GLOBAL 2000 / Friends of the Earth Austria - Presseaussendung, 17.06.2025
Neuer Statusbericht zum Klimawandel in Österreich sieht dringenden Handlungsbedarf
GLOBAL 2000: Bundesregierung kann sich Sparen beim Klimaschutz nicht länger leisten!
Der heute vom Austrian Panel on Climate Change (APCC) in Zusammenarbeit mit dem Klima- und Energiefonds veröffentlichte zweite Österreichische Sachstandsbericht zum Klimawandel (Austrian Assessment Report, AAR2) zeigt klar: Auf Kurs für die Erreichung der Klimaziele ist Österreich derzeit nicht. Die voranschreitende Klimakrise bedroht Österreich mit verheerenden Folgen. "Nach Durchsicht der ersten Kapitel des Berichts wird der Ernst der Lage schnell klar", stellt Hannah Keller, Klima- und Energiesprecherin der Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000, fest. Die weiteren Kapitel geben aber Grund zur Hoffnung: "Sie zeigen Handlungsfelder für Politik und Wirtschaft, die uns endlich auf den Zielpfad bringen könnten. Das gelingt aber nur, wenn die Bundesregierung beim Klimaschutz nicht länger den Rotstift ansetzt, sondern stattdessen umweltschädliche Subventionen abbaut."
Welchen Unterschied jedes einzelne Grad Celsius Erd-Erhitzung für Österreich bedeutet, wird im Statusbericht detailliert behandelt. Gleich zu Beginn zeigt sich, dass die Temperaturen im Vergleich zum vorindustriellen Niveau rund doppelt so stark gestiegen sind wie im globalen Durchschnitt. Diese Anstiege wirken sich auf Starkniederschläge, Hitzeperioden und Dürren aus.
Bei einer Erwärmung von 1,5 Grad gibt es 3,5-mal mehr Hitzetage und Dürreperioden sowie einen Anstieg von 12,3% bei Starkregenfällen. Bei 4 Grad Erwärmung im globalen Schnitt müsste man hier mit rund achtmal mehr Hitzetagen, fünfmal mehr Dürreperioden und einem 23,8% Anstieg von Starkregenfällen rechnen.
Extremwetterereignisse und Hitzewellen stellen eine massive Gefahr für unsere Sicherheit und unsere Gesundheit dar, richten jährlich Schäden im Milliardenbereich an und gefährden noch intakte Ökosysteme. "Diese Zahlen zeigen deutlich, dass jedes zehntel Grad an Erwärmung, das wir verhindern können, einen Unterschied macht. Das Risiko für die Lebensqualität der Österreicher:innen steigt rasant und gefährdet auch die Zukunft unserer Wirtschaft und Energieversorgung", so Keller.
Es gibt in allen Sektoren zahlreiche Optionen, um Emissionen zu reduzieren. Das größte Potenzial zeigt hier die Elektrifizierung und der Ausstieg aus fossilen Energiequellen, aber auch im Industriesektor. Besonders bei Schlüsselbereichen wie der Stahlerzeugung und im Verkehrsbereich besteht großes Einsparungspotenzial. "Essenziell ist dabei der Ausbau erneuerbarer Energien. Hier fordern wir eine bessere Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern, vor allem im Bereich des Windkraftausbaus, wo Zonierungen nicht willkürlich, sondern einheitlich und nach Windpotentialen erfolgen müssen", verlangt Keller.
Alle getroffenen Maßnahmen müssen aber auch sozial verträglich gestaltet sein, damit sie von der Gesellschaft mitgetragen werden. "Haushalte mit niedrigem Einkommen sind unverhältnismäßig stark von den Folgen der Klimakrise betroffen. Die Politik muss dafür sorgen, dass sie nicht auch noch einen Großteil der Kosten für Klimaschutz- und Klimaanpassungsmaßnahmen zahlen."
Der neue Bericht bestätigt auch hier, was GLOBAL 2000 schon lange fordert. Effektive Klimapolitik muss tief in wirtschaftliche und politische Strukturen eingreifen. "Eine sozial gerechte Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft gelingt nur, wenn Wohlstand aus der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen, der Versiegelung von Flächen und dem übermäßigen Konsum von Ressourcen gelöst wird", so Keller abschließend.
Mehr als 200 Wissenschaftler:innen haben an diesem Bericht mitgearbeitet, und über 100 externe Gutachter:innen haben an der mehrstufigen wissenschaftlichen Evaluierung mitgewirkt. Der AAR2 baut auf dem ersten österreichischen Sachstandsbericht zum Klimawandel aus dem Jahr 2014 und einer Reihe von nachfolgenden Sonderberichten auf, die vom Austrian Panel on Climate Change (APCC) und dem Climate Change Centre Austria (CCCA) koordiniert wurden.
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Quelle:
Presseaussendung, 17.06.2025
Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000
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E-Mail: office@global2000.at
Internet: www.global2000.at
veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick zum 5. Juli 2025
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