Deutscher Wetterdienst - Pressemitteilung vom 05.06.2025
Perspektiven des Winter- und Bergsports im Zeichen globalen Klimawandels
Auswirkungen des Klimawandels auf den Winter- und Bergsport
Offenbach, 5. Juni 2025 - Das Expertenforum "Klima.Sport.Schnee", von 14 Klima- und Sportforschungseinrichtungen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, veröffentlichte den aktuellen Forschungsstand zum Thema "Perspektiven des Winter- und Bergsports im Zeichen globalen Klimawandels".
Das Ziel ist, eine Basis für eine sachliche Diskussion zu schaffen, damit für Natur, Mensch und Wirtschaft langfristig optimale Maßnahmen getroffen werden können. 2019 und 2022 veröffentlichte das Expertenforum "Klima.Sport.Schnee" die ersten beiden Positionspapiere. Für das soeben erschienene dritte Positionspapier arbeiteten die Fachleute die neuesten Erkenntnisse der Forschung ein und erweiterten den Themenbereich vom Wintersport auch auf den Bergsport im Sommerhalbjahr. Außerdem wurden Wissensdefizite und Handlungsansätze zusammengefasst.
Das Klima hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich erwärmt. Nach neuesten Berechnungsmethoden beträgt die mittlere Erwärmung seit vorindustrieller Zeit bis Ende 2024 in Deutschland 2,5 °C, in Österreich 3,1 °C und in der Schweiz 2,9 °C. Die Fachleute des Expertenforums "Klima.Sport.Schnee" sind sich in ihrer Erwartung einig, dass trotz in Umsetzung befindlicher globaler Klimaschutzmaßnahmen die Jahresmitteltemperatur im D-A-CH-Raum (d.h. im Zusammenschluss der Länder Deutschland - Österreich - Schweiz) bis zum Ende des Jahrhunderts um mindestens weitere 2 °C steigt. Der aufgrund weiter steigender Treibhausgasemissionen hervorgerufene langfristige Klimatrend wird deutlich von der natürlichen Klimavariabilität überlagert. Vor allem auf kurzen (von Jahr zu Jahr) und mittleren (20 bis 30 Jahre) Zeitskalen können diese zum Teil markanten Schwankungen den langfristigen Trend regional sowohl verstärken als auch abschwächen.
Die Erwärmung hat deutliche Auswirkungen auf den Winter. "Der Wintersporttourismus wird durch die veränderten Schneeverhältnisse betroffen sein was zu auch wirtschaftlichen Herausforderungen in den betroffenen Regionen führen kann", sagt Gudrun Mühlbacher vom Deutschen Wetterdienst in München. Weiter betonte sie: "Da langfristig v.a. die natürliche Schneedecke in den tieferen - bis mittleren Lagen bis etwa 1500 Meter Seehöhe vom Rückgang betroffen ist, hat dies für die überwiegende Anzahl von Skigebieten in Deutschland Auswirkungen. Auch die Möglichkeiten der technischen Beschneiung werden durch die Erwärmung weniger".
Beim Winterniederschlag ist die natürliche Variabilität besonders hoch und es lassen sich vielerorts bisher keine klaren Trends beobachten. In den aktuellen Klimaszenarien zeigen sich aber robuste Signale hinsichtlich einer Erhöhung der Winterniederschläge im Alpenraum und der Intensivierung kurzzeitiger Niederschlagsextreme. Jedoch ist in tiefen und mittleren Lagen mit einem weiteren Rückgang des Schneefalls zu rechnen, da Niederschlag aufgrund der höheren Temperaturen vermehrt als Regen anstelle von Schnee fällt.
In den Übergangsjahreszeiten Frühling und Herbst trägt der Klimawandel zu einer Saisonverlängerung vieler Outdooraktivitäten bei, wie Wandern, Radfahren, Baden, Wassersport und Golf. Im Sommer steigt allerdings auch die Belastung durch die steigenden Temperaturen. "Europa und darin der Alpenraum sind derzeit durch marine Hitzewellen und eine rasant mit Schnee- und Eisschmelze sinkende Albedo (Reflektivität des Bodens) zum 'Hot Spot' des Klimawandels geworden. Die drei Wetterdienste aus der Schweiz, Österreich und Deutschland schaffen durch eine länderübergreifend homogenisierte Klimaüberwachung die Wissensgrundlage für eine fundierte Beratung zu den Handlungsoptionen für den Winter- und Bergsport" sagt dazu Andreas Becker, vom Deutschen Wetterdienst.
Das Team des Expertenforums "Klima.Sport.Schnee" listet im neuen Positionspapier auch Bereiche mit Unsicherheiten und Forschungsbedarf auf.
Einige Beispiele:
"Der Klimawandel stellt eine große Herausforderung dar. Es liegt im
langfristigen Interesse des Winter- und Bergsports, dass
Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Resilienzsteigerung auf allen Ebenen
und synergetisch gefördert werden", sagt der Initiator des
Expertenforums "Klima.Sport.Schnee" Ralf Roth, vom Institut für
Outdoor Sport und Umweltforschung der Deutschen Sporthochschule Köln,
"unser Ansatz löst sich so vom kurzfristigen Denken und Planen und ist
Ausdruck einer Verantwortung für kommende Sport- und
Tourismusgenerationen. Die gesamte Branche - Seilbahnbetreiber,
sporttouristische Unternehmen, Winter- und Bergsportverbände,
Sportartikelindustrie, Sportfachhandel und Destinationen mit ihren
Gästen - ist deshalb angehalten, sich aktiv an der
gesamtgesellschaftlichen Herausforderung Klimawandel mit
entsprechenden Maßnahmen zur Minderung der Treibhausgasemissionen und
zur Anpassung an die Folgewirkungen zu beteiligen."
Weitere Informationen:
Das Positionspapier "D-A-CH Perspektiven des Winter- und Bergsports im
Zeichen globalen Klimawandels" ist hier zu finden:
www.stiftung.ski/sis-lab/expertenforum-klimaschneesport/
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Quelle:
Pressemitteilung, 05.06.2025
Deutscher Wetterdienst
Frankfurter Straße 135, 63067 Offenbach
E-Mail: info@dwd.de
Internet: www.dwd.de
veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 6. Juni 2025
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