Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG) - 30.04.2025
Die Boomer versorgen - Millionen Krankenhausfälle vermeiden:
"Geriatrie schützt vor Pflegeflut!"
Schonungslos zeigt der heute veröffentlichte AOK-Krankenhaus-Report: Viele Kliniken sind schlecht vorbereitet und schon jetzt personell unterbesetzt, wenn durch die geburtenstarken Jahrgänge der Babyboomer-Generation die Zahl der hochaltrigen und oftmals pflegebedürftigen Patientinnen und Patienten deutlich steigt. "Wir brauchen eine strukturell andere Organisation der Versorgung Hochaltriger vor und nach einem Krankenhausaufenthalt. Sonst werden zukünftig die Klinikkapazitäten nicht mehr ausreichen, um alle versorgen zu können", prognostiziert Professor Markus Gosch, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG).
Eine Lösung: Mehr medizinisches Personal mit altersmedizinischen Kompetenzen außerhalb von Kliniken, um Betroffene besser in Praxen, Pflegeeinrichtungen oder zu Hause versorgen zu können. "Die Geriatrie schützt vor einer Pflegeflut in den Kliniken", sagt Gosch. Schon jetzt ließen sich nach einer Auswertung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) 1,4 Millionen pflegesensitive Krankenhausfälle pro Jahr vermeiden.
Bis zum Jahr 2050 wird die Anzahl der Hochaltrigen um mehr als 50 Prozent anwachsen. Der Anteil der Menschen über 80 Jahren an allen Krankenhausfällen ist in den vergangenen Jahren auf 22 Prozent gestiegen. Zudem ist die Krankenhausverweildauer bei den Hochbetagten über 80 Jahren mit durchschnittlich 8,1 Tagen fast doppelt so hoch wie bei den Menschen unter 60. Die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie fordert deshalb:
Auch aus Sicht der Autorinnen und Autoren des neuen Krankenhaus-Reports liegt der Schlüssel zur Lösung des Problems und zur Verbesserung der Behandlung Hochaltriger in einer besseren ambulanten Versorgung pflegebedürftiger Patientinnen und Patienten. "Im Vergleich zu anderen Ländern behandeln wir noch immer viel zu viele ältere Menschen in Krankenhäusern, die zu Hause besser behandelt werden könnten", sagt Mitautor und DGG-Experte Professor Clemens Becker. Das mache das aktuelle System nicht nur ineffizient und teuer, sondern binde auch unnötig viel Personal.
"Deutschland hat im europäischen Vergleich die höchsten Gesundheitsausgaben, erzielt aber trotzdem nicht die besten Ergebnisse. Die Lebenserwartung ist in Deutschland drei Jahr kürzer als in der Schweiz", erklärt Becker, Leiter der "Unit Digitale Geriatrie" am Geriatrischen Zentrum des Universitätsklinikums Heidelberg. "Wir geben das Geld an der falschen Stelle aus, das muss sich ändern!"
Während in Deutschland das meiste Geld für Medikamente, die
Krankenhausversorgung und für Pflegeheime ausgegeben wird, investieren
Dänemark und die Niederlande mehr in die hausärztliche Versorgung und
die Prävention. In der Schweiz werden ärztliche Leistungen öfter an
die Pflege und Physiotherapie delegiert. Durch eine gezielte
Prävention ist die Bevölkerung körperlich viel aktiver. "Wir müssen
runter mit den Ausgaben für Arzneimittel und die stationäre Versorgung
und stattdessen mehr in die hausärztliche Versorgung und die
Prävention investieren. Das verbessert die Versorgung Hochaltriger und
ist gleichzeitig günstiger", sagte Becker heute im Rahmen der
Veröffentlichung des Krankenhaus-Reports. "Wenn eine deutliche
Verkürzung der Verweildauer in den Kliniken erreicht werden soll,
müssen im Gegenzug die Postakutversorgung besser organisiert und
unsinnige Krankenhauseinweisungen verhindert werden", betonte der
Altersmediziner. Hierzu gehört auch ein flächendeckendes Angebot an
geriatrischer Rehabilitation und eine besser koordinierte
Kurzzeitpflege.
Hier geht es zum Krankenhaus-Report 2025:
https://www.wido.de/publikationen-produkte/buchreihen/krankenhaus-report/2025/
Weitere Informationen:
https://www.dggeriatrie.de/presse/pressemeldungen/2423-pm-die-boomer-versorgen-millionen-krankenhausfaelle-vermeiden-geriatrie-schuetzt-vor-pflegeflut
https://idw-online.de/de/institution1658
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG) - 30.04.2025
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de
veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 9. Mai 2025
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