Kai Hirdt
Träume bis zum Untergang
Perry-Rhodan-Heft Nr. 3327
Southside der Milchstraße, Oktober 2250 NGZ
Cameron Rioz, Jasper Cole und Bonnifer sind zusammen mit Icho Tolot in dessen Raumschiff HALUTA in der Southside der Milchstraße unterwegs, um den Träger der Schattenhand möglichst weit weg aus dem Einflussbereich seiner Verfolger zu bringen - dem Rüstungskonzern Wylon Hypertech, dessen ehemalige Sicherheitschefin Celina Bogarde immer wieder versucht hat, ihn zu entführen, um in den Besitz der Schattenhand zu kommen. Außerdem ist man auf der Suche nach einem Physiotron, durch das Cameron erneut eine Zelldusche erhalten könnte, damit er die anderen Brennenden Nichtse auf Terra und Luna löschen kann.
Der in einem Heiltank liegende Cameron Rioz ist gerade erst erwacht und will sofort berichten, welches Wissen ihm beim Erlöschen der Anomalie zugeflossen ist. Es ist ihm wichtig, dass das, was er zu sagen hat, die wichtigsten Führungspersönlichkeiten des Galaktikums hören, weshalb Tolot eine Hyperfunk-Konferenz einberuft.
Nachdem Cameron und Bonnifer sich auf der Flucht vor Shrell ins Brennende Nichts gestürzt hatten, war es ihnen gelungen, die Bewusstseine der von den Anomalien verschlungenen Terraner aufzuspüren. Diese steckten jeder für sich in einer Blase, in der sie ihre Träume auslebten. Cameron stieß sogar zu seiner Verblüffung auf die Traumblasen Guckys und Sichu Dorksteigers, obwohl diese ja eigentlich gar nicht vom Brennenden Nichts verschluckt worden waren. Deren Blasen schienen jedoch aus festem Glas zu bestehen, während die der anderen eher Seifenblasen glichen. Das mochte daran liegen, dass sich Gucky und Sichu zu der Zeit an Bord von Shrells ELDA-RON im Mentatron befanden, einem technischen Gerät, das ein kleines Brennendes Nichts in sich trug.
Ein schlimmer Hustenanfall hindert Cameron am Weitersprechen, so dass die Konferenz zur Verärgerung der Teilnehmenden abgebrochen wird. Obwohl der Medotank der HALUTA anzeigt, dass der junge Mann gesund ist, muss sich Cameron zunächst erholen. In einer wachen Phase führt er seine Erzählung nun nur noch in Gegenwart seiner Schiffsbegleiter fort. Er war in die Traumblase seiner vom Nichts verschluckten Freundin Lyta eingedrungen, die sich ein Leben in einer Luxuswohnung zurechtgeträumt hatte. Nach ihrer Version der Wirklichkeit waren sie und Cameron von Tolot gerettet worden und ihr Freund galt als Held, da er Perry Rhodan vor dem Tod bewahrt hatte. Die Zahl seiner Follower war enorm angestiegen. Cameron genoss die Zeit mit Lyta, bis Bonnifer ihn zu sich rief. Dieser warnte ihn davor, dass die Träumer alles was war, vergessen und verrückt werden würden. Als Cameron Lyta darauf aufmerksam machte, dass sie wichtige Dinge der Wirklichkeit ausblenden würde, wollte sie davon nichts wissen. Schweren Herzen verließ Cameron sie und kehrte ins Brennende Nichts zurück.
Bonnifer und Rioz war es gelungen, in Sichu Dorksteigers Traumblase einzudringen, in der ihr die fortschrittlichsten und wertvollsten Forschungsmaterialien zur Verfügung standen. Ihre Positronik nannte sie NORA - genau wie die Schiffspositronik der ELDA-RON. Sie war in der Lage, Cameron und Bonnifer durch das Mentatron auf Shrells Schiff zu schicken, wo sie materialisierten - allerdings nackt und ohne jede Verteidigungsmöglichkeit. Und da sofort nach Verlassen des Brennenden Nichts das Vergessen einsetzte, wussten sie gar nicht mehr, was sie dort eigentlich wollten.
Erst als sie wieder in die Anomalie zurückkehrten, erinnerten sie sich. Sie schmiedeten den Plan, jemanden mit Kampferfahrung mitzunehmen und fanden die Traumblase eines Raumsoldaten, der aus einer Space-Jet auf die Oberfläche eines Planeten feuerte. Er war bereit mitzukommen, scheiterte jedoch an Sichus Traumblase, die er nicht betreten konnte, was unabdingbar war, um überhaupt auf die ELDA-RON zu gelangen. Bonnifer und Cameron mussten erkennen, dass nur sie als Conduiten dazu in der Lage waren. Auch als sie versuchten, den Raumsoldaten an der Anomaliengrenze auf Terra in die Wirklichkeit zu stoßen, scheiterten sie, woraufhin der Mann immer brutaler auf seinen Traumplaneten feuerte, obwohl von dort keinerlei Gegenwehr kam.
Die beiden Conduiten mussten danach feststellen, dass immer mehr Bewusstseine verschwanden. Auch Lyta konnte Cameron nicht mehr wiederfinden. Dafür hatte Cameron mit der Zeit das Gefühl, beobachtet zu werden und zwar so nah, als atme ihm jemand trotz Körperlosigkeit in den Nacken. Und er traf NATHAN, der ihm den Satz mitgab: "Der erste Rettungsversuch muss scheitern, erst dann kann der Plan gelingen."
Cameron kann nicht weitererzählen, weil er ohnmächtig wird. Jasper Cole drängt darauf, ihn in ein Krankenhaus zu bringen, doch Tolot fürchtet, dass die Schergen Wylon Hypertechs selbst hier in der Southside ihre Spitzel haben könnten. Dennoch sucht er einen Planeten aus, der ihm relativ sicher vorkommt, um Cameron untersuchen zu lassen. Auf dem Vielvölkerplaneten Occiroga kümmert sich gegen entsprechende Bezahlung ein Vogelartiger um den Patienten, stellt aber lediglich fest, dass dieser in einen tiefen Erschöpfungsschlaf gefallen ist, in dem er träumt. Gegen Aufpreis kann Tolot Camerons Träume über eine SEMT-Haube verfolgen, wogegen Bonnifer stark protestiert und mit Verletzung der Privatsphäre argumentiert. Tatsächlich hat er Angst, Tolot könne etwas erfahren, dass ihn in Misskredit stellt.
In einer Wachphase hatte Cameron ihm einen Satz gesagt, der ihn tief erschüttert haben muss: Es täte ihm leid, aber das werde er (Bonnifer) lebenslang ertragen müssen. Der Hintergrund dieses Satzes ist folgender:
Bonnifer drang mit Cameron über das Brennende Nichts auch bis in die Agolei vor, wo der Wyconder hoffte, sein Volk habe etwas ähnliches wie das Mentatron gebaut, über das sie die Anomalie verlassen könnten. Sie fanden aber keinen Ausgang. Stattdessen wurden sie von einem Sog erfasst, der sie in die Tiefe riss und zu einem Ort brachte, an dem unglaublich viele Bewusstseine versammelt waren. Nicht nur die von Menschen, sondern auch von Wycondern. Hier vernahm Cameron auch wieder die Stimme Lytas.
Jeder einzelne, der von einer der Anomalien verschluckt worden war, befand sich an diesem Ort. Die Bewusstseine existierten in festen Kugeln, welche eine Schale bildeten, die weitere, immer kleiner werdende, ebenfalls aus Bewusstseinskugeln bestehende Schalen umschloss. In der innersten Sphäre gab es gerade mal noch zwölf Bewusstseine, von denen Cameron und Bonnifer angelockt wurden. Das Zentrum bestand aus hellem Licht und bildete einen Ausgang, durch den die beiden gingen und ihre Körper zurückerhielten. Nun befanden sie sich in einem fünf Meter durchmessenden dosenartigen Raum, dessen 'Deckel' aus neun Segmenten bestand, die wie Blütenblätter nach außen geklappt waren. Neun Leitern führten in die Höhe. Als sie über zwei von ihnen hinausgeklettert waren, befanden sie sich in den Tiefen von Rugyra. Doch da beim Verlassen des Nichts sofort das Vergessen einsetzte, wussten sie schon wieder bald nicht mehr, was sie überhaupt dorthin geführt hatte.
Bonnifer erkannte nun zwar, dass er ein Wyconder war, aber das einzige, an das er sich darüber hinaus noch erinnerte, war Terrybor. Sie stießen auf die Ordensfrau Tosmethur, die nur daran interessiert war, das Geheimnis zu bewahren, dass die Wyconder selbst an ihrer Tragödie schuld sind, da sie das Mittel, mit der ihr Heimatplanet von Shrell vernichtet worden ist, selbst gezähmt hatten, um damit zu experimentieren. Niemand darf vom Sternwürfel erfahren, hielt sie Bonnifer entgegen, der sie bekniete, die Bewusstseine zu befreien, damit sie wieder leben könnten. Diese befanden sich in einem sogenannten Paradimspeicher, der sie stabilisierte und ohne den sie dem Wahnsinn verfallen wären.
Doch Tosmethur lag nichts daran, Lebewesen zu befreien, die dann berichten könnten, was sich in den Katakomben von Rugyra befindet. Sie richtete ihre Waffe auf Cameron, den Fremden, und Bonnifer, den Technikdieb, und trieb sie ins Brennende Nichts zurück. Daraufhin zerstörte sie den Paradim-Speicher. Die konzentrischen Kugelschalen verloren ihre Festigkeit, der Abstand zwischen ihnen veränderte sich, das Licht erlosch. Die Bewusstseine verloren gewissermaßen ihren Anker und zerfielen. Fünfzig Jahre lang waren sie sicher gewesen. Und nun hatte Bonnifer in der guten Absicht, sie zu befreien, ihren Untergang herbeigeführt. An dieser Schuld würde er ewig zu leiden haben, hatte Cameron gesagt, ohne die Umstände genau zu erklären.
Nach diesem Desaster hatten sich die beiden Conduiten getrennt. Bonnifer blieb bei den Bewusstseinen, um sie zu pflegen und ihnen Trost zu spenden und Cameron wurde fortgerissen und landete bei seinem Beobachter. Zu seinem größten Erstaunen handelte es sich bei diesem um Reginald Bull. Der lebte nun schon seit 60 Jahren alleine im Sternwürfel und musste sich die ganze Zeit mit seiner Schattenhand gegen eine Heerschar von feindlichen Robotern zur Wehr setzen. Als er Shrell die Schattenhand stahl und die Restauraten aus dem Sternwürfel jagte, war es einem von denen noch gelungen, eine Waffenfabrik so zu programmieren, dass sie pausenlos Leunroboter produzierte, die Bull als Primärziel angriffen. Zwar war es ihm gelungen, einige der von ihm Zerstörten wieder zu reparieren und auf seine Seite zu ziehen, aber durch irgendetwas konnte er stets von den Feinden geortet werden. Er vermutet, dass es die Schattenhand selbst ist. Als Cameron unvermittelt vor ihm steht, ist er äußerst übellaunig und entsetzt, als er hört, dass der Paradimspeicher zerstört wurde.
Es war Reginald Bull, der Cameron das Conduitenmal gegeben hat - nicht weil der junge Trividder dafür besonders geeignet gewesen wäre, sondern weil irgendein Terraner es haben sollte, der kurz nach der Zündung das Brennende Nichts berührt hatte. Er ist äußerst ungehalten darüber, dass Cameron sich als unwürdig herausgestellt hatte, das Mal richtig einzusetzen und sich stattdessen wieder ins Brennende Nichts gestürzt hat. Weil Conduiten aber selten sind, verpasst Bull ihm eine Zelldusche. Da währenddessen ein erneuter Angriff der Roboter stattfindet, kann Bull nicht ausweichen, weil er Cameron beschützen muss. Das Physiotron wird dabei zerstört, aber Cameron kann noch unbeschadet herauskommen. Er bekommt von Bull die Schattenhand, damit er die Brennenden Nichtse auf Terra löscht. Wenn dieser wegen der fehlenden Schattenhand dann nicht mehr zu orten sein würde, könnte er möglicherweise eine der Waffenfabriken erobern und selbst Kampfroboter produzieren.
Mit der dringenden Warnung, nicht zu versuchen, die Bewusstseine im Nichts zu retten, weil sie in einem Körper nur dahinvegetieren würden, schickt Bull Cameron in die Anomalie zurück. Doch Cameron will Lyta zurückhaben. Er findet sie sogar. Sie lebt immer noch in der luxuriösen Wohnung, hat aber den Verstand verloren. Ihr größter Triumph ist die in die Milliarden gestiegene Zahl ihrer Follower. Aber in ihrer Wohnung liegen unzählige Leichen Camerons. Der echte muss mit ansehen, wie ein weiterer Traum-Cameron ihr zu Füßen kniet und ihr einen Kelch mit dem Blut seiner abgehackten Hand reicht, den sie austrinkt. Als sie Cameron entdeckt, verfolgt sie ihn, um auch ihn zu töten. Ihm bleibt nichts anderes übrig, als ins Nichts zu fliehen.
An Bord der HALUTA hegt Icho Tolot den Verdacht, dass die Verbindung zur SEMT-Haube angezapft wird und vermutet, dass ein Spitzel des Wylon Hypertech-Konzerns dahinter steckt. Für ihn kommt da nur Jasper Cole infrage. Doch es ist Bonnifer, der Cameron heimlich mit Kohlenmonoxid vergiftet hat, nachdem der den kryptischen Satz geäußert hatte, Bonnifer habe lebenslang zu leiden.
Der Wyconder dachte, Camerons Erinnerungen würden eine Schuld Bonnifers zu Tage fördern, die ihm lebenslange Gefangenschaft einbrächte. Dies hätte er nach den fünfzig Jahren Knechtschaft unter Shrell nicht ausgehalten. Deshalb will er mit Cameron fliehen und hat schon ein Raumschiff besorgt, mit dem die Flucht gelingen soll. Icho Tolot erkennt seinen Irrtum zu spät. Die Roboter, die er dem Wyconder anvertraut hat, um Jasper Cole nötigenfalls aufzuhalten, sind nun so programmiert worden, dass sie Bonnifers Flucht sichern sollen. Dabei kommt es zum Gefecht mit krankenhauseigenen Robotern. Als die den Medotank mit Cameron ins Visier nehmen, wirft Bonnifer sich dazwischen und wird tödlich getroffen.
Als Cameron erwacht, bricht ihm fast das Herz, das Bonnifer tot ist. Weil dieser immer den Wunsch hatte, in seine Heimat zurückzukehren, wird dessen Sarg auf die Reise zur Agolei geschickt, wo er in 238 Millionen Jahren ankommen wird.
30. Mai 2025
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