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ARTENRAUB/365: Internationaler Tag der Sägefische - Alle fünf Sägefisch-Arten vom Aussterben bedroht (DSM)


Deutsche Stiftung Meeresschutz (DSM) / Aktuelles

Internationaler Tag der Sägefische (Sägerochen)

Veröffentlicht am 17. Oktober 2025 von Ulrich Karlowski


Jedes Jahr am 17. Oktober findet der Internationale Tag der Sägefische statt.(1) Damit wollen Wissenschaftler und Meeresschutzorganisationen auf die dramatische Überlebenssituation dieser ungewöhnlichen, zu den Rochen (Sägerochen) zählenden Knorpelfische aufmerksam machen. Denn bereits 2021 warnten Wissenschaftler der Simon Fraser University (SFU) aus British Columbia in einer Studie (2) vor dem Aussterben der fünf Sägefisch-Arten, die zu den größten Rochen zählen.

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Im Jahr 2022 stufte die IUCN SSC Shark Specialist Group alle fünf Arten als vom Aussterben bedroht ein. Gemeinsam mit den Geigenrochen [1] gehören die "Heckenscheren mit Flossen" damit zu einer der am stärksten bedrohten Familien von Haien und Rochen.
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Kernaussagen
  • Am 17. Oktober ist der Internationale Tag der Sägefische. Damit will man auf deren dramatische Überlebenssituation aufmerksam machen. Wissenschaftler warnen vor dem Aussterben der Sägefische. Einst lebten sie an den Küsten von über 90 Ländern. Bereits 2021 waren sie in über der Hälfte in 55 Ländern ausgestorben.
  • Die IUCN stuft alle fünf Arten [2] ls vom Aussterben bedroht ein; Lebensraumverluste und Überfischung sind die Hauptursachen.(3) Die USA und Australien gelten als eines der letzten Rückzugsgebiete für Sägefische, mit Arterhaltungsprogrammen und Belohnungen für Hinweise auf Wilderer.
  • Es gibt Hoffnung für Sägefischpopulationen in Ländern wie Kuba, Brasilien und Mexiko, vorausgesetzt, es werden Maßnahmen zum Schutz eingeleitet.
Einst weitverbreitete Meeresfische durch Überfischung vom lokalen Aussterben bedroht

Früher lebten Sägefische in Flussmündungen und Seen von 90 Ländern. 2021 stellen Wissenschaftler fest, dass sie bereits in mehr als der Hälfte der Länder ausgestorben waren. Als Hauptursachen identifizierten sie Lebensraumverluste und Überfischung. "Wir dokumentieren die ersten Fälle, in denen weitverbreitete Meeresfische durch Überfischung vom lokalen Aussterben bedroht sind", betont Nick Dulvy, Professor für Biologie an der SFU. 2021 galten Sägefische in 55 Ländern (darunter China, der Irak, Haiti, Japan, Timor-Leste, El Salvador, Taiwan, Dschibuti und Brunei) als ausgestorben.

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Ein Sägefisch ist leicht zu erbeuten. Mit seinem langen zahntragenden Schwert hat er keine Chance, sich aus einem Fischernetz zu befreien.
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Die fünf Sägefisch-Arten

Sägerochen bilden die Familie der Pristidae mit 2 Gattungen und 5 anerkannten Arten. Alle sind aplazental vivipar [3], besitzen also keine Plazenta, sind aber lebendgebärend.

  • Spitzkopf-Sägefisch oder Narrow Sawfish (Anoxypristis cuspidata), bis zu 4,7 m; Neugeborene evtl. zwischen 43 und 70 cm.
  • Zwergsägefisch oder Dwarf Sawfish (Pristis clavata), mindestens 3,1 m; Neugeborene 65 cm.
  • Schmalzahn-Sägerochen oder Smalltooth Sawfish (Pristis pectinata), fast 8 m; Neugeborene ca. 60 cm.
  • Gewöhnlicher Sägefisch oder Largetooth Sawfish (Pristis pristis), erreicht wahrscheinlich mehr als 7 m; Neugeborene zwischen 72 und 90 cm.
  • Langkamm-Sägerochen oder Green Sawfish (Pristis zijsron), selten über 6 m groß; Neugeborene ca. 80 cm.
Waffe und Sinnesorgan: Die Säge

Ungewöhnlich aussehende Meerestiere [4] aben es schwer, denn sie stechen heraus. Doch wer - je nach Art - mit einer bis zu 2 m langen heckenscherenartigen Kopfverlängerung ausgerüstet ist, fällt nicht nur auf, er bekommt auch Probleme.

Die Säge ist ein faszinierendes Multitool. Waffe, Harke und zugleich Sinnesorgan. Das kennt man nur bei wenigen Tieren. Von Narwalen [5] etwa. Doch setzen die Meeressäuger [6] ihr gleichfalls als Sinnesorgan tätiges Einhorn nur zu innerartlichen Auseinandersetzungen ein.

Ein Sägefisch kann furchtbar schnell "sägen". Kaum sichtbar für das menschliche Auge. Mehrmals pro Sekunde schlagen sie in Rechts-links-Bewegungen in einem Fischschwarm damit hin und her. Beutetiere werden dadurch entweder betäubt, zweigeteilt oder auf die Sägezähne gespießt. Überdies setzen sie ihre Kopfverlängerung zum Wühlen nach Krebstieren im Meeresboden ein. Außerdem ist das Superwerkzeug auch noch geeignet, elektrische Felder anderer Fische zu lokalisieren.

Beliebte Trophäe

Natürlich ist die ungewöhnliche Fischwaffe als illegale Trophäe beliebt. Obendrein werden Flossen und Zähne der Tiere für Lebensmittel oder Medikamente sowie als Sporen für den Hahnenkampf verkauft. Ein wenig hilft, dass der Handel mit Sägefischprodukten gemäß dem Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES) verboten ist.

Rettungsbootnationen für Sägefische

Als letzte Hochburgen für Sägerochen als Sägefisch-Rettungsboote gelten die USA und Australien. Hier sind sie besser geschützt, es gibt Arterhaltungsprogramme.

US-Behörden versuchen viel, um die urtümlichen Knorpelfische zu retten. So setzte NOAA im Oktober 2020 eine Belohnung von 20.000 US-Dollar für Hinweise zur Ergreifung von Sägefisch-Wilderern aus. Ein Ranger hatte im Everglades-Nationalpark in der Nähe von Everglades City 7 tote und verstümmelte Schmalzahn-Sägerochen gefunden. Die Umweltorganisation Center for Biological Diversity erhöhte die Belohnung noch auf 25.000 Dollar. Den Tätern drohen hohe Strafen von bis zu 100.000 Dollar oder einem Jahr Gefängnis.

Hoffnungsschimmer zum Internationalen Tag der Sägefische

Hoffnung für fünf Sägefisch-Arten gibt es auch in Kuba, Tansania, Kolumbien, Madagaskar, Panama, Brasilien, Mexiko und Sri Lanka. Doch nur, wenn diese Länder schnell Maßnahmen für deren Überleben in die Wege leiten.

Ein junger Schmalzahn-Sägefisch (Pristis pectinata) wird ausgewildert. Die vom Aussterben bedrohte Art lebt küstennah und auch in Flussmündungen. Ausgewachsen können sie fast 8 m groß und 350 kg schwer werden. Früher war die Art weitverbreitet. Heute ist sie in den meisten ihrer einstigen Lebensräume ausgestorben.

Bei den Bahamas, vor Belize, Kuba, Honduras, Sierra Leone und besonders an der Küste von Florida gibt es noch kleinere Populationen.

"Noch gibt es Chancen, diese außergewöhnlichen Tiere vor der Ausrottung zu bewahren und sie zurückzubringen", erklärt Sonja Fordham, Präsidentin von Shark Advocates International. Doch sie warnt zugleich: "An zu vielen Orten läuft uns die Zeit davon, um sie zu retten". Wie bei Knorpelfischen üblich, benötigen Sägerochen lange, bis sie ihre Geschlechtsreife erreichen. Etwa 10 Jahre dauert das. Sie vermehren sich auch nur langsam, ihre Bestände halten kontinuierlicher Befischung nicht lange stand.

Riesige Schmalzahn-Sägefische in der Biscayne Bay

Ausgerechnet in der dicht besiedelten Biscayne Bay können Einwohner von Miami und Miami Beach beim Blick aus dem Fenster wieder Schmalzahn-Sägerochen sehen. Die Rückkehr dieser großen und spektakulären Art dokumentierten Wissenschaftler der US-Klima- und Ozeanbehörde NOAA Fisheries. Sie identifizierten mindestens 14 Individuen, die sich zwischen 2017 und 2020 in der NOAA Biscayne Bay Habitat Focus Area [7] aufhielten. Es handelt sich dabei um erwachsene und jugendliche, männliche und weibliche Tiere.

Erstmals erfasst wurde die heute vom Aussterben bedrohte Art in der Biscayne Bay 1890. Nur 40 Jahre später, um 1930, war der Schmalzahn-Sägefisch hier ausgestorben.

Sägefisch-Schutz in der Biscayne Bay

Seit 1992 steht der Schmalzahn-Sägefisch in der Biscayne Bay unter Schutz. Zwei Jahre später erweiterte die Florida Fish and Wildlife Conservation Commission diese Maßnahmen durch ein Verbot der Stellnetzfischerei. Das half. Denn mit ihren bis zu 1,5 m langen Sägen verheddern sich die fast 8 m groß werdenden Rochen unentrinnbar in Netzmaterial jeglicher Art.

Seit dem Jahr 2000 sah man Schmalzahn-Sägerochen in die Bucht zurückkehren. Mit Vorliebe halten sie sich hier in von Mangroven [8] gesäumten Gewässern mit einer Tiefe von weniger als einem Meter auf.

"Frühere Studien haben gezeigt, dass seichtes Wasser in Mangrovengebieten, in die Süßwasser fließt, ein idealer Lebensraum für diese Art ist. Das Vorkommen von Sägefischen in der Bucht weist auf die Notwendigkeit hin, jetzt, wie in anderen Teilen ihres Verbreitungsgebiets, die Öffentlichkeit zu informieren. Damit auch die Bürger von Miami diese einzigartigen Tiere besser verstehen und schützen können", erklärt NOAA-Fischereibiologin Dr. Joan Browder.

Einer der letzten verbliebenen Lebensräume

Gemäß des NOAA Fisheries Smalltooth Sawfish Recovery Plan [9] 2009 ist die untere Südwestküste Floridas ein wichtiges Vermehrungsgebiet für den Schmalzahn-Sägefisch in den USA. Größere Bestände mit ausgewachsenen Tieren finden sich noch beim etwa hundert Meilen nördlich von Biscayne Bay gelegenen Jupiter Inlet. Somit kam die Biscayne Bay Habitat Focus Area seit jeher als eine wahrscheinliche Küstenreiseroute zwischen diesen beiden Standorten infrage.

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NOAA Fisheries will gemeinsam mit dem Shark Research and Conservation Program der Universität Miami sicherstellen, dass die Erfolgsgeschichte weitergeht. Auch darauf macht der Internationale Tag der Sägefische aufmerksam.

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Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:
  • Titelfoto: Gewöhnlicher Sägerochen. © NOAA Fisheries
  • Gewöhnlicher Sägefisch / Sägerochen der Art Pristis pristis.
    Freilassung eines Gewöhnlichen Sägerochens (Pristis pristis) nach der Rettung aus einem austrocknenden Wasserloch, Nordaustralien, © Peter Kyne/IUCN Shark Specialist Group
  • Drei Schmalzahn Sägerochen in den Bahamas.
    Schmalzahn-Sägerochen (Pristis pectinata), © Tonya Wiley/IUCN Shark Specialist Group
  • Ober- und Unterseite einer Säge.
    Ober- und Unterseite des Rostrums eines australischen Sägerochens, © wikimedia, licensed under the Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International license.
  • NOAA-Forscher markieren einen Sägefisch/Sägerochen. © NOAA Fisheries
  • Ein junger Sägefisch der Art Pristis pectinata wird freigelassen. © NOAA Fisheries
  • Fischer aus Miami präsentieren erbeutete Schmalzahn-Sägerochen, Leoparden-Stechrochen und einen Tarpun um 1920, © W. A. Fishbaugh/courtesy of State Library & Archives of Florida (4)
  • Von Angelschnüren befreiter Schmalzahn-Sägefisch im Biscayne-Nationalpark.
    Biscayne-Nationalpark-Ranger befreiten diesen Schmalzahn-Sägerochen, der sich in Angelschnüren verheddert hatte. © Biscayne National Park
  • Weltkarte mit den verbliebenen Lebensräumen der Schmalzahn-Sägerochen (Pristis pectinata).
    Es gibt nur noch wenige Regionen, in denen Schmalzahn-Sägerochen vorkommen, © NOAA Fisheries


(1) International Sawfish Day
https://internationalsawfishday.org/
(2) Helen F. Yan et al., Overfishing and habitat loss drive range contraction of iconic marine fishes to near extinction. Sci. Adv.7,eabb6026(2021). DOI:10.1126/sciadv.abb6026
https://doi.org/10.1126/sciadv.abb6026
(3) Hai-Spezialisten-Gruppe der Species Survival Commission der Weltnaturschutzorganisation/International Union for Conservation of Nature (IUCN)
https://www.iucnssg.org/
(4) Fishermen posing with their catch of Sawtooth sharks, tarpon and Leopard rays.
https://www.floridamemory.com/items/show/165364

Update: überarbeiteter und mit neuem Datum veröffentlichter Beitrag

Weiterführende Informationen
Unsere Projekte zum Schutz von Rochen
https://www.stiftung-meeresschutz.org/foerderung/rochenschutz/
Bahnbrechende Entdeckung in Fidschi: eine neue Rochenart
https://www.stiftung-meeresschutz.org/themen/artenschutz/seltene-und-unbekannte-rochen-der-fidschi-inseln/
Besserer Artenschutz für Haie und Rochen dank CITES
https://www.stiftung-meeresschutz.org/themen/artenschutz/besserer-schutz-fur-haie-und-rochen-durch-cites/
Was sind Geigenrochen?
https://www.stiftung-meeresschutz.org/meerestiere/geigenrochen-gitarrenfische/
Weißfleck-Geigenrochen
https://www.stiftung-meeresschutz.org/meerestiere/weissfleck-geigenrochen-gitarrenrochen/
Rundkopf-Geigenrochen
https://www.stiftung-meeresschutz.org/meerestiere/rundkopf-geigenrochen/
Tasmanische Maugea-Rochen
https://www.stiftung-meeresschutz.org/presse/macquarie-harbour-oeko-aquakulturen-gefaehrden-seltene-rochen/
Haie und Rochen in Nord- und Ostsee
https://www.stiftung-meeresschutz.org/themen/artenschutz/stark-gefaehrdet-haie-und-rochen-in-nord-und-ostsee/
15. Vertragsstaatenkonferenz (COP15) des UN-Übereinkommens zur biologischen Vielfalt
https://www.stiftung-meeresschutz.org/themen/artenschutz/stark-gefaehrdet-haie-und-rochen-in-nord-und-ostsee/

Links:
[1] https://www.stiftung-meeresschutz.org/meerestiere/geigenrochen-gitarrenfische/
[2] https://www.stiftung-meeresschutz.org/themen/artenschutz/saegefische-saegerochen-vom-aussterben-bedroht/#arten
[3] https://www.stiftung-meeresschutz.org/foerderung/rochenschutz/#vivipar
[4] https://www.stiftung-meeresschutz.org/meerestiere/
[5] https://www.stiftung-meeresschutz.org/themen/artenschutz/totengelaeut-fuer-das-einhorn-der-meere/
[6] https://www.stiftung-meeresschutz.org/foerderung/meeressaeuger/
[7] https://www.fisheries.noaa.gov/southeast/habitat-conservation/biscayne-bay-habitat-focus-area
[8] https://www.stiftung-meeresschutz.org/foerderung/mangroven/
[9] https://www.fisheries.noaa.gov/resource/document/recovery-plan-smalltooth-sawfish-pristis-pectinata

Veröffentlicht unter Artenschutz
https://www.stiftung-meeresschutz.org/themen/artenschutz/

Originalartikel mit Bildern:
https://www.stiftung-meeresschutz.org/themen/artenschutz/saegefische-saegerochen-vom-aussterben-bedroht

*

Quelle:
Aktuelles - 17. Oktober 2025
Deutsche Stiftung Meeresschutz (DSM)
41460 Neuss
E-Mail: info[AT]stiftung-meeresschutz.org
Internet: https://www.stiftung-meeresschutz.org

veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 30. Oktober 2025

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