Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB) - 17.06.2025
Ein Drittel der Beschäftigten wäre bereit, an einzelnen Tagen mehr als 10 Stunden zu arbeiten
Die Regierungskoalition aus CDU, CSU und SPD plant in ihrem Koalitionsvertrag Maßnahmen zur Flexibilisierung und Ausschöpfung der Arbeitszeit, etwa steuerliche Entlastungen von Überstundenzuschlägen und Anreize zur Ausweitung von Teilzeit. Ergebnisse der OPAL-Befragung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeigen: Eine unbegrenzte tägliche Arbeitszeit lehnen 73 Prozent der Beschäftigten ab. Allerdings wären 34 Prozent der Beschäftigten auch bereit, an einzelnen Tagen mehr als 10 Stunden pro Tag zu arbeiten, wenngleich die Mehrheit dies für sich ablehnt. Finanzielle Anreize für Überstunden und für eine Ausweitung von Teilzeit sprechen besonders jüngere Beschäftigte an.
45 Prozent der Vollzeitbeschäftigten sind eher bereit, mehr Überstunden als bislang zu leisten, wenn sie einen steuerfreien Zuschlag erhalten. Mit der Möglichkeit, sich Überstunden mit einem steuerfreien Zuschlag auszahlen zu lassen, wären insbesondere jüngere Vollzeitbeschäftigte zu mehr Überstunden bereit: Während in der jüngsten Gruppe bis 30 Jahre etwa 60 Prozent gewillt sind, ihre Überstunden infolge eines steuerlich begünstigten Zuschlags auszuweiten, sind es bei der Gruppe der Personen über 60 Jahren 37 Prozent.
Mit der Aussicht auf eine einmalige Prämie können sich etwa 33 Prozent der Teilzeitbeschäftigten vorstellen, ihre Stundenanzahl dauerhaft zu erhöhen, im Mittel um 6 Stunden pro Woche. Dabei würden junge Teilzeitbeschäftigte mit einer einmaligen Prämie eher Stunden erhöhen: 48 Prozent der Unter-30-Jährigen geben an, dass sie (eher) bereit wären, ihre Stundenzahl dauerhaft auszuweiten. Bei den Teilzeitbeschäftigten über 60 Jahren ist der Anteil mit 24 Prozent erheblich kleiner. "Für die Anreize zur Ausweitung von Teilzeit gilt: Ihre Wirkung hängt stark davon ab, welche Zielgruppen man erreichen möchte und ob strukturelle Hürden - etwa im Bereich der Kinderbetreuung - bestehen bleiben", erklärt IAB-Forscher Jens Stegmaier.
Schon jetzt arbeiten 10 Prozent der Vollzeitbeschäftigten häufig mehr
als 10 Stunden an einzelnen Arbeitstagen. Bislang ist es für 14
Prozent der Vollzeitbeschäftigten möglich, Überstunden zu leisten und
von ihrem Arbeitgeber mit Zuschlag auszahlen zu lassen. Auch haben 16
Prozent der Teilzeitbeschäftigten bereits unter den aktuellen
Bedingungen den Wunsch, ihre Wochenarbeitszeit dauerhaft zu erhöhen.
"Es reicht nicht aus, steuerliche Anreize zu setzen", so IAB-Forscher
Jonas A. Weik. "Arbeitgeber müssen auf die im Koalitionsvertrag
vereinbarten gesetzlichen Änderungen nach deren Inkrafttreten auch
reagieren und Überstundenzuschläge anbieten sowie bereit sein, mit
Teilzeitbeschäftigten individuelle Lösungen für die Aufstockung der
Arbeitszeit zu finden, wenn sie tatsächlich mehr Arbeitszeit von den
Beschäftigten abrufen wollen."
Die Studie von Jens Stegmaier, Jonas A. Weik, Bernd Fitzenberger und
Enzo Weber beruht auf Daten der Online-Befragung "Arbeiten und Leben
in Deutschland" (IAB-OPAL) der erwerbsfähigen Bevölkerung im Alter
zwischen 18 und 65 Jahren. Die Ergebnisse beziehen sich auf 3.800
Befragte, die sozialversicherungspflichtig beschäftigt sind und in
Vollzeit oder Teilzeit arbeiten. Die Studie ist abrufbar unter:
https://iab-forum.de/mehr-anreize-mehr-flexibilitaet-mehr-arbeit-wie-beschaeftigte-auf-die-plaene-der-neuen-bundesregierung-reagieren-wuerden/
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
https://idw-online.de/de/institution851
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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB) - 17.06.2025
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de
veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 20. Juni 2025
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