Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen
Pressemitteilung vom 13. Oktober 2025
WFP warnt vor wachsender Not in Haiti - Schwächste besonders betroffen
Neue Analyse zeigt alarmierendes Ausmaß von Unterernährung bei Kindern und zunehmendem Hunger
PORT-AU-PRINCE, Haiti - Frauen, Kinder und vertriebene Familien sind am stärksten von Haitis anhaltender Krise betroffen, die Hunger und Mangelernährung weiter verschärft, warnt das UN-Welternährungsprogramm (WFP) heute nach Veröffentlichung der aktuellen Analyse der "Integrated Food Security Phase Classification" (IPC).
Laut IPC leiden derzeit rekordverdächtige 5,7 Millionen Menschen - das entspricht 51 Prozent der Gesamtbevölkerung - unter akutem Hunger. Das sind drei Prozent mehr als im Vorjahr. Die Mangelernährungsrate bei Kindern unter fünf Jahren hat sich in den letzten zwei Jahren verdoppelt - von 7 auf 14 Prozent - in einigen Regionen liegen die Werte sogar noch höher.
"WFP hat seine Hilfe ausgeweitet und erreicht in diesem Jahr eine Rekordzahl von 2,2 Millionen Haitianer*innen", sagte WFP-Landesdirektorin Wanja Kaaria. "Doch der Bedarf übersteigt weiterhin die verfügbaren Mittel. Wenn sich dieser Trend fortsetzt, könnten Familien noch tiefer in den Hunger abrutschen - und uns fehlen schlicht die Ressourcen, um allen wachsenden Bedürfnissen gerecht zu werden."
Bewaffnete Gewalt, wirtschaftlicher Niedergang, anhaltende Inflation und geringe landwirtschaftliche Erträge treiben die Krise weiter voran. Sollte sich die Lage nicht verbessern, könnten laut aktueller Analyse bis März 2026 über 5,9 Millionen Menschen von akuter Ernährungsunsicherheit oder Schlimmerem betroffen sein. In den Départements Nordwest und West - einschließlich Port-au-Prince - haben die Mangelernährungsraten bereits kritische Werte (Phase 4) oder höher erreicht.
Schätzungsweise 1,3 Millionen Haitianer*innen, die durch bewaffnete Gewalt vertrieben wurden, gehören zu den am stärksten von Hunger betroffenen Gruppen. Drei von vier Menschen, die in Schulen und öffentlichen Gebäuden Zuflucht gefunden haben, befinden sich auf IPC-Stufe 3 (Krise) oder 4 (Notfall). Überfüllte und unhygienische Bedingungen sowie der eingeschränkte Zugang zu nahrhaften Lebensmitteln setzen insbesondere Säuglinge und Kleinkinder einem erhöhten Risiko für Mangelernährung aus.
Die IPC-Analyse zeigt jedoch auch die Wirksamkeit gemeinsamer humanitärer Bemühungen zur Vermeidung einer Hungersnot. Durch verstärkte Ernährungshilfe konnten etwa 8.400 Vertriebene von der katastrophalen IPC-Stufe 5 auf die Notfall-Stufe 4 gebracht werden. Insgesamt hat die regelmäßige Hilfe die Zahl der Haitianer*innen mit Ernährungsunsicherheit auf IPC-Stufe 4 seit April 2025 um rund 200.000 reduziert.
"Diese kleinen, aber bedeutenden Fortschritte zeigen: Wenn WFP über ausreichende Mittel verfügt und eng mit Regierungen und Partnern zusammenarbeitet, können wir den Hunger zurückdrängen. Mit kontinuierlicher und verlässlicher Unterstützung können wir die Ernährungssicherheit weiter verbessern und gleichzeitig in nachhaltige Lösungen investieren, die die Ursachen von Hunger bekämpfen", ergänzte Kaaria.
Die Krise in Haiti ist akut unterfinanziert. WFP benötigt 139 Millionen US-Dollar für die kommenden zwölf Monate, um die am stärksten gefährdeten Familien im Land zu erreichen.
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Quelle:
Pressemitteilung vom 13. Oktober 2025
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veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 17. Oktober 2025
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