Georg-August-Universität Göttingen - 04.12.2024 11:42
Rettungsinseln für Wildbienen: Die Bedeutung von Steinbrüchen
Ein Forschungsteam der Universität Göttingen, des NABU in Rhede und des Johann Heinrich von Thünen-Instituts in Braunschweig hat die Bedeutung von Kalksteinbrüchen für den Wildbienenschutz untersucht. Dabei stellten sich vielfältige Landschaften mit starker Vernetzung zwischen Steinbrüchen und Magerrasen als besonders wertvoll heraus. Steinbrüche mit viel Gebüsch hatten dagegen eine geringere Artenvielfalt. Gefährdete Bienenarten traten häufiger in großflächigen Steinbrüchen auf. Die Ergebnisse der Studie sind in der Fachzeitschrift Journal of Applied Ecology erschienen.
Das Team erfasste Bienen in 19 überwiegend stillgelegten Steinbrüchen im Göttinger Umland mittels Kescherfängen. Dabei konnten die Forschenden 114 Arten identifizieren, darunter 35 gefährdete. Sie untersuchten, welche Eigenschaften der Steinbrüche - wie Größe, Alter, Verbuschung und Blütenreichtum - für Bienen wichtig sind und ob die Struktur der umliegenden Landschaft eine Rolle spielt. Es zeigte sich, dass alte Steinbrüche, die gut mit benachbarten Kalkmagerrasen vernetzt waren, stabilere Bestände an gefährdeten Arten aufwiesen.
"Steinbrüche bieten wertvolle Lebensräume für Wildbienen und andere Tiere und Pflanzen, die auf den selten gewordenen Kalkmagerrasen vorkommen", erklärt Dr. Felix Kirsch vom Institut für Biodiversität des Thünen-Instituts und Erstautor der Studie. Ferner hob er die Bedeutung großer, alter und blütenreicher Steinbrüche hervor. "Viele Wildbienenarten nisten im Boden und benötigen dafür häufig offene, besonnte Flächen", so Kirsch. Die geringe Wildbienenanzahl in verbuschten Steinbrüchen erkläre sich durch den Verlust dieser Strukturen.
"Steinbrüche sind deshalb offen zu halten. Das gelingt, indem lokale
Naturschutzorganisationen oder Flächeneigentümer zum Beispiel Gehölz
entfernen oder die Flächen extensiv beweiden", erklärt Thomas Alfert
vom NABU in Rhede. Auch aktive Abbautätigkeit könne hierbei einen
Beitrag leisten. Dr. Annika Haß und Prof. Dr. Catrin Westphal von der
Abteilung Funktionelle Agrobiodiversität und Agrarökologie an der
Universität Göttingen ergänzen: "Neben diesen Maßnahmen ist eine
starke Vernetzung der Steinbrüche mit benachbarten Kalkmagerrasen
entscheidend. Dadurch können die Bienen besser zwischen beiden
Lebensräumen wechseln. Magerrasen zu erhalten und wiederherzustellen
sowie Steinbrüche zu pflegen sind gute Wege, um Wildbienen zu
fördern."
Originalpublikation:
Felix Kirsch et al. Landscape diversity, habitat connectivity, age and
size determine the conservation value of limestone quarries for
diverse wild bee communities. Journal of Applied Ecology (2024).
DOI: https://doi.org/10.1111/1365-2664.14820
Weitere Informationen:
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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Georg-August-Universität Göttingen - 04.12.2024 11:42
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E-Mail: service@idw-online.de
veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 14. Februar 2025
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