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Bolivien
Der neue Präsident heißt Rodrigo Paz Pereira
Ende der Linksregierung. Die OAS hofft auf einen "friedlichen Übergang". Der unterlegene Kandidat Tuto Quiroga räumte seine Niederlage ein.
(La Paz, 19. Oktober 2025, la diaria) - Rodrigo Paz Pereira, Kandidat der Christlich-Demokratischen Partei (PDC), wurde am Sonntag zum Präsidenten Boliviens gewählt, nachdem er sich in der Stichwahl gegen Jorge Tuto Quiroga, den Vorsitzenden der rechten Koalition Libre, durchgesetzt hatte. Nach den vom Obersten Wahlgericht (TSE) bereitgestellten Schnellauszählungsdaten erhielt Paz 54,49 Prozent der Stimmen, Quiroga unterlag mit 45,51 Prozent.
Während des Wahlkampfs, der sich auf die tiefe Wirtschaftskrise des Landes konzentrierte, schlugen beide Kandidaten konkrete Maßnahmen vor, um die schwierige Phase zu überwinden, die sich vor allem in der Knappheit von Treibstoffen, dem Mangel an US-Dollar und dem Preisanstieg widerspiegelt. Beide erklärten, dass sie die Hilfe internationaler Kreditinstitute in Anspruch nehmen würden, wobei Paz einen schrittweisen Ansatz vorschlug, während Tuto Quiroga getreu seinen neoliberalen Ideen drastische Veränderungen und eine offene Annäherung an die Vereinigten Staaten versprach. Zwar hatte Quiroga bei letzten Umfragen einen Vorsprung erzielt, jedoch setzte sich Paz Pereira wie bereits in der ersten Wahlrunde durch und wird am 8. November das Amt des Präsidenten von Luis Arce übernehmen, der seinem Nachfolger auf seinem X-Account gratulierte: "Ich gratuliere Rodrigo Paz Pereira [...] zu seinem Sieg und wünsche seiner Regierung viel Erfolg. Ebenso gratuliere ich dem Obersten Wahlgericht für die großartige Arbeit und das Ergebnis sowie die zeitnahe Bekanntgabe, um der Bevölkerung Sicherheit zu geben. Besonders möchte ich dem bolivianischen Volk, dem wahren Gewinner dieses Tages, meine höchste Anerkennung aussprechen", erklärte Arce und betonte, dass nach 28 Jahren "die Macht von einer an den Wahlurnen gewählten Regierung auf eine andere übertragen wird, die unter den gleichen Bedingungen gewählt wurde".
Paz Pereira, Sohn des ehemaligen Präsidenten Jaime Paz Zamora (1989-1993), wurde 1967 in der galicischen Stadt Santiago de Compostela geboren, wo die Familie die turbulente Phase mit häufigen Staatsstreichen im Exil verbrachte. Er wird in Begleitung des Vizepräsidenten Edmand Lara, einem 40-jährigen ehemaligen Polizisten und Anwalt, in die Exekutive eingesetzt. Lara war als Anti-Korruptions-Aktivist bekannt geworden, weil er Fälle schwerwiegender Unregelmäßigkeiten innerhalb der Polizei öffentlich gemacht hatte. Übrigens sind weder Paz Pereira noch Lara Christdemokraten, sondern waren in Absprache mit der Christdemokratischen Partei als Kandidaten angetreten. Am Abend sprach der künftige bolivianische Präsident im Hauptquartier der PDC in La Paz. "In der ersten Wahlrunde haben wir klar gesagt, dass wir dem Gewinner die Hand reichen würden. In der zweiten Runde haben wir dies wiederholt. Und heute, nach dem Sieg, reichen wir die Hand, um zu regieren. Dies ist kein ideologisches Problem, denn wir Bolivianer wissen, dass Ideologie nicht satt macht." Anschließend rief der gewählte Präsident zur Einheit und zur Verteidigung der Demokratie auf, "um das Vaterland voranzubringen. Keine schmutzigen Kriege mehr in Bolivien". Paz bedankte sich bei den Staatschefs der Länder der Region, die ihm zu seinem Sieg gratuliert hatten. Besonders hob er die Glückwünsche von Christopher Landau, dem stellvertretenden Staatssekretär des US-Außenministeriums, hervor. Dazu erklärte Paz, Bolivien müsse sich der Welt öffnen. "Wir müssen dankbar sein. Wer nicht dankbar ist, versteht sein Vaterland nicht. Lasst uns gemeinsam daran arbeiten, unser Vaterland zu verändern. Bolivien braucht uns. Hier haben alle das Recht, ihre Stimme zu erheben und das Vaterland aufzubauen". Schließlich erinnerte Paz an seine Eltern und die langen Jahre die er zusammen mit ihnen und seinem Bruder Jaime im Exil verbracht hatte. "Es lebe das Vaterland, carajo!", rief er zum Abschluss seiner Rede.
Zuvor hatte der unterlegene Kandidat Tuto Quiroga vor den Medien erklärt, er erkenne seine Niederlage an und habe dem Sieger gratuliert. Der Wahltag in Bolivien wurde von mehreren Beobachtermissionen internationaler Organisationen begleitet. Eine davon war die der Organisation Amerikanischer Staaten unter der Leitung des ehemaligen kolumbianischen Innenministers Juan Fernando Cristo, der erklärte, er hoffe, dass der nun folgende Übergangsprozess ebenso friedlich verlaufe wie die Wahl. "Das bolivianische Volk hat gezeigt, dass es Vertrauen in die Demokratie hat. Es war ein ruhiger Tag", fügte der Ex-Minister der Regierung Petro hinzu.
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veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 24. Oktober 2025
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