Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. (LBV) - Verband für
Arten- und Biotopschutz
Presseinformation vom 3. Juni 2025
Alarm aus den Alpen: Wo sind die Felsenschwalben dieses Jahr?
Weniger Beobachtungen der seltenen Schwalbenart deuten auf dramatischen Bestandsrückgang hin - LBV bittet Vogelkundige um Kontrolle bekannter Brutplätze
Hilpoltstein/Sonthofen, 03.06.2025 - Wo in den letzten Jahren kleine Schwalben pfeilschnell an Felsen entlang jagten und in luftiger Höhe ihre Nester bauten, herrscht in diesem Frühjahr auffällige Stille. Der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern) zeigt sich alarmiert über einen möglich Bestandseinbruch der Felsenschwalbe in Deutschland. Jüngste Daten weisen auf einen dramatischen Rückgang in diesem Jahr hin - insbesondere in Bayern, wo im Alpenraum ein Großteil der bundesweiten Population lebt. "Über die Meldeplattform ornitho.de sind heuer im Vergleich zum Vorjahreszeitraum weniger als ein Drittel der Beobachtungen von Felsenschwalben eingegangen", erklärt Felix Steinmeyer, LBV-Gebietsbetreuer der Allgäuer Hochalpen. In Zusammenhang damit stehen könnte ein Starkregenereignis im vergangenen September, aufgrund dessen zahlreiche Schwalben verendeten.
Die wärmeliebende Felsenschwalbe galt bislang als Gewinnerin des Klimawandels. Ursprünglich im Mittelmeerraum beheimatet, hat sie in den letzten Jahrzehnten begonnen, sich auch im bayerischen Alpenraum und Schwarzwald anzusiedeln, wo sie von den zunehmenden warmen und trocknen Sommern profitiert. Dort nutzt sie Felswände, Kirchen und Brücken als Nistplätze. Ihr Bestand wurde zuletzt auf bundesweit etwa 100 Brutpaare geschätzt - mit steigender Tendenz. Doch 2025 scheint sich der Aufwärtstrend nicht fortzusetzen. In Bayern gingen im Frühling nur ein Drittel der Sichtungen aus dem Vorjahr auf ornitho.de, ein Meldeportal für Vogelbeobachter, ein. In Österreich zeichnet sich ein ähnlich dramatisches Bild ab. "Dieser plötzliche Rückgang zeigt, wie schnell sich scheinbar stabile Entwicklungen umkehren können", so Felix Steinmeyer.
Die genaue Ursache für den Bestandseinbruch lässt sich noch nicht sicher benennen. Doch vieles deutet darauf hin, dass Extremwetterereignisse die Vögel stark getroffen haben. Im vergangenen September sorgte ein anhaltender Starkregen verbunden mit einem plötzlichen Kälteeinbruch dafür, dass in Südbayern und Österreich viele Schwalben verhungerten oder erfroren, die bereits auf dem Weg in ihre Winterquartiere waren - neben Mehl- und Rauchschwalben waren davon möglicherweise auch die seltenen Felsenschwalben betroffen. "Die jüngste Entwicklung bei den Felsenschwalben zeigt, wie trügerisch die Klimakrise sein kann: Durch die wärmeren Temperaturen hat die Art zuerst profitiert und ihren Lebensraum erweitert - doch Wetterextreme treffen sie am Rand ihres Verbreitungsgebietes nun besonders hart", sagt Felix Steinmeyer.
An erfahrene Vogelbeobachter und Vogelbeobachterinnen in der Alpenregion richtet der LBV einen Aufruf: Sie sollen auf der Plattform ornitho.de auch das Ausbleiben von Felsenschwalben dokumentieren. Wer ehemalige Brutplätze kennt, kann durch eine gezielte Kontrolle helfen, das Ausmaß des Rückgangs besser einzuschätzen.
Über den LBV
1909 gegründet ist der LBV - Landesbund für Vogel- und Naturschutz in
Bayern e. V. - der älteste Naturschutzverband in Bayern und zählt
aktuell 117.000 Unterstützerinnen und Unterstützer. Der LBV setzt sich
durch fachlich fundierte Natur- und Artenschutzprojekte sowie
Umweltbildungsmaßnahmen für den Erhalt einer vielfältigen Natur und
Vogelwelt im Freistaat ein.
Mehr Infos: www.lbv.de/ueber-uns
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Quelle:
Presseinformation, 03.06.2025
Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V.
Eisvogelweg 1, 91161 Hilpoltstein
Tel.: 09174/4775-80
E-Mail: info@lbv.de
Internet: www.lbv.de
veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 6. Juni 2025
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