scheiterns entwickelte Frage, wo genau die Verantwortung für das eigene Handeln endet und der Übergang von "Normalität" zu geistiger Krankheit beginnt.
Das reichhaltig überlieferte Nachlassmaterial der über einen Zeitraum von rund 27 Jahren hinweg entstandenen Novelle umfasst mehr als 30 Dokumente und knapp 1.000 Seiten. "Die im Rahmen der Wuppertaler Edition jetzt erstmals im Detail erarbeitete Rekonstruktion der Textentstehung macht anschaulich nachvollziehbar, wie lange und in welchem Ausmaß der Autor an seinem Text gearbeitet hat, resümiert Prof. Dr. Michael Scheffel als einer der Verantwortlichen des Schnitzler-Projekts an der Bergischen Universität Wuppertal. Deutlich würde die wiederholte Erprobung unterschiedlicher Motive und Stoffe sowie verschiedener Figuren- und Handlungskonstellationen. "Außerdem zeigt sich, dass die Novelle im Wesentlichen schon viele Jahre vor ihrer Publikation vollendet wurde und insofern zu Unrecht als 'Spätwerk' Schnitzlers gilt", fügt der Wuppertaler Co-Projektleiter Prof. Dr. Wolfgang Lukas hinzu.
Einige der überlieferten Werkniederschriften von Flucht in die Finsternis sind in ihrer Komplexität beispiellos - auch für Schnitzler, der nicht selten über Jahrzehnte an seinen Texten arbeitete. Für ihre Dokumentation wurden auf der Plattform neue Funktionalitäten implementiert, etwa zum Zwecke der Anzeige eingelegter und an verschiedenen Stellen des Textes wiederverwendeter Blätter.
Eine interaktive und mit unpublizierten Quellen zur Entstehungsgeschichte angereicherte Timeline informiert weiterhin über die verschiedenen Phasen von Schnitzlers Arbeit an seinem Werk. Ein auch Druckvarianten ausweisender "Lesetext" liefert außerdem einen gesicherten und zitierbaren Text der Novelle. Ein Sachkommentar bietet Informationen zu dessen besserem Verständnis.
Eine Neuerung der gesamten digitalen Edition ist die direkte Verlinkung zur digitalen Aufbereitung von Schnitzlers Tagebüchern, die seit einigen Jahren am Austrian Centre for Digital Humanities and Cultural Heritage in Wien erarbeitet wird (https://schnitzler-tagebuch.acdh.oeaw.ac.at) und die inzwischen ein unverzichtbares Instrument der Schnitzler-Forschung darstellt.
Das Forschungsprojekt Arthur Schnitzler digital. Digitale
historisch-kritische Edition (Werke 1905 bis 1931) wird von Wissenschaftler*innen
an der Bergischen Universität Wuppertal, der University of Cambridge
und dem University College London in Kooperation mit der Cambridge
University Library, dem Deutschen Literaturarchiv Marbach, dem
Arthur-Schnitzler-Archiv-Freiburg sowie mit dem Trier Center for
Digital Humanities durchgeführt. Das deutsche, Anfang 2012 gegründete
und als Forschungsvorhaben der Nordrhein-Westfälischen Akademie der
Wissenschaften und der Künste im Rahmen des Akademienprogramms
geförderte Teilprojekt bearbeitet die Werke ab 1914.
Zur digitalen Edition "Arthur Schnitzler digital":
https://www.schnitzler-edition.net/genetisch
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
https://idw-online.de/de/institution650
Homepage:
http://www.uni-wuppertal.de
*
Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Bergische Universität Wuppertal - 21.10.2025
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de
veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 24. Oktober 2025
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