Deutsche Umwelthilfe e.V.
Pressemitteilung - Freitag, 23.05.2025
Entscheidung im Eilverfahren gegen Gasförderung vor Borkum: Deutsche Umwelthilfe verhindert weiter Bau des Seekabels - naturschutzrechtliche Fragen ungeklärt
• Gericht ordnet Sofortvollzug für wasserrechtliche Seekabel-Genehmigung an - dank Widerspruch der DUH aber ohne Folgen
• Vereinbarkeit mit Naturschutzrecht weiter unklar: Entscheidung betrifft nur den wasserrechtlichen Teil der notwendigen Genehmigungen
• DUH wird weiter alle rechtlichen Mittel einsetzen, um artenreiches Steinriff vor Zerstörung durch fossiles Mega-Projekt zu bewahren
Berlin, 23.5.2025: Im Eilverfahren der Deutschen Umwelthilfe (DUH)
gegen den Bau des Seekabels für die Gasplattform vor Borkum hat das
Verwaltungsgericht Oldenburg dem Antrag des niederländischen Konzerns
One-Dyas stattgegeben und den Sofortvollzug der wasserrechtlichen
Genehmigung angeordnet. Dies ist jedoch nur ein Teil der notwendigen
Genehmigungen für den Bau der Kabeltrasse. Die ebenfalls strittige und
erforderliche naturschutzfachliche Befreiung hatten die Richter der
jetzt zuständigen 1. Kammer - anders als die Richter der im letzten
Jahr zuständigen 5. Kammer - ausgeklammert. Aufgrund der getrennten
Behandlung dieser Verfahren steht eine Prüfung zum rechtlichen Status
der Befreiung weiter aus. Die DUH hält die naturschutzfachliche
Befreiung wegen der Zerstörung geschützter Steinriffe für
rechtswidrig. Aufgrund des Widerspruchs der DUH dagegen ist der Bau
des Kabels weiterhin nicht möglich.
Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH:
"Wir werden weiter alle rechtlichen Mittel ausschöpfen, um den Bau des
Seekabels zu verhindern. Wir können es uns schlicht nicht leisten,
eines der letzten und größten artenreichen Steinriffe vor unserer
Küste den Geschäftsinteressen eines ausländischen fossilen Konzerns zu
opfern. Statt weiter mit der Brechstange dieses Projekt durchzusetzen,
das für die Energieversorgung absolut unnötig ist, sollte One-Dyas
endlich ein Einsehen haben und sich zurückziehen."
Susanne Gerstner, Vorsitzende des BUND Niedersachsen:
"Die wasserrechtliche Genehmigung für das Seekabel vor Borkum für
vollziehbar zu erklären, ist ein schwerer Fehler und ebnet der
klimaschädlichen Gasförderung im Nationalpark Wattenmeer den Weg. Das
steht den Zielen des Landes Niedersachsen, Treibhausgasneutralität bis
2040 zu erreichen, fundamental entgegen. Gleichzeitig gefährdet das
Vorhaben den Status des Wattenmeers als UNESCO-Weltnaturerbe. Wir
fordern Ministerpräsident Olaf Lies auf, diese Entwicklung zu stoppen
und sich für den Schutz des Weltnaturerbes und für die Klimaziele
Niedersachsens einzusetzen."
Jürgen Akkermann, Bürgermeister der Stadt Borkum:
"Auf der kürzlich stattgefundenen Meereskonferenz wurde über die
großen Herausforderungen des Meeresschutzes gesprochen und darüber,
wie wichtig der Erhalt der Funktionen des Ökosystems ist. Anstatt auf
ungewisse Wiederherstellungsmaßnahmen zu hoffen, sollten wir in den
Schutz vorhandener Strukturen wie unserer Steinriffe vor Borkum
investieren. Noch ist es Zeit, die Schaffung unumkehrbarer Fakten
durch One-Dyas zu verhindern."
Bernd Meyerer, Sprecher der Bürgerinitiative Saubere Luft
Ostfriesland:
"Wieder wurde eine Teilgenehmigung vom Gericht freigegeben, bei der
die wirtschaftlichen Interessen der Gaslobby als wichtiger erachtet
wurden als der Schutz der sensiblen Meereslebensräume. Man stellt zwar
fest, dass die dort neu entdeckten Steinriffe sehr wertvolle
Lebensräume darstellen, aber niemand will Verantwortung für deren
Schutz zu übernehmen. Das Geldverdienen mit Gas, das gleichzeitig die
Abhängigkeit von diesem verlängert, hat wieder Vorrang. Diese Spirale
muss durchbrochen werden."
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Quelle:
Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH)
Pressemitteilung, 23.05.2025
Hackescher Markt 4, 10178 Berlin
Tel.: 030/25 89 86-0, Fax.: 030/25 89 86-19
Internet: www.duh.de
veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 30. Mai 2025
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