Mexiko:
Oaxacas Küstendörfer organisieren sich gegen die Privatisierung ihrer
Strände
von Philipp Gerber, 12. Juni 2025
San Pedro Pochutla, Oaxaca. Mehrere Gemeinden im südmexikanischen Bundesstaat Oaxaca haben bei einem Widerstandstreffen am vergangenen Wochenende die Privatisierung der Küstenregion angeprangert.
Mithilfe des Entwicklungs-Diskurses eigne sich eine "kriminelle Allianz" von Geschäftsleuten, Notaren und Politikern mehrere Strände und andere für den Tourismus attraktive Landstriche an. Dieser Tourismus komme jedoch nur einigen wenigen zugute und verstärke die soziale Ungleichheit, betonten die Organisatoren des Treffens in einer gemeinsamen Erklärung.
Die Investoren wollten ihr Territorium in eine "Ware für den Elitetourismus verwandeln", doch ihr Land und ihre Strände stünden "nicht zum Verkauf", betonten die 14 Organisationen und Dörfer, die an dem Treffen teilnahmen.
Das Treffen fand am Strand von Salchi in der Gemeinde San Pedro Pochutla statt. Dort soll ein Immobilienprojekt unter dem Schutz von Bewaffneten gebaut werden, die den Umweltaktivisten Miguel Sánchez Hernández bedrohen. Der Bau sei illegal, habe jedoch die Unterstützung von Politikern wie Alejandro Avilés Álvarez, ein Spitzenpolitiker der ehemaligen Staatspartei PRI, der zur Grünen Ökologischen Partei wechselte. Die Aktivisten vermuten, dass das Immobilienprojekt mit der Komplizenschaft der aktuellen Regierung von Oaxaca rechnen kann.
Die Teilnehmer erinnerten auch an die Ermordung von Abraham Hernández González, einem Bewohner von Salchi und Mitglied der sozialen Organisation Komitees für die Verteidigung der Indigenen Rechte (Codedi). Der Aktivist wurde 2018 erschossen, das Verbrechen ist bisher ungesühnt geblieben.
Aktuell sind insbesondere das benachbarte indigene Dorf El Coyul sowie die Umweltaktivisten der Strände San Agustín und El Coyote in Huatulco bedroht.
Unweit von Huatulco, im Dorf Barra de la Cruz, wurde am 28. Februar 2025 Cristino Castro Perea, ein bekannter Umweltschützer und Gründer des Kollektivs "Umweltschützer von Barra de la Cruz" erschossen. Der 63-Jährige war Vorstand der indigenen Chontal-Gemeinde und genoss auch in den umliegenden Dörfern hohes Ansehen. Die Delegation der Europäischen Union in Mexiko sowie die Botschaften von Norwegen und der Schweiz verurteilten den Mord an dem Umweltaktivisten in einer gemeinsamen Erklärung. Auch für dieses Verbrechen wurde bisher niemand verhaftet.
Im Vergleich zur Karibik war bisher ein Großteil der Pazifikküste von Oaxaca durch mehr oder weniger lokal verträglichen Tourismus geprägt. Mehrere Dörfer gründeten Kooperativen im Tourismusbereich, die einen nachhaltigen Besuch ermöglichen.
Der Ausbau der internationalen Flughäfen von Huatulco und Puerto Escondido sowie die vor einem Jahr eröffnete Autobahnverbindung nach Oaxaca-Stadt erhöhten jedoch den Druck auf dem Immobilienmarkt der Küste massiv.
Qellen:
https://desinformemonos.org/denuncian-pueblos-privatizacion-de-playas-despojo-de-comunidades-y-criminalizacion-en-oaxaca/
https://entidadoaxaca.mx/2025/06/acusan-a-alejandro-aviles-de-intento-de-despojo-de-tierras-en-san-pedro-pochutla/
https://es.mongabay.com/2025/04/cristino-castro-defensor-oaxaca-asesinado/
https://www.eeas.europa.eu/delegations/méxico/declaración-local-de-la-unión-europea-noruega-y-suiza-sobre-el-asesinato-del-defensor-de-derechos-0_es
Erstveröffentlicht auf amerika21:
https://amerika21.de/2025/06/275639/mexiko-gegen-privatisierung-straende
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Quelle:
© 2025 by Philipp Gerber
Mit freundlicher Genehmigung des Autors
veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 20. Juni 2025
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