Deutsches Rotes Kreuz e.V. (DRK)
Gemeinsame Pressemitteilung mit ASB, DLRG, JUH und MHD - 24.03.2025
Für ein krisenfestes Deutschland - Hilfsorganisationen fordern besseren Bevölkerungsschutz
Angesichts zunehmender Naturkatastrophen und wachsender sicherheitspolitischer Bedrohungen fordern die anerkannten Hilfsorganisationen Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), Deutsches Rotes Kreuz (DRK), Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH) und Malteser Hilfsdienst (MHD) eine umfassende Stärkung des Bevölkerungsschutzes in Deutschland. In einem gemeinsamen Positionspapier skizzieren sie zentrale Maßnahmen, um den Schutz der Bevölkerung krisenfest zu gestalten.
Der Schutz der Bevölkerung wird maßgeblich von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern getragen. Ihr Einsatz muss durch bessere gesetzliche Rahmenbedingungen und eine angemessene finanzielle Ausstattung gesichert werden. Die fünf Organisationen fordern daher die künftige Bundesregierung auf, dringend zu handeln und ein zukunftssicheres Krisenmanagement länderübergreifend zu etablieren.
1. Einheitliches Krisenmanagement aufbauen
Ein integriertes Krisenmanagement, das alle staatlichen,
zivilgesellschaftlichen und wirtschaftlichen Akteure einbezieht, muss
entwickelt und konsequent umgesetzt werden. Standardisierte Verfahren,
gemeinsame Ausbildungen und regelmäßige Übungen sind essenziell, um
länderübergreifende Einsatzlagen effizient zu bewältigen.
2. Rechtliche Rahmenbedingungen modernisieren
Ein modernes Krisenmanagement erfordert klare gesetzliche Regelungen.
Die Organisationen fordern unter anderem eine Reform des Zivilschutz-
und Katastrophenhilfegesetzes sowie eine bundeseinheitliche Regelung
zur Freistellung, sozialen Absicherung und finanziellen Entschädigung
ehrenamtlicher Helferinnern und Helfer - analog zu bestehenden
Regelungen für das Technische Hilfswerk und Feuerwehren.
3. Finanzielle Ausstattung verbessern
Der Anteil des Bundeshaushalts für den Bevölkerungsschutz muss
dauerhaft auf mindestens 0,5 Prozent (ca. 2,4 Mrd. Euro) angehoben
werden. Nur mit ausreichender finanzieller Unterstützung können die
Organisationen ihre Ausrüstung modernisieren und Einsatzbereitschaft
sicherstellen.
4. Ehrenamt stärken und fördern
Ohne Ehrenamt keine Katastrophenhilfe: Um Helferinnen und Helfer
langfristig zu binden und neue zu gewinnen, sind attraktive
Rahmenbedingungen notwendig. Dazu zählen die Förderung von
Freiwilligendiensten und der Ehrenamtskoordination sowie eine stärkere
staatliche Unterstützung etwa durch Maßnahmen im
Sozialversicherungsrecht.
5. Gesellschaftliche Resilienz stärken
Die Menschen in Deutschland müssen aktiv in den Bevölkerungsschutz
eingebunden werden. Durch Bildungs- und Informationsprogramme sollen
Bürgerinnen und Bürger in Selbstschutzmaßnahmen geschult werden, um in
Krisensituationen handlungsfähig zu bleiben.
6. Internationale Zusammenarbeit ausbauen
Krisen machen nicht an Landesgrenzen halt. Deutschland muss sich
stärker in internationale Netzwerke einbringen und sich als
verlässlicher Partner für die zivile Katastrophenhilfe positionieren.
In den Sondierungsgesprächen von CDU, CSU und SPD wurde der Bevölkerungsschutz bereits als wichtiges Handlungsfeld für die kommende Bundesregierung definiert. Dies unterstreicht die Dringlichkeit und Notwendigkeit, die vorgeschlagenen Maßnahmen zügig umzusetzen, um den Schutz der Bevölkerung nachhaltig zu stärken. Daher rufen die fünf Hilfsorganisationen die nächste Bundesregierung dazu auf, die erforderlichen Reformen in der neuen Legislatur schnellstmöglich umzusetzen. Ohne entschlossenes politisches Handeln droht Deutschland den Herausforderungen der Zukunft nicht gewachsen zu sein.
Das gemeinsame Positionspapier finden Sie unter diesem Link [1].
Martin Schelleis, Bundesbeauftragter für Krisenresilienz bei den
Maltesern, zum Thema Krisenmanagement:
"Es gibt einige Aufgaben, die jetzt durch die neue Bundesregierung
initiiert werden müssen. Dazu gehört die Weiterentwicklung der
nationalen Sicherheitsstrategie. Das muss dann auch der Ausgangspunkt
für konkretes Handeln sein, zum Beispiel für eine neue Wehrstruktur.
Parallel zum militärischen muss auch der zivile Bedarf für das
Funktionieren staatlicher Institutionen und kritischer Infrastruktur
sowie für Schutz und Versorgung der Bevölkerung gedeckt werden. Der
ist schon ohne militärische Bedrohung immens gestiegen - siehe z. B.
Pandemie, Desinformation oder Energieknappheit. Es braucht mit
Sicherheit mehr Personal, sowohl beim Militär als auch im
Blaulichtbereich, im zivilen Bereich, Katastrophenschutz und in den
Rettungsdiensten. Dazu müssen aber die Rahmenbedingungen attraktiv
sein."
Ute Vogt, Präsidentin der DLRG, zur Stärkung des Ehrenamts:
"Freiwillige Helferinnen und Helfer werden auch in Zukunft die
tragende Säule im Bevölkerungsschutz sein. Um gegen die künftigen
Herausforderungen noch besser gewappnet zu sein, müssen wir das
Fundament dieser Säule stärken. Dem Bund stehen hierfür geeignete
Werkzeuge zur Verfügung, die er zum Einsatz bringen muss, etwa die
direkte Unterstützung der Organisationen bei der Gewinnung und Bindung
von Aktiven oder der Wegfall der Mehrwertsteuer für die Beschaffung
von Einsatzmitteln und -bekleidung sowie persönlicher
Schutzausrüstung."
Edith Wallmeier, ASB-Geschäftsführerin Bildung und Einsatzdienste, zur
Gleichstellung von Helferinnen und Helfern:
"Wir fordern eine bundeseinheitliche gesetzliche Regelung zur
Freistellung, sozialen Absicherung und Aufwandsentschädigung aller
ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer. Und das nicht nur für Einsätze,
sondern auch für Übungen und Ausbildung. Das schafft die nötige
Rechtssicherheit für alle, die im Bevölkerungsschutz Verantwortung
übernehmen. Insbesondere für den Zivilschutz muss der Bund die
Rechtslücke zur rechtlichen Stellung von Helferinnen und Helfern
schnell schließen und seine Gesetzgebungskompetenz nutzen. Wir fordern
deshalb: Rechtssicherheit jetzt!"
Philipp Wiesener, Bereichsleiter Nationale Hilfsgesellschaft beim DRK,
zur finanziellen Ausstattung:
"Der Schutz der Bevölkerung muss der nächsten Bundesregierung
deutlich mehr wert sein, zumindest 0,5 Prozent vom Bundeshaushalt bzw.
rund 2,4 Milliarden pro Jahr. Der Bevölkerungsschutz ist Teil der
elementaren Grundversorgung und von zunehmender Bedeutung,
entsprechend muss er endlich ausgestattet und behandelt werden. Die
bisher zur Verfügung gestellten Ressourcen zum Beispiel für die
Mobilen Betreuungsmodule sind absolut unzureichend."
Thomas Mähnert, Mitglied des Bundesvorstands der
Johanniter-Unfall-Hilfe, zum Ausbau der Resilienz:
"Bereits in der Corona-Pandemie oder im Ahrtal-Hochwasser zeigte
sich: der Bevölkerungsschutz kann Krisen und Katastrophen nur Hand in
Hand mit informierten und gut vorbereiteten Bürgerinnen und Bürgern
bewältigen. In der Pandemie oder im Hochwasser waren Rettung und Hilfe
nicht immer und überall sofort verfügbar. Die Menschen müssen sich
selbst und anderen helfen können. Dafür müssen wir gemeinsam Vorsorge
treffen, also dauerhaft informieren, schulen, vorbreiten.
Schulungsprogramme wie 'Erste Hilfe mit Selbstschutzinhalten' und
'Pflegeunterstützungskräfte' müssen langfristig umgesetzt werden, um
die Resilienz der Bevölkerung in Katastrophen nachhaltig zu stärken."
[1] https://www.drk.de/fileadmin/user_upload/PDFs/Presse/Positionspapier_Hilfsorganisationen_Ein_starker_Bevoelkerungsschutz_fuer_ein_krisenfestes_Deutschland__1_.pdf
*
Quelle:
Gemeinsame Pressemitteilung 03/25, 24.03.2025
Deutsches Rotes Kreuz e.V.
Carstennstraße 58, 12205 Berlin
Tel.: 030 / 85404 - 0
E-Mail: drk(at)drk.de
Internet: https://www.drk.de
veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 28. März 2025
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