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INTERNATIONAL/392: El Salvador - Erster Prozess gegen Mitglieder einer Todesschwadron ausgesetzt (Philipp Gerber)


El Salvador:
Erster Prozess gegen Mitglieder einer Todesschwadron ausgesetzt

von Philipp Gerber, 30. Mai 2025


San Salvador. Ein Strafgericht in El Salvador hat die öffentliche Anhörung im Verfahren gegen eine Todesschwadron ausgesetzt. Vier Männer werden angeklagt, während des internen bewaffneten Konflikts im Jahre 1981 im Kanton San Andrés vier Personen entführt, gefoltert und hingerichtet zu haben.

Der Prozess begann am 26. Mai, doch schon Tags darauf gab das Strafgericht mit Sitz in der Gemeinde San Miguel einem Antrag der Verteidigung statt. Diese forderte, der Verteidigungsminister René Merino Monroy müsse über die Anklage in diesem Zivilverfahren benachrichtigt werden, da das Militär El Salvadors mitangeklagt sei.

Die Menschenrechtsorganisation Cristosal betonte, die Streitkräfte seien für die Ereignisse mitverantwortlich, da diese irregulären Truppen "zu diesem Zeitpunkt unter ihrem Kommando handelten". Cristosal, welche die Familienangehörigen der Opfer vertritt, bedauerte die weitere Verzögerung des Strafprozesses.

Der Prozess gegen José Inés Benavides Martínez, Luis Alonso Benavides Polio, José de la Cruz Orellana und Ángel Aníbal Alvarado Benítez, alle ehemalige Mitglieder der Todesschwadron, ist der erste seiner Art in der Geschichte des Landes. Die Staatsanwaltschaft nahm die Angeklagten 2021, 40 Jahre nach dem Verbrechen, in Untersuchungshaft.

Das Strafverfahren begann 2022. Die vier Männer, die die Tat nach Angaben der Staatsanwaltschaft in Militäruniformen begingen, sind des Mordes und der Freiheitsberaubung sowie der Mitgliedschaft in einer illegalen Vereinigung und Kriegsverbrechen angeklagt. Seither wurde der Prozess bereits sechsmal ausgesetzt, die Angeklagten stehen unter Hausarrest.

Der interne bewaffnete Konflikt in El Salvador zwischen der Guerilla FMLN und dem Staat wurde 1992 mit einem Friedensabkommen beigelegt. Ein Jahr darauf erließ das Parlament eine Generalamnestie für alle während des Konfliktes begangenen Verbrechen. Der Oberste Gerichtshof erklärte 2016 diese Amnestie für verfassungswidrig und ermöglichte eine juristische Aufarbeitung.


Quelle:
https://www.laprensagrafica.com/elsalvador/Suspenden-por-sexta-ocasion-juicio-contra-exmilitares-acusados-de-masacre-en-San-Andres-ocurrida-en-1981-20250527-0080.html


Erstveröffentlicht auf amerika21:
https://amerika21.de/2025/05/275448/salvador-prozess-todesschwadron

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Quelle:
© 2025 by Philipp Gerber
Mit freundlicher Genehmigung des Autors

veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 6. Juni 2025

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