Robert Hübner ist Anfang des Jahres von uns gegangen. Mit ihm verließ die wahrscheinlich letzte Hoffnung des deutschen Schachs, aus seinem Kreise einen Weltmeister zu stellen, den Erdenkreis. Hübner galt als feinsinniger Stratege, der Kompliziertheiten auf dem Brett eine Absage erteilte und lieber feste Strukturen schätzte als wacklige Faktoren im Kombinationsspiel. Eine Partie, von Hübner kommentiert, hätte selbst seine Großmeisterkollegen in Verlegenheit gebracht. Zu wissenschaftlich, zu wenig menschliche Nähe, aber Hübner liebte eben den trockenen Ton um die reinen Varianten, die von keinem Deut eines Zweifels angetastet werden durften. In der Radikalität zwischen richtig und falsch verfliegen leider alle Ideen, lösen sich auf zu leeren Gespinsten. Manchmal ist ein solcher Tenor wichtig, um die grassierenden Schwierigkeiten in einer Stellung einzuhegen, manchmal zeugt er allerdings auch von einem leicht verbohrten Dünkel. Etwas oberflächlich hatte im heutigen Rätsel der Sphinx auch Janowski seinen Blick auf die Stellung geworfen, sonst hätte er die Gefahr, die ihm drohte, vielleicht noch aufgedeckt, Wanderer.
Mason - Janowski
Monte Carlo 1902
Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
O'Sullivans Kapitulation nach 3...Kg4-g3 war unnötig, denn mit 4.Ke3-e2 Se4-c3+ 5.Ke2-f1 hätte er sich in der Remisschaukel befunden, aber auch Walsh hatte allen Grund zum Groll, denn statt des falschen Zuges 1...Sc5-e4+? hätte er mit 1...Sc5-d3+! glattweg gesiegt: 2.Kf2-e3 f3-f2 3.Sh4-f3! Kg4-g3 4.Ke3-e2 - 4.Sf3-d2 Sd3-c5! 5.Sd2-f1+ Kg3-g2 6.Ke3-e2 Sc5-e4 7.Sf1-e3+ Kg2-g1 8.Ke3-d3 Se4-g3 9.Kd3-c3 Sg3- f5! - 4...Sd3-c1+! 5.Ke2-f1 Sc1-b3! 6.Kf1-e2 Sb3-d4+! 7.Sf3xd4 Kg3-g2! und Schwarz gewinnt.
28. Mai 2025
veröffentlicht in der Schattenblick-Druckausgabe Nr. 182 vom 5. Juli 2025
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