Deutsche Herzstiftung e.V./Deutsche Stiftung für Herzforschung - 15.05.2025
Welthypertonietag am 17. Mai 2025
Stille Gefahr Bluthochdruck: Wie Herz und Hirn schützen?
Bluthochdruck erhöht auch Risiko für Demenz. Wie misst man ihn richtig und was kann jeder selbst für seinen Schutz vor Demenz und Komplikationen wie Herzinfarkt und Schlaganfall tun? Infopaket zum Welthypertonietag bietet Hilfe
Über 20 Millionen Menschen haben in Deutschland einen hohen Blutdruck - etwa jeder dritte Erwachsene (1). Allerdings wissen sehr viele nichts von ihrem Bluthochdruck. Dabei kann ein nur unzureichend oder nicht behandelter Bluthochdruck über 140/90 mmHg (mmHg: Millimeter-Quecksilbersäule) auf lange Sicht zu Herzerkrankungen wie Herzschwäche (Herzinsuffizienz) und Vorhofflimmern oder zu Komplikationen wie Gehirnblutung, Schlaganfall, Herzinfarkt oder Nierenversagen führen. Wie Studien zeigen, kann auch das Risiko für eine Demenz durch einen unbehandelten Bluthochdruck begünstigt werden. "Jede noch so geringe Erhöhung des Blutdrucks schädigt Gefäße und auf Dauer Organe wie Herz, Gehirn Nieren oder Augen. Umgekehrt ist man nicht machtlos dem Bluthochdruck und seinen gravierenden Folgen ausgeliefert, wenn man nur frühzeitig aktiv wird, seinen Blutdruck selbst regelmäßig misst und bei zu hohen Werten ihn mit ärztlicher Hilfe reguliert", betont der Kardiologe Prof. Dr. med. Thomas Voigtländer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung.
Aus Anlass des Welthypertonietags bietet die Herzstiftung ein
Infopaket unter https://herzstiftung.de/welthypertonietag zum
Bluthochdruck (Ursachen, Prävention, Diagnose, Therapie). Denn das
Fatale beim Bluthochdruck ist: Symptome wie Schwindel, Ohrensausen,
Kopfschmerzen oder gar Nasenbluten können, müssen aber nicht
auftreten. Umso wichtiger und ganz leicht im Alltag umzusetzen ist
daher das regelmäßige Selbstmessen des Blutdrucks. "Etwa die Hälfte
aller Schlaganfälle und Herzinfarkte könnten durch Vorbeugung, eine
frühe Diagnose und Therapie verhindert werden", so der Kardiologe
Prof. Voigtländer. Auch eine Schädigung des Herzmuskels durch die
Dauerbelastung infolge des Bluthochdrucks (hypertensive Herzkrankheit
"Hochdruckherz") ist durch frühzeitiges Gegensteuern vermeidbar.
Infos: https://herzstiftung.de/bluthochdruck
Die Deutsche Herzstiftung und Herzspezialisten empfehlen allen Erwachsenen gemäß den aktuellen ESC-Leitlinien grundsätzlich eine Blutdruckmessung bei jedem Arztkontakt und folgende Zeitintervalle für eine Blutdruckmessung; Ziel ist es, dass der systolische Blutdruck idealerweise wenigstens zwischen 120 und 129 mmHg liegt (optimal sind bei Erwachsenen Werte um 120/70 mmHg):
Auch ist es möglich, eine Messwoche pro Monat einzurichten.
Bluthochdruckpatienten messen dabei eine Woche lang morgens und abends
den Blutdruck. Der Durchschnittswert aus allen Werten der Woche gibt
dann Aufschluss, ob der Blutdruck passt. "Patienten sollten ihre Werte
regelmäßig notieren, am besten im Blutdruck-Pass, wie ihn die
Herzstiftung anbietet", rät Prof. Voigtländer. Auch zertifizierte Apps
bieten die Möglichkeit, Messwerte zu dokumentieren.
Zum kostenfreien Blutdruck-Pass:
https://herzstiftung.de/blutdruckpass
Worauf ansonsten bei der Blutdruckmessung genau zu achten ist, etwa
bei der Blutdruckmessung in Klinik und Praxis gegenüber der
Selbstmessung zu Hause, darüber informiert ein Experten-Beitrag unter
https://herzstiftung.de/blutdruck-messen
"Leichte Blutdruck-Schwankungen etwa durch Einflüsse wie Hormone und Stoffwechsel sowie durch Lebensstilfaktoren wie Ernährung, Stress und Sport sind grundsätzlich normal und nicht immer als bedrohlich anzusehen", bestätigt Prof. Voigtländer. Auch bei gesunden Menschen könne der Blutdruck kurzzeitig auf etwa 200/100 mmHg steigen, etwa bei starker körperlicher Belastung wie intensives Radfahren. Gerade Stress könne durchaus auch mal Auslöser eines deutlichen Blutdruckanstiegs sein. Häufig ist allerdings auch das Absetzen der gewohnten Blutdruckmedikamente Ursache eines plötzlichen Blutdruckanstieges. "Wichtig ist generell, bei schwankendem Blutdruck die Blutdruck-Medikamente nie ohne ärztliche Absprache selbst anzupassen", betont der Herzspezialist und Ärztliche Direktor des Agaplesion Bethanien-Krankenhauses in Frankfurt. Ob ein plötzlicher Blutdruckanstieg gefährlich ist und welche Maßnahmen zu ergreifen sind, hängt davon ab, ob der plötzliche Anstieg mit Beschwerden einhergeht, die auf einen akuten Organschaden hindeuten.
Sind bei einem merklich erhöhten Wert (über 200/100 mmHg) keine Beschwerden vorhanden oder nur leichte Symptome wie unspezifische Kopfschmerzen oder Schwindel, reicht es oftmals, sich zunächst hinzulegen und Ruhe zu bewahren. Mediziner sprechen hier von einer hypertensiven Krise. Nach etwa 15 bis 30 Minuten sollte der Blutdruck nochmal nachgemessen werden. Meist wird sich der Blutdruck spontan wieder gebessert haben. "Nach einer Bluthochdruckkrise sollten Patienten ihren Blutdruck die nächsten Tage besonders sorgfältig überwachen. Bei unverändert hohen Blutdruckwerten sollte man sofort zur Behandlung zum Arzt oder in eine Klinik-Ambulanz", so Prof. Voigtländer.
Bluthochdruck-Notfall: Notruf 112 bei folgenden Beschwerden Hohe Blutdruckwerte von über 180/100 mmHg, die mit Symptomen wie Schmerzen im Brustkorb, Atemnot oder verschwommenes Sehen einhergehen, müssen im Krankenhaus behandelt werden. "Hierbei handelt es sich um einen Bluthochdruck-Notfall. Der Rettungsdienst sollte sofort unter dem Notruf 112 alarmiert werden", warnt der Kardiologe und Intensivmediziner aus Frankfurt. Im schlimmsten Fall kann es zum Schlaganfall und anderen Hirnkomplikationen (Hirnödem) kommen. Weitere Infos unter https://herzstiftung.de/bluthochdruckkrise
Weil beständig hoher Blutdruck nicht nur die Gefäße des Herz-Kreislauf-Systems, sondern auch die Hirngefäße belastet, wird versucht, erhöhte Werte konsequent unter 140/90 mmHg - am besten auf 120/70 mmHg - zu senken. Die Ergebnisse mehrerer Studien sprechen inzwischen für einen positiven Effekt der strikten Blutdrucksenkung auch auf das Demenzrisiko. "Es kommt durch chronisch hohen Blutdruck vermutlich zu strukturellen Veränderungen und zu einer Volumenreduktion im Gehirn. Die betroffenen Regionen sind mitverantwortlich für die kognitive Leistung", erläutert der Kardiologe Prof. Dr. med. Michael Böhm, Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Deutschen Herzstiftung und Direktor der Klinik für Innere Medizin III am Universitätsklinikum des Saarlandes unter https://herzstiftung.de/bluthochdruck-demenz und verweist hierbei auf die Studienlage.
So haben australische Forscher in einer Auswertung von fünf Studien
(2) mit insgesamt über 28.000 Patienten aus den Daten von Patienten
mit und ohne Demenz ermittelt, dass bereits das medikamentöse Absenken
des Blutdrucks um 10 mmHg systolisch und 4 mmHg diastolisch das
Demenzrisiko um über zehn Prozent verringern kann. Und: Je
ausgeprägter die Blutdrucksenkung war, desto mehr wurde das Risiko
einer Demenz vermindert. Dieser lineare günstige Effekt war bis zu
einem Blutdruck von 100/70 mmHg nachweisbar. Es gab auch keinen
Hinweis auf einen Schaden durch die Blutdrucksenkung.
Eine chinesische Beobachtungsstudie (3) mit rund 34.000 Chinesen
bestätigt den positiven Effekt einer guten Blutdruckkontrolle auf
geistige Fähigkeiten. Unter anderem zeigte sich bei denjenigen, die an
einem überwachten Blutdruck-Behandlungsprogramm teilnahmen, dass die
im Schnitt 63-jährigen Teilnehmer dieser Gruppe ein deutlich
reduziertes Demenz-Risiko hatten und auch der geistige Abbau geringer
war als in der Vergleichsgruppe ohne gezielte Therapie.
"Die Behandlung erhöhter Blutdruckwerte nutzt in jedem Alter und
schützt dabei nicht nur vor einem akuten Schlaganfall oder anderen
Herz-Kreislauf-Ereignissen. Auch längerfristig zahlt es sich aus, da
es seltener zu einer Demenz kommt", bestätigt Bluthochdruck-Spezialist
Prof. Böhm und appelliert an alle, regelmäßig den Blutdruck zu messen.
Welche Altersgruppen besonders von der Blutdrucksenkung profitieren,
um auch das Demenzrisiko zu verringern und warum auch ein Herzinfarkt
den Abbau der geistigen Leistungsfähigkeit begünstigten kann,
erläutert Böhm in seinem Beitrag unter
https://herzstiftung.de/bluthochdruck-demenz
Erhöhten Blutdruckwerten sollte immer versucht werden, durch einen
gesunden Lebensstil entgegenzuwirken. Dazu gehören allen voran
Ausdauerbewegung und der Abbau von Übergewicht. Doch meist reicht das
nicht allein und sind Medikamente gegen den Bluthochdruck wichtig, um
wirksam den genannten Folgeerkrankungen des Bluthochdrucks
Herzschwäche, KHK, Herzrhythmusstörungen (Vorhofflimmern), Demenz
sowie Komplikationen Herzinfarkt und Schlaganfall vorzubeugen. Die
konsequente Einnahme von Blutdrucksenkern (Antihypertensiva) wird
(spätestens) ab Blutdruckwerten von 140/90 mmHg empfohlen, bei
Patienten mit weiteren Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
kann das auch schon bei einem erhöhten Blutdruck ratsam sein,
insbesondere wenn mit einer Lebensstil-Optimierung der Blutdruck nicht
gesenkt werden kann. Infos zu Blutdrucksenkern:
https://herzstiftung.de/blutdruck-senken-medikamente
Ausdauertraining hilft auch gegen Top-Risikofaktor Übergewicht
Basis eines gesunden Lebensstils ist - neben weiteren Maßnahmen wie
gesunde Ernährung, Verzicht auf Rauchen und Alkohol - das
Ausdauertraining: etwa flottes Gehen, Radfahren, Joggen oder
Schwimmen, am besten fünfmal pro Woche mindestens 30 Minuten lang.
"Auch kürzere Abschnitte von zehn bis fünfzehn Minuten wirken bereits
blutdrucksenkend. Man kann also auch mit zweimal 15 Minuten pro Tag
beginnen", rät Voigtländer. "Mit Ausdauerbewegung sinkt die
Wahrscheinlichkeit, Übergewicht und damit einen der wichtigsten
Risikofaktoren für Bluthochdruck und andere Herzkrankheiten zu
entwickeln." Ergänzend zum Ausdauertraining ist ein mildes
Krafttraining zwei- bis dreimal die Woche ratsam, um den Blutdruck zu
senken. Wichtig ist, mit niedrigen Gewichten und vielen Wiederholungen
(mindestens 15) zu beginnen und ohne Pressatmung zu trainieren: immer
mit offenem Mund und im Rhythmus der Hantelbewegung ein- und ausatmen.
Weitere Infos:
https://herzstiftung.de/tipps-zu-blutdruck-natuerlich-senken
Die frühzeitige therapeutische Einstellung des hohen Blutdrucks ist zwingend notwendig, weil die meisten der von einem unkontrolliert hohen Blutdruck verursachten Schäden nicht reparabel sind.
Weitere Infos unter
https://herzstiftung.de/bluthochdruck
Quellen
(1) Gesundheitsatlas Deutschland, Wissenschaftliches Institut der AOK
(Wido) 2024. Nach Angaben des Zentralinstituts für die kassenärztliche
Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland (Zi) waren 19,3 Mio.
gesetzlich Versicherte allein im Jahr 2023 von Bluthochdruck
betroffen: Zi-Versorgungsatlas; Dashboard
https://www.versorgungsatlas.de/dashboard/#/evaluation/999
(2) Blood pressure lowering and prevention of dementia: an individual
patient data meta-analysis; European Heart Journal, ehac584,
https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehac584
(3) A village doctor-led multifaceted intervention for blood pressure
control in rural China: an open, cluster randomised trial; Lancet
April 2022,
DOI: https://doi.org/10.1016/S0140-6736(22)00325-7
Infos-Service zum Welthypertonietag (17. Mai)
Ein kostenfreies Info-Paket rund um Bluthochdruck (Ursachen,
Prävention, Diagnose, Therapie) bietet die Herzstiftung anlässlich des
Welthypertonietags. Das Infomaterial mit Ratgebern und einem
Blutdruck-Pass hilft dabei, selbst aktiv zu werden, den Blutdruck zu
regulieren und seine Gesundheit optimal zu schützen.
Jetzt bestellen unter https://herzstiftung.de/welthypertonietag oder
unter Tel. 069 955128-400
Blutdruck-Pass: Eine Hilfe beim täglichen Messen und Protokollieren
des Blutdrucks ist der kostenfreie Blutdruck-Pass unter
https://herzstiftung.de/blutdruckpass
Bluthochdruck und Demenz: Über die positiven Effekte der
Bluthochdrucktherapie auf das Demenzrisiko informiert der Beitrag von
Prof. Dr. Michael Böhm unter
https://herzstiftung.de/bluthochdruck-demenz
Weitere Informationen:
https://herzstiftung.de/welthypertonietag
https://herzstiftung.de/bluthochdruck
https://herzstiftung.de/bluthochdruckkrise
https://herzstiftung.de/bluthochdruck-demenz
https://herzstiftung.de/blutdruck-senken-medikamente
https://herzstiftung.de/tipps-zu-blutdruck-natuerlich-senken
Anhang
DHS_Checkliste-fuer-Bluthochdruck-Patienten_2025
https://idw-online.de/de/attachmentdata110179.pdf
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
https://idw-online.de/de/institution825
*
Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Deutsche Herzstiftung e.V./Deutsche Stiftung für Herzforschung - 15.05.2025
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de
veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 23. Mai 2025
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