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ITALIEN/521: Meloni von "Brückenbau"-Mission bei Trump zurück (Gerhard Feldbauer)


Meloni von "Brückenbau"-Mission bei Trump zurück

Ob sich ihre vorsichtig optimistische Einschätzung bewahrheiten wird, ist offen

von Gerhard Feldbauer, 18. April 2025


Die italienische Ministerpräsidentin Meloni hat sich nach ihren Gesprächen am Donnerstag mit US-Präsident Trump, bei denen die Beilegung des Zollstreits im Mittelpunkt stand, optimistisch geäußert, dass der Konflikt beigelegt werden könnte. Nachdem sie als einzige Repräsentantin eines EU-Staates bereits an seiner Amtseinführung teilgenommen hatte, war ihr jetziger Besuch auch der bisher erste eines europäischen Regierungschefs in Trumps zweiter Amtszeit.

"Der Druck ist groß, ich werde aber auf jeden Fall versuchen, etwas Positives mit nach Hause zu bringen", hatte Meloni vor Antritt der Reise erklärt. Dazu setzte sie in Washington auf den einflussreichen Verbündeten Elon Musk, mit dem sie ebenfalls eine persönliche Freundschaft verbindet.

Beide Seiten seien "zu 100 % davon überzeugt, dass es gelingen werde, eine Einigung zu erzielen, um die Auswirkungen der angekündigten, aber derzeit eingefrorenen neuen Handelszölle abzumildern, die für den alten Kontinent und vor allem für Italien eine große Belastung darstellen würden", meinte ANSA. Meloni habe geäußert, dass sich die Situation dank Italiens geändert habe und dass sie optimistisch bezüglich ihrer Mission sei, "den Westen wieder groß zu machen". Und wenn es Probleme zwischen Verbündeten gebe, müssten "wir innehalten und reden". Sie halte die Vereinigten Staaten für einen zuverlässigen Partner und sei überzeugt, dass Trump eine von ihr ausgesprochene Einladung nach Rom annehme. Der Agentur zufolge habe der Tycoon seinerseits erklärt, "Italien ist der beste Verbündete der USA". Meloni habe er als "fantastische Frau" bezeichnet, die eine "hervorragende Arbeit" leiste.

Fast zeitgleich nach Meloni traf US-Vizepräsident JD Vance in Rom ein und wurde am Freitag von der Premierministerin im Palazzo Chigi empfangen. Der zum Katholizismus konvertierte Vance besuchte an Karfreitag auch den Vatikan und traf im Verlauf seiner Rom-Visite auch mit dem stellvertretenden Premierminister Matteo Salvini von der Lega, der offen Partei für Trump ergreift, zusammen. [1]

Trotz ihrer Nähe zu Trump war Meloni nicht umhingekommen, seine Zölle für die EU-Länder, die für "Made in Italy" 20 Prozent betragen sollten, zu kritisieren. Italien ist die drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone und weltweit die viertgrößte Exportnation. Rund zehn Prozent der italienischen Ausfuhren gehen in die USA; der Außenhandelsüberschuss im Handel mit den Vereinigten Staaten lag 2024 bei knapp 39 Milliarden Euro. Neben Käse wie Grana Padano, Parmigiano Reggiano, Büffelmozarella oder Gorgonzola sind weiterhin Weizenmehl und Hartweizengrieß (für Nudeln), Schaumweine wie Prosecco und Weine, aber auch die Autobranche mit Luxusmarken wie Ferrari, Lamborghini und Maserati betroffen, ebenso Lederwaren, Modeartikel und Designermöbel.

Für alle Fälle hatte sich Meloni abgesichert und vor der Reise eine Minister-Taskforce gebildet. Nach deren Beratung hatte der Präsident der Confindustria, Emanuele Orsini, erklärt, er hoffe, dass die Premierministerin mit Trump "eine positive Synthese für Europa finden werde", und versichert, dass die Unternehmer hinter ihr stünden. Ein Grund hierfür könnte die Zunahme der Auslandsinvestitionen italienischer Konzerne wie des Rüstungskonzerns Leonardo, der in den USA eine Filiale unterhält, und des Energieunternehmens Eni bezüglich des Kaufs von Militärmaterial bzw. Flüssig-Erdgas sein.

Was die von Ministerpräsidentin Meloni in Anspruch genommene sogenannte "Brückenbauer"-Rolle betrifft, stellte das kommunistische Magazin Contropiano auf seinem Online-Portal am 18. April klar, dass die italienische Regierung und ihre Premierministerin Mitglied der Europäischen Union sind, weshalb sie in den Beziehungen zwischen der EU und den Vereinigten Staaten nicht die Rolle einer vermittelnden dritten Partei einnehmen könnten. Die Europäische Kommission und von der Leyen selbst hätten mehrfach daran erinnert, dass die Zuständigkeit für die Aushandlung von Handelsabkommen bei der EU und nicht bei ihren Mitgliedstaaten liegt.

[1] Anmerkung der SB-Redaktion:
Am Ostersamstag traf JD Vance die Nummer 2 des Kirchenstaats, Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin. Am Ostersonntag gewährte der am Tag darauf verstorbene Papst Franziskus dem amerikanischen Vizepräsidenten die letzte offizielle Audienz.

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Quelle:
© 2025 by Gerhard Feldbauer
Mit freundlicher Genehmigung des Autors

veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 25. April 2025

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