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ITALIEN/536: Faschistischer Überfall auf das Leonardo da Vinci Gymnasium in Genua (Gerhard Feldbauer)


Faschistischer Überfall auf das Leonardo da Vinci Gymnasium in Genua

Schüler und Studenten geraten ins Visier von Melonis Repressionsorganen

von Gerhard Feldbauer, 27. Oktober 2025


Am vergangenen Sonntagabend überfielen faschistische Banden in der Hafenstadt Genua das Leonardo da Vinci Gymnasium und verprügelten und misshandelten die Schüler, die das Gebäude aus Protest gegen den Völkermord Israels in Gaza und die von der Meloni-Regierung gegebene Unterstützung besetzt hatten. Der Schülerverband OSA verurteilte die Ausschreitungen, drückte den Schülern seine tiefste Solidarität und Unterstützung aus und prangerte an, dass der Überfall "weder ein sporadisches Ereignis noch ein Einzelfall", sondern das klare Ergebnis der Politik der extrem rechten Meloni-Regierung sei, vor allem des Vizepremiers, Bildungsminister Giuseppe Valditara. Es ist die Reaktion auf die sprunghaft zunehmende Teilnahme junger Menschen, Arbeiter, Studenten und Schüler an den Protesten gegen die israelische Regierung und die diese unterstützende Meloni-Regierung.

Die jungen Leute nehmen an den Aktionen der Gewerkschaften und der Hafenarbeiter zur Blockierung von Waffentransporten nach Tel Aviv teil, solidarisieren sich mit den streikenden Arbeitern und gehörten zu den Hunderttausenden, die am Wochenende gegen Netanjahu und Meloni auf die Straße gingen. Sie hatten maßgeblichen Anteil daran, dass mit den Protesten gegen Krieg und Völkermord im September vergangenen Jahres der "Defense Summit", eine Fachmesse für Waffenhersteller in Rom, abgesagt werden musste. Melonis Minister nutzen alle Gelegenheiten, um die Proteste der Studenten und Schüler und ihre Universitäts- und Schulbesetzungen anzugreifen und zu kriminalisieren, so OSA.

Professor Sandro Mezzadra von der Universität von Bologna schätzte ein, dass die jüngsten Proteste sowohl in ihrer Größe als auch in ihrer Vielfalt weit über frühere Solidaritätsaktionen hinausgehen und mehr und mehr junge Menschen, Schüler und Studierende erfassen, deren zentrale Losung lautet: "Blocchiamo tutto" - "Wir blockieren alles". Unter Giorgia Meloni, die als Regierungschefin in Europa wahrscheinlich Donald Trump am nächsten steht, war die Reaktion äußerst aggressiv. Sie habe, so der Professor, versucht, die Proteste zu diskreditieren und politisch zu isolieren. Dennoch habe es in weiten Teilen der italienischen Gesellschaft breite Solidarität gegeben, eben auch an den Universitäten, wo man zur Normalität zurückkehren will. Viele der Protestierenden wollen den Kampf nicht nur für Palästina, sondern für eine breitere politische Transformation weiterführen, was Meloni besonders beunruhigt.

Terror, Unterdrückung und Gewalt sollen in den Klassenzimmern ein Klima der Angst verbreiten, warnt OSA und verweist auf die von der Regierung beschlossenen verschärften Strafgesetze, die u. a. für die Besetzung von Gebäuden und Blockaden von Veranstaltungen, also Vergehen, die bisher mit Verwaltungssanktionen geahndet wurden, jetzt langjährige Gefängnisstrafen vorsehen, die auch Studenten und Schülern drohen. Selbst die Ankündigung solcher Proteste soll bereits unter Strafe gestellt werden.

Doch wenn die Herrschenden glauben, dass ihre Gewalt, ob staatlich oder jetzt durch solche Überfälle, uns aufhalten wird, dann irren sie sich, heißt es bei den Protestierenden. Und weiter: Solange Schulen Orte der Propaganda und der Kriegspolitik statt der kulturellen und Bildungspolitik sind, solange der Sozialstaat abgebaut wird und die Repression nicht endet, werden wir weiterhin unsere Stimme erheben, die Lehrstätten besetzen und für unsere Forderungen auf die Straße gehen. Das sollte Valditara wissen. Um dem Nachdruck zu verleihen, wird dazu aufgerufen, den Tag des Studenten, den 14. November, zu einem Tag des Kampfes zu machen, an dem die Protestierenden für Demokratie an den Schulen auf die Straße gehen, damit diese antifaschistisch bleiben und in ihnen die repressiven und kriegstreiberischen Ideologien der Regierung nicht länger reproduziert werden können. "Wir werden dieser Regierung und dem gesamten faschistischen Abschaum Italiens eine klare Botschaft senden: Wir werden das nicht dulden." Wir sehen uns, schließt der Aufruf, auf der Straße wieder.

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Quelle:
© 2025 by Gerhard Feldbauer
Mit freundlicher Genehmigung des Autors

veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 30. Oktober 2025

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