Grafik: © by Schattenblick
Stefan sitzt mit seiner Mutter am Mittagstisch, nebenher spielt das Radio. Die Meldung über die Speicherung von Kohlendioxid im Meeresboden der Nordsee lässt sie aufhorchen.
Mutter: "Ich habe schon von dieser Idee gehört, aber dass nun schon konkrete Pläne gefasst werden, um so ein Projekt zu verwirklichen, überrascht mich doch."
Stefan: "Na ja, warum eigentlich nicht, ich meine, warum soll das Kohlendioxid nicht wieder im Erdboden gelagert werden, schließlich stammt es von dort."
Mutter: "Wie bitte, ich verstehe dich nicht."
Stefan: "Wenn wir Öl, Gas oder Kohle aus dem Boden holen, um es zu verbrennen ..."
Mutter: "... dabei setzen wir das CO2 frei, das zuvor in der Erde gespeichert war."
Stefan: "Genau, so dachte ich mir das, aber das wäre vielleicht zu einfach. Ich versuche mich mal schlau zu machen, das interessiert mich nun doch."
Nach dem Essen rief Stefan sofort Ben an. Sie wollten sich mit Freunden zum Fußballspielen auf dem neu angelegten Platz in ihrer Nähe treffen.
Ben: "Hallo Stefan, bin gleich fertig, wir können losgehen."
Stefan: "Ja, bin sofort bei dir, aber ich wollte dich fragen, ob du nach dem Spiel noch Lust hast, etwas über die geplante Kohlendioxidspeicherung im Meeresboden herauszufinden?"
Ben: "Was immer du vorhast, ich bin dabei, also, bis gleich."
Nach dem Spiel schlenderten sie etwas ausgepowert zu Ben, wo sie sich erst einmal ordentlich satt tranken.
Ben: "So, was also hast du gefunden, dass dir nicht geheuer ist?"
Stefan: "Nun, heute Mittag hörte ich im Radio davon, dass Kohlendioxid im Meeresboden der Nordsee versenkt werden soll."
Ben: "So etwas wie eine Endlagerung?"
Stefan: "Das vermute ich. Zuerst hielt ich es für eine gute Idee, aber dann hatte ich das Gefühl, etwas übersehen zu haben, also den berühmten Pferdefuß, verstehst du? Und da ich aber kaum Informationen über Kohlendioxidspeicherung habe, dachte ich, wir sollten uns ein genaues Bild über die Pläne und Fortschritte machen."
Ben: "Ja, gut, ich habe schon so eine Ahnung, dass das CO2 verschwinden soll, damit munter weiter gewirtschaftet werden kann wie bisher. Einfach, wie man so schön sagt, aus den Augen, aus dem Sinn. Aber warum meintest du, es sei eine gute Idee?"
Stefan: "Weil das Kohlendioxid schon seit Jahrmillionen im Boden, im Moor, im Wald und im Meeresboden gespeichert wurde. Dann wurde es herausgeholt ..."
Ben: "... um es als Gas, Öl, Holz oder Torf zu verbrennen und dabei wieder an die Atmosphäre abzugeben."
Stefan: "Genau, und dann kann man es auch wieder in den Boden zurückbefördern, statt es in die Luft pusten. Aber das stimmt so nicht, denn wenn es in den Meeresboden gepresst wird, ist das gar nicht der Ort an dem es entnommen wurde und man überlastet den Boden mit einer neuen Einlagerung von CO2 vielleicht?"
Ben: "Das könnte sein, hast du schon eine Idee wie wir anfangen?"
Stefan: "Vielleicht sehen wir uns erst einmal an, wie die Kohlendioxidspeicherung im Meeresboden technisch funktionieren soll."
Kurze Zeit später saßen sie vor dem Rechner von Ben und öffneten die Seite vom Bundesumweltamt. Dort fanden sie etwas über die Speicherung von Kohlendioxid im Untergrund, begannen zu lesen und machten sich Notizen.
Stefan: "Das ganze Verfahren nennt sich CCS und das ist die Abkürzung für die englischen Begriffe Carbon Capture and Storage und bedeutet: Das Absaugen und die Speicherung von Kohlendioxid."
Ben: "Wie soll das durchgeführt werden? Warte, ich hab hier schon etwas gefunden. Es gibt eine ganz einfache Grundidee. Das Kohlendioxid, das beständig in die Atmosphäre abgegeben wird und das Klima aufheizt, soll, bevor es dorthin gelangt, eingefangen und eingelagert werden."
Stefan: "Wo und wie fängt man denn das CO2 ein?"
Ben: "Moment, zunächst an Orten, wo viel Kohlendioxid abgesondert wird, also in Kraftwerken, die mit Kohle, Gas, Holz oder Öl betrieben werden, in der Eisen- und Stahlindustrie oder bei der Zementherstellung."
Stefan: "Gibt es auch eine Erklärung dazu, wie das geschehen soll?"
Ben: "Ja, man geht davon aus, dass das CO2 aus den Abgasen von Industrieanlagen und besagten Kraftwerken gefiltert wird. Um es dann in Pipelines zu den Verpressungs-Anlagen transportieren zu können, muss es verflüssigt werden."
Stefan: "Das hört sich einfach an, doch ein Gas in den flüssigen Zustand zu bringen, kostet Energie. Weißt du noch, als wir über das LNG, also das Flüssiggas geforscht haben ..."
Ben: "Ja, klar. Das Gas musste, bevor es mit den LNG-Schiffen transportiert werden konnte, erst einmal verflüssigt werden. Unter Einsatz elektrischer Energie wurde es auf -162°C heruntergekühlt, denn erst dann geht das Gas in den flüssigen Zustand über."
Stefan: "Genau, außerdem war die Lagerung auch nicht einfach, das Flüssiggas wurde in doppelwandige Stahlbehälter gefüllt, wo es sicher sein sollte."
Ben: "Wie soll das denn nun unter Wasser funktionieren? Ich kann mir nicht vorstellen wie man dieses flüssige, extrem kalte CO2 in den Meeresboden presst. Wird es da nicht wieder gasförmig?"
Stefan:"Hmm, der Meeresboden wird kaum eine Temperatur von -162°C aufweisen, oder?"
Ben: "Müssen eigentlich für diese Art der Lagerung neue Bohrlöcher geschaffen werden in die das verflüssigte Gas hineingepresst wird? Und muss es dann weiterhin gekühlt werden, oder wie soll ich das verstehen?"
Stefan: "Das weiß ich auch nicht. Warte mal, hier steht etwas darüber. Demnach können ausgediente Öl- und Gaslagerstätten genutzt werden, also solche, aus denen kein Gas oder Öl mehr gefördert wird. Das gilt für die Speicherung von CO2 an Land und auch im Meeresuntergrund."
Ben: "Und wie bleibt das CO2 denn sicher im Meeresboden, das muss doch irgendwie verschlossen werden?"
Stefan: "Ein Professor vom Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Geomar in Kiel erklärt in einem Bericht, dass das verflüssigte Gas unter hohem Druck in den Meeresboden gepresst wird und eine darüberliegende Tonschicht soll verhindern, dass das CO2 wieder entweichen kann."
Stefan: "Das kann ich gar nicht glauben, wie will man das denn hundertprozentig sicher wissen?"
Ben: "So wie ich das hier verstanden habe, wird auch mit Leckagen gerechnet, doch sollen die entweichenden Mengen des Gases nur gering sein."
Stefan: "Moment mal, hier in diesem Text erhalten wir einen Hinweis. Es heißt, dass je tiefer ein Speicher angelegt wird, desto besser kann dort CO2-Gas gelagert werden, weil der Tiefendruck das Volumen des Gases verringert."
Stefan: "Demnach nutzt man besonders tiefe Bohrlöcher, gibt das verflüssigte Gas hinein und schüttet es zu. Die Erdmasse von oben drückt das Kohlendioxid zusammen und dort bleibt es dann sicher gelagert, weil eine Tonschicht das verhindert?"
Ben: "So verstehe ich die Theorie. Nur frage ich mich, was mit dem Gas geschieht, wenn es dort zusammengedrückt in der Tiefe ruht? Und ich möchte gern wissen, was passiert, wenn das CO2 doch ins Meerwasser gelangt? Was für Folgen hätte das für die Meerestiere oder Pflanzen?"
Stefan: "Puuh, das versuchen wir aber nicht mehr heute herauszufinden, oder?"
Ben. "Nein, du hast recht, außerdem, verflucht ist es spät geworden, zuhause sind sie bestimmt schon beim Abendessen und ich bin mal wieder zu spät."
Diesem Artikel liegen folgende Quellen zugrunde:
https://www.umweltbundesamt.de/themen/wasser/gewaesser/grundwasser/nutzung-belastungen/carbon-capture-storage
https://www.ndr.de/home/CO-Verpressung-was-sind-die-Vorteile-welche-Risiken-gibt-es,ccs144.html
https://www.mdr.de/wissen/umwelt-klima/cozwei-speicher-meeresboden-100.html
24. Januar 2025
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